Mediation oder Moderation

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Mediation oder Moderation

Beitragvon chrikel » Di 8. Dez 2020, 12:44

Hallo!

In meiner Masterarbeit habe ich die Fairness, die Ausprägung eines schlechten Gewissens nach der Fairness-Aufgabe und die Regeleinhaltung bei Kindern gemessen (in dieser zeitlichen Reihenfolge). Nun lautet meine Hypothese, dass Kinder, die nach (eigenem) unfairem Verhalten KEIN schlechtes Gewissen zeigen, weniger die Regel im folgenden Spiel einhalten, wohingegen Kinder, die nach (eigenem) unfairem Verhalten EIN schlechtes Gewissen zeigen, stärker die Regel im folgenden Spiel einhalten. Ist das nun eine Moderation oder eine Mediation?

Vielen Dank im Voraus! :)

Beste Grüße
Christina
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Re: Mediation oder Moderation

Beitragvon PonderStibbons » Di 8. Dez 2020, 16:34

Ich verstehe den Versuchsaufbau und -ablauf leider nicht.
Und mit welchen Instrumenten wurde gemessen?
Nebenbei, wie groß ist die Stichprobe?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Mediation oder Moderation

Beitragvon chrikel » Di 8. Dez 2020, 19:03

1. Messung, wie fair/unfair sich Kinder verhalten, indem Kinder 10 Sticker zwischen sich selbst und einem anderen Kind frei aufteilen durften. Das andere Kind war nicht anwesend, doch würde die Sticker später bekommen (stimmte natürlich nicht, es gab kein anderes Kind). Währenddessen verschloss der Versuchsleiter die Augen, sodass die Kinder frei verteilen durften.
2. Messung des schlechten Gewissens, indem die Anzahl der Blicke des Kindes während der Verteilung gezählt wurde, die zum Versuchsleiter gerichtet waren (i.S.v. "Hat der auch noch die Augen zu?").
3. Spiel zur Regeleinhaltung, auch bekannt als Marshmallow-Test: "Unter dem Tuch ist eine Überraschung für dich. Schau aber bitte noch nicht drunter, sondern warte bis ich wieder komme". Dann verlässt der Versuchsleiter den Raum für 5min. AV ist dann, ob das Kind die Regel, nicht unter das Tuch zu schauen, gebrochen hat oder nicht,

Stichprobe von 69 VPs, aber je nach Messung gibt es unterschiedliche Dropouts aufgrund von Verweigerung, Ablauf gestört, Versuchsleiterfehler, etc. Bei der Fairness-Messung mussten 25 VPs ausgeschlossen werden, ebenso bei der Messung des schlechten Gewissens, und bei dem Spiel zur Regeleinhaltung mussten 28 VPs ausgeschlossen werden.
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Re: Mediation oder Moderation

Beitragvon PonderStibbons » Di 8. Dez 2020, 19:48

AV ist dann, ob das Kind die Regel, nicht unter das Tuch zu schauen, gebrochen hat oder nicht,

Binär? Vielleicht sollte man zusätzlich auch noch die Zeit messen.

Blickverhalten hat hier sowohl Charakteristika eines Mediators als auch eines Moderators.
Die Frage erscheint mir aber nun etwas seltsam. Du musst ja wissen, ob Dich aus theoretischen
Gründen eine Moderation der eine Mediation interessiert und dementsprechend den
Versuch gestalten. Erst den Versuch aufzubauen und dann zu fragen womit man es
nun eigentlich zu tun hat, scheint mir nicht der richtige Weg. Daher die Frage, was
soll der Versuch denn klären bzw. welche theoriegeleitete Hypothese steckt dahinter?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Mediation oder Moderation

Beitragvon chrikel » Mi 9. Dez 2020, 11:22

AV ist dann, ob das Kind die Regel, nicht unter das Tuch zu schauen, gebrochen hat oder nicht,

Binär? Vielleicht sollte man zusätzlich auch noch die Zeit messen.

