Hallo,
ich bin gerade dabei, meine Abschlussarbeit zu planen. Hierfür würde ich Euch gerne kurz vortragen, was ich mir zur Datenauswertung überlegt habe und vielleicht habt Ihr ja ein Feedback für mich. Das würde mich zumindest freuen!
Vielleicht zunächst kurz etwas zur Theorie (aus dem Dunstkreis der Psychologie), damit die nachfolgenden Überlegungen zur Analyse ein bisschen mehr Kontext besitzen.
Der "Raum" zwischen psychotischer Störung und einer (plakativ nun) "gesunder" Person ist nicht leer. Auch in der gesunden Population finden sich sogenannte "Psychotic-like Experiences" (also Verhaltensweisen, Wahrnehmungen, etc. welche an psychotisches Verhalten, Wahrnehmen, etc. erinnern - allerdings nicht so weit gehen, dass sie in irgendeiner Art eine klinische Diagnose rechtfertigen würden). Ein theoretisches Konstrukt, welches diesen "Raum" zwischen "gesund" und psychotischer Störung "füllt" und unter anderem die angesprochenen Psychotic-like Experiences erklärt, ist die sogenannte Schizotypie. Das Modell weist drei Facetten auf: (1) positive, (2) negative und (3) desorganisierte Schizotypie. Die Facetten sind dabei dimensional zu verstehen - die Ausprägungen lassen sich (wie könnte es anders sein) mittels Fragebogen bestimmen.
Eine Überlegung zur Psychose ist, dass betroffene Personen neutrale/unbedeutende Reize nicht so stark "filtern" wie gesunde Personen. Daraus resultieren dann mehrere Dinge, die im Endeffekt auch psychotisches Erleben erklären können.
So viel dazu.
In meiner Arbeit soll es nun darum gehen, ob sich Personen mit höherer Ausprägung der Schizotypie bei einer kognitiven Aufgabe eher von Distraktoren ablenken lassen. Oder anders formuliert: Ob die drei Facetten der Schizotypie gewisse Kennwerte bei der kognitiven Aufgabe erklären.
Die kognitive Aufgabe besteht zunächst einmal nur darin, möglichst schnell Objekte zu zählen (oder dergleichen). Bei der Aufgabe werden zusätzlich im Hintergrund Distraktoren angezeigt, welche die Versuchsperson ablenken sollen. Es gibt theoriegeleitet vier verschiedene Gruppen an Distraktoren.
Als Kennwerte bei der kognitiven Aufgabe erhebe ich:
(a) Fehler bei Aufgaben,
(b) die Reaktionszeit (bis zur Antwort) und
(c) die Dauer, mit welcher die Versuchsperson den Distraktor fixiert hat.
Jeder Versuchsteilnehmer würde mehrere Aufgaben zu jeder Distraktor-Gruppe tätigen.
Zunächst möchte ich herausfinden, ob es zwischen den vier Distraktor-Gruppen Unterschiede hinsichtlich der Kennwerte gibt.
Daher dachte ich daran, zunächst eine MANOVA (mit Messwiederholung) zu rechnen:
AV 1,2,3 = Fehler, Reaktionszeit, Fixationsdauer
UV = Distraktorgruppe (als Faktorstufen dann die vier unterschiedlichen Distraktor-Gruppen)
Post hoc würde ich ggf. überprüfen wollen, wie sich die Gruppen genau unterscheiden.
Damit könnte ich die Annahme, dass die Berücksichtigung der unterschiedlichen Distraktor-Gruppen wichtig ist, überprüfen.
Im zweiten Schritt möchte ich herausfinden, ob die drei Facetten der Schizotypie die Kennwerte a, b und c der kognitiven Aufgabe erklären können.
Dafür wollte ich pro Kennwert vier multiple Regression rechnen:
Fehler (bei Distraktor 1) = (positive Schizotypie) + (negative Schizotypie) + (desorganisierte Schizotypie)
Fehler (bei Distraktor 2) = (positive Schizotypie) + (negative Schizotypie) + (desorganisierte Schizotypie)
Fehler (bei Distraktor 3) = (positive Schizotypie) + (negative Schizotypie) + (desorganisierte Schizotypie)
Fehler (bei Distraktor 4) = (positive Schizotypie) + (negative Schizotypie) + (desorganisierte Schizotypie)
Reaktionszeit (bei Distraktor 1) = (positive Schizotypie) + (negative Schizotypie) + (desorganisierte Schizotypie)
Reaktionszeit (bei Distraktor 2) = (positive Schizotypie) + (negative Schizotypie) + (desorganisierte Schizotypie)
Reaktionszeit (bei Distraktor 3) = (positive Schizotypie) + (negative Schizotypie) + (desorganisierte Schizotypie)
Reaktionszeit (bei Distraktor 4) = (positive Schizotypie) + (negative Schizotypie) + (desorganisierte Schizotypie)
Fixationsdauer (bei Distraktor 1) = (positive Schizotypie) + (negative Schizotypie) + (desorganisierte Schizotypie)
Fixationsdauer (bei Distraktor 2) = (positive Schizotypie) + (negative Schizotypie) + (desorganisierte Schizotypie)
Fixationsdauer (bei Distraktor 3) = (positive Schizotypie) + (negative Schizotypie) + (desorganisierte Schizotypie)
Fixationsdauer (bei Distraktor 4) = (positive Schizotypie) + (negative Schizotypie) + (desorganisierte Schizotypie)
Damit könnte ich am Ende die Frage beantworten, ob und wie die drei Facetten der Schizotypie Einfluss auf die kognitive Aufgabe haben. Sollte es einen Einfluss geben, könnte ich ggf. argumentieren, dass eine höhere Ausprägung bei Facette X mit einem "geringeren Filtern" der Umweltreize einhergeht.
So viel zu meinen Überlegungen.
Nun die Frage, die ich Euch gerne stellen möchte: Sind diese Überlegungen aus statistischer Sicht sinnvoll?
Gerate ich in eine wie auch immer geartete Falle?
Beste Grüße
F.