Moderationsanalyse mittels multipler Regression

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Moderationsanalyse mittels multipler Regression

Beitragvon MStrunz » Sa 25. Jul 2020, 11:23

Guten Morgen, ich würde mich über eure Unterstützung freuen :-)
In meiner Masterarbeit untersuche ich den Zusammenhang von dem Ausmaß an Home Office (Stundenanzahl/ Woche) und dem allgemeinen Belastungsempfinden. Dieser Zusammenhang ist gem. einer linearen Regressionsanalyse nicht signifikant.

Frage 1: ist meine Hypothese dann entsprechend zu verwerden, da p> 0.05, oder muss ich hier einen ppost hoc Test durchführen, ob ich die gefundene Korrelation überhaupt mit der Stichprobe hätte signifikant finden können und entsprechend das Ergebnis nicht interpretieren kann?

Die Gruppe habe ich dann auch noch einmal geteilt, ob die Personen gleichzeitig auch in Kurzarbeit waren/ nicht waren und habe einen t-test gemacht, ob sich die Gruppen signifikant im Belastungsempfinden unterscheiden.
Dann wollte ich in zwei Moderationsmodellen den Einfluss der Persönlichkeitseigenschaften "Offenheit für Erfahrung" und "Extraversion" auf den Zusammenhang von Home Office und Belastung überprüfen.

Frage 2: Macht diese Moderationsanalyse (in Form einer multiplen Regression) überhaupt Sinn, wenn der Grundzusammenhang nicht signifikant miteinander korreliert?

Frage 3: Als Bedingung für die Multiple Regression (Moderationsanalse) steht der lineare Zusammenhang der jeweiligen Prädikatoren mit dem Kriterium. Wie kann ich Vorgehen, wenn dies eher nicht gegeben ist?

Fall es dann noch soweit kommen sollte:
Frage 4: Auch hier möchte ich dann nochmal unterscheiden zwischen Personen, die gleichzeitig in Kurzarbeiter sind oder nicht, ob der MOderationseffekt sich dann signifikant voneiander unterscheiden. WIe kann ich das überhaupt berechnen?


Und dann eine allgemeine Frage: Wenn ich bisher korrekt gerechnet habe (SPSS) ist keine meiner Hypothesen der Masterarbeit anzunehmen bzw. weiter beizubehalten. WIe würdet ihr damit umgehen?

Ich bin euch sehr dankbar für eure Unterstützung, Marie
MStrunz
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Re: Moderationsanalyse mittels multipler Regression

Beitragvon strukturmarionette » Sa 25. Jul 2020, 19:23

Hi,

Dieser Zusammenhang ist gem. einer linearen Regressionsanalyse nicht signifikant.

- N?; Zielpopulation?; Stichprobenbeschreibung?; Variablenbeschreibung?; Messprocederes? ..


Gruß
S.
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Re: Moderationsanalyse mittels multipler Regression

Beitragvon Holgonaut » So 26. Jul 2020, 07:46

Hi,

zur Frage 1: Das ist eine seltsame Überlegung. Wenn er n.s. ist dann ist er n.s. Das ist nicht gleichbedeutend mit "der Effekt ist 0", sondern die Daten sprechen nicht für einen Effekt. Viel zentraler ist die Frage, ob die Etablierung von Home-office exogen oder endogen ist. D.h. gibt es confounder, die das Wohlbefinden beeinflussen und homeoffice, oder beeinflusst sogar das Wohlbefinden, dass jemand in homeoffice geht.

Frage 2: Eine Moderatorenanalyse setzt keinen main effect voraus. Gerade wenn es keinen main effect gibt, kann sie ja interessante Ergebnisse liefern.

