STATISTIK-FORUM.de

[PhilippS28]

Hey zusammen,

Ich habe eine 5-Punkte Multi-Item-Skala genutzt, um das wahrgenommene Image einer Marke zu erfassen. Das sieht bei mir dann folgendermaßen aus:

Frage: Was sagen die Beiträge über die Marke aus? Die Marke steht für mich für....
1. Intelligenz (, stimme nicht zu, stimme eher nicht zu, neutral, stimme eher zu, stimme zu,)
2. Schönheit (stimme nicht zu, stimme eher nicht zu, neutral, stimme eher zu, stimme zu, )
3. Sportlichkeit (Stimme nicht zu, stimme eher nicht zu, neutral, stimme eher zu, stimme zu,)
4. Individualität (Stimme nicht zu, stimme eher nicht zu, neutral, stimme eher zu, stimme zu)

Mir ist bewusst, dass meine Variablen eigentlich ordinal skaliert sind, jedoch habe ich gerade Folgendes gelesen: "Die Antworten werden dann numerisch codiert, z.B. von 1 (trifft zu) zu 5 (trifft nicht zu). Zur Auswertung können die Items einer Skala summiert werden." (quelle: https://statistikguru.de/blog/wie-analy ... -test.html)

Stimmt ihr da zu?

LG, Phil

[bele]

Wie immer ist das nicht so einfach, wie es zunächst scheint. Darf ich als Leseeinstieg auf meinen Beitrag hier verweisen: nutzung-des-forums-f44/likertskalen-und-anderes-t9192.html ?

Was den von Dir verlinkten Artikel angeht -- Im Abstract der dargestellten Arbeit steht beispielsweise:

MWW had a power advantage when one of the samples was drawn from a skewed or peaked distribution. Strong power differences between the t test and MWW occurred when one of the samples was drawn from a multimodal distribution.

daraus macht Dein Artikel:

der Unterschied in der statistischen Power zwischen beiden Verfahren ist meist vernachlässigbar

Im Original steht:

Fourteen diverse Likert population distributions were defined (Table 1). These distributions were considered representative for the possible distributions that may occur in real Likert item data.

daraus macht Dein Artikel

Die Autoren identifizierten 14 verschiedene Verteilungen, die von echten Likert-Daten stammen.

Da würde ich andere Texte auf der Seite mit größter Vorsicht lesen.

LG,
Bernhard

[PhilippS28]

Hey Bernhard,

erstmal herzlichen Dank für deine hilfreiche und ausführliche Antwort.

Ich habe deinen Beitrag zu Likert Skalen bereits gelesen und komme zu dem Schluss, dass es sich bei mir um eine tatsächliche Likert Skala, keine Ratingskala handelt. Demnach sollte eine numerische Codierung, Summierung und ein anschließender t-Test eine Möglichkeit zum Testen der Hypothese darstellen, oder?

Leider ist folgender Link "https://wpgs.de/fachtexte/frageboegen/1 ... em-skalen/" in deinem Beitrag unter Punkt 3 nicht mehr abrufbar. Es könnte daher sein, dass ich mit meiner Annahme falsch liege.

Darf ich dich fragen, wie du bei meiner oben genannten Likert Skala verfahren würdest? n=180, nicht normalverteilt.

Beste Grüße,
Philipp

[bele]

Die Frage ist, wo diese 4 Items herkommen. Sind die von jemand anderem schon mal erstellt und an einer größeren Stichprobe validiert worden? Laden sie auf einen Faktor und haben sie eine passable interne Konsistenz? Dann ist es durchaus üblich, daraus eine Summen- oder Durchschnittsskala zu bilden und damit zu rechnen, als ob da was metrisch wäre. Wenn das selbst ausgedachte Items sind, dann würde ich da vorsichtiger sein und mir allermindestens die Mühe machen, ein Cronbach alpha auszurechnen.

Die andere Seite der Medaille ist, welchen Anspruch man an die Arbeit stellt. Wenn man in einem Top-Journal mit Impact Factor 15 publizieren will oder wenn das die Habilitationsschrift eines Mathematikers ist dann wird man andere ansprüche stellen als für die Zufriedenheitsumfrage im örtlichen Kaninchenzüchterverein.

LG,
Bernhard

[PhilippS28]

Hey Bernhard,

zwei der Items stammen aus einer bestehenden Skala, die anderen habe ich hinzugefügt, das Cronbach alpha liegt aber bei 0,85. Hintergrund ist eine Bachelorthesis im Marketing.
Ich würde nun die Items zu einer Variable summieren und einen Einstichproben-Wilcoxon-Test durchführen. Hältst du das für sinnvoll? n=180, nicht normalverteilt.

LG, Philipp

[bele]

die anderen habe ich hinzugefügt, das Cronbach alpha liegt aber bei 0,85.

Das ist schonmal nicht schlecht. Wenn das für Dich reicht, dann ist es gut. Wenn Du etwas mehr machen willst könntest Du systematisch ausprobieren, ob das alpha steigt, wenn Du eines der vier weglässt (bedeutet dann viermal alpha bestimmen -- Suchbegriff Cronbach-mesbah-curve ). Kann aber dazu führen, dass Du nachher eines weglassen musst.

Hintergrund ist eine Bachelorthesis im Marketing.

Kann ich nicht einschätzen, wie anspruchsvoll man da statistisch sein muss. Meine eigene Dissertationsschrift würde ich heute ganz anders auswerten als damals, auch wenn es damals gereicht hat.

Ich würde nun die Items zu einer Variable summieren und einen Einstichproben-Wilcoxon-Test durchführen. Hälst du das für sinnvoll? n=180, nicht normalverteilt.

Du kannst bei n = 180 auch einen t-Test valide durchführen. Der muss bei Nichtnormalverteilung nicht mehr die bessere Power haben als der Wilcoxon-Test, aber er hat den Vorteil, dass Du dann Aussagen über den Mittelwert machen kannst. Unter dem Mittelwert können sich die meisten Leser etwas vorstellen.
Ich habe gestern hier etwas über Bootstrapping vom Median geschrieben. Das könnte vielleicht auch für Dich eine interessante Option sein: https://stats.stackexchange.com/questio ... 747#488747

LG,
Bernhard