Signifikanztest?!?!?!

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Signifikanztest?!?!?!

Beitragvon lala247 » Mo 14. Mai 2012, 13:23

Hallo ihr lieben!

Ich haben ein ganz dringendes Problem: Kurz vor Fertigstellung meiner Magisterarbeit erwartet meine Betreuerin plötzlich noch einen Signifikanztest meiner Hypothesen. Ich habe eigentlich eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring gemacht, bei der die Ergebnisse anschließend zusammengefasst und interpretiert wurden, wodurch sie zu zählbaren Begriffen umgewandelt wurden. Diese Ergebnisse wurden dann graphisch dargestellt und mittels ihrer relativen & prozentualen Häufigkeit in der Auswertung miteinander verglichen.

Mit der Auswertung gibt es demnach keine Probleme, aber dieser Signifikanztest macht mich fertig. Es geht bei meiner Arbeit um Wertevermittlungen in Romanen. Ergo wurden 6 Romane aus 2 unterschiedlichen Epochen untersucht und miteinander hinsichtlich der vermittelten Werte verglichen. Die Werte werden zuerst nach ihrer Grunderscheinung und anschließend anhand der einzelnen Wertmerkmale herausgefiltert. So ist man beispielsweise (Wert) Selbstbestimmt, wenn man sich selbstbestimmt, bestimmt, kontrollierend und unabhängig (Wertemerkmale) verhält.

Die Stichprobe habe ich so gelöst, dass ich jeweils ca. 20 Seiten aus jedem Buch analysiert habe. Mittelwert und Abweichung habe ich auch schon herausgefiltert. Und jetzt stehe ich an. Nach welchem Testverfahren soll ich meine Hypothesen testen? Ich habe echt keine Ahnung und google hilft mir da auch nicht sehr viel weiter.

Meine Hypothesen gestalten sich so, dass ich Frage:

Was für Werte von Schwartz werden in den Romanen vermittelt?

Wenn der Wert der Selbstbestimmung vermittelt wird, dann zeichnen sich die Protagonistinnen durch ein selbstbestimmtes, kontrolliertes, bestimmtes und unabhängiges Verhalten aus.

Wie mache ich da nach Welcher Weise den Signifikanztest? Ich frage de facto ja nicht nach Zahlenwerten. Hilfe!! :(
lala247
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Re: Signifikanztest?

Beitragvon PonderStibbons » Mo 14. Mai 2012, 13:49

Meine Hypothesen gestalten sich so, dass ich Frage:
Was für Werte von Schwartz werden in den Romanen vermittelt?
Wenn der Wert der Selbstbestimmung vermittelt wird, dann zeichnen sich die Protagonistinnen durch ein selbstbestimmtes, kontrolliertes, bestimmtes und unabhängiges Verhalten aus.

Ich sehe da jetzt eigentlich keine testbare Hypothese. Das ist eine
Beschreibung Deiner Operationalisierung.

Falls das Ziel Deiner Arbeit tatsächlich war:
Es geht bei meiner Arbeit um Wertevermittlungen in Romanen. Ergo wurden 6 Romane aus 2 unterschiedlichen Epochen untersucht und miteinander hinsichtlich der vermittelten Werte verglichen