Das beantwortet auch Frage 3. Weder eine Moderatoranalyse noch eine Mediatoranalyse setzen irgendwelche Beziehungen voraus. Diese nicht ausrottbaren Überzeugungen restultieren aus der in der Psychologie kultivierten ausgehen von Beobachtungen hin zu Regressionanalysen. Andersrum wird ein Schuh draus. Beginne mit Theorie hin zu Modellen. Korrelationen folgen aus den Effekten; nicht andersrum

Frage 4: Das klingt nach einer triple interaktion. Multipliziere die beiden Moderaten jweils mit homeoffice und dann multipliziere alle 3. Dann wird üblicherweise eine hierarchische regression gemach mit den Stufen a) controls + main effects (oder die sogar noch mal separat), b) 2way Produktterme, c) 3way Produktterm.

Bitte googlen um mehr darüber zu erfahren. Das alles setzt natürlich ein anständiges N voraus und deine Bereitschaft zum Verknoten Deines Gehirns beim Interpretieren der Ergebnisse. Das Problem bei der Steigerung von Komplexität und Nicht-Linearität ist natürlich, dass damit die Verständlichkeit, Interpretierbarkeit und Relevanz der Effekte abnimmt.

Zur letzten Frage: Wenn nichts rauskommt, interpretierst du das in der Diskussion. WIe gesagt, ein anständiges N wäre schon wichtig. Die Interpretation "low power" ist immer die unangenehmste. Aber wenn die power hoch ist, die Hypothese stark ist, dann ist ein n.s. Ergebnis informativ. Die übelste Kombination ist low power, schwache Hypothese (man musste sich einen abwurschteln, um sie zu begründen und dann kommt nix raus....

HTH
Holger
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Re: Moderationsanalyse mittels multipler Regression

Beitragvon strukturmarionette » So 26. Jul 2020, 14:54

Hi,

Eine Moderatorenanalyse setzt keinen main effect voraus. Gerade wenn es keinen main effect gibt, kann sie ja interessante Ergebnisse liefern.

- wir könnte eine diesbezügliche sinnvolle Moderatoren-Arbeitshypothese lauten?

Gruß
S.
strukturmarionette
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Re: Moderationsanalyse mittels multipler Regression

Beitragvon Holgonaut » Mo 27. Jul 2020, 08:28

Hi,

ich muss micht korrigieren. Ein existierender Modderatoreffekt bedeutet ja gerade, dass es keinen main effect (=conditional effect) gibt. Ich bin immer wieder verwirrt, dass gängigerweise erst eine main effect - Hypothese kommt und anschließend eine Moderatorhypothese. Klar kann es einen first-oder-Effekt geben und der wird bei symmetrischer Verteilung des Moderators auch äquivalent sein zu einem "main effect" (also Effekt ohne Produktterm).

Die Hypothese unterscheidet sich aber nicht von anderen Moderatorhypothesen, also entweder fokussiert auf die Interaktion beider Variablen oder aber, dass du voraussagst, dass der Effekt von X moderiert wird von Z, gefolgt von der Spezifikation der Art der Moderation (d.h. von negativ bis positiv oder von 0 zu positiv[negati] oder von leicht positiv zu stärker positiv.

Grüße
Holger
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Re: Moderationsanalyse mittels multipler Regression

Beitragvon MStrunz » Mo 27. Jul 2020, 18:50

Hallo Holger,

vielen Dank für deine Informationen! Ich denke, dass ich mit N = 180 ganz gut rechnen kann oder?

Hinsichtlich der triple interaction und einer hierarchischen Regressionsanalyse muss ich mich dann nochmal vertieft einlesen :D

Die Hypothese konnte ich als Forschungslücke aus einer Studie entnehmen, von daher denke ich, dass ich dies dann auch durch z.B. den EInfluss von Corona und entsprechenden Vergleichen zu anderen Ländern etc. interpretieren kann (Eigentlich besteht der Zusammenhang, aber z.B. in den aktuellen Zeiten ist man eher froh, dass man noch von Zuhause arbeiten kann und in Deutschland die entsprechende Infrastruktur gegeben ist)… Was meinst du?

Vielen Dank und Gruß,
Marie
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