Nicht nur, wir haben einen Score erstellt i.S.v. "nach weniger als der Hälfte der Zeit das Tuch berührt", "nach mehr als der Hälfte der Zeit das Tuch berührt", "nach weniger als der Hälfte der Zeit unter das Tuch geschaut", etc.. Fand ich jetzt nur zu ausschweifend und unnötig kompliziert, das zu erklären.

Du musst ja wissen, ob Dich aus theoretischen Gründen eine Moderation der eine Mediation interessiert und dementsprechend den Versuch gestalten. Erst den Versuch aufzubauen und dann zu fragen womit man es nun eigentlich zu tun hat, scheint mir nicht der richtige Weg.

Durch Corona war es nicht möglich, eigene Testungen durchzuführen, sodass ich auf aufzeichnete Videos zurückgreifen musste. Die Videos wurden schon vor Jahren aufgenommen und da wurde eben die beschriebene Testbatterie verwendet. Hat schon alles seinen Sinn. :D

Daher die Frage, was soll der Versuch denn klären bzw. welche theoriegeleitete Hypothese steckt dahinter?

Meine Hypothese lautet, dass Kinder, die nach (eigenem) unfairem Verhalten KEIN schlechtes Gewissen zeigen, weniger die Regel im folgenden Spiel einhalten, wohingegen Kinder, die nach (eigenem) unfairem Verhalten EIN schlechtes Gewissen zeigen, stärker die Regel im folgenden Spiel einhalten.
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Re: Mediation oder Moderation

Beitragvon PonderStibbons » Mi 9. Dez 2020, 12:38

Fand ich jetzt nur zu ausschweifend und unnötig kompliziert, das zu erklären
.
Da es sich demnach um einen ordinalen Score als AV handelt, wäre als Analysemethode an
ordinale logistische Regression zu denken.
Durch Corona war es nicht möglich, eigene Testungen durchzuführen, sodass ich auf aufzeichnete Videos zurückgreifen musste. Die Videos wurden schon vor Jahren aufgenommen und da wurde eben die beschriebene Testbatterie verwendet. Hat schon alles seinen Sinn.

Wäre hilfreich gewesen zu wissen.
Meine Hypothese lautet, dass Kinder, die nach (eigenem) unfairem Verhalten KEIN schlechtes Gewissen zeigen, weniger die Regel im folgenden Spiel einhalten, wohingegen Kinder, die nach (eigenem) unfairem Verhalten EIN schlechtes Gewissen zeigen, stärker die Regel im folgenden Spiel einhalten.

Demnach sind initial "faire" Kinder (sofern vorhanden) in die Analyse nicht einbezogen?
Man könnte den Score in der Marshmallow-Situation in einer ordinalen Regression
vorhersagen durch die Baseline-Fairness, Grad des schlechten Gewissens und deren
Wechselwirkung.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Mediation oder Moderation

Beitragvon chrikel » Mi 9. Dez 2020, 18:06

Demnach sind initial "faire" Kinder (sofern vorhanden) in die Analyse nicht einbezogen?

In der oben erwähnten Hypothese nicht, nein. Jedoch gibt es weitere Hypothesen, die auch faire Kinder einbeziehen, beispielsweise die, dass nach fairer Ressourcenverteilung weniger Betrug im Marshmallow-Test erfolgt.

Man könnte den Score in der Marshmallow-Situation in einer ordinalen Regression vorhersagen durch die Baseline-Fairness, Grad des schlechten Gewissens und deren Wechselwirkung.

Das ist eine fantastische Idee, danke! Also wäre in dem Fall gar keine Moderations-/Mediationsanalyse notwendig?
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Re: Mediation oder Moderation

Beitragvon PonderStibbons » Mi 9. Dez 2020, 18:13

Für die statistische Analyse ist eine Moderations- bzw. Mediatonshypothese nie notwendig.
Der statistische Algorithmus weiß nicht, was wir uns bei alledem denken.

Mit freundlichen Grüßen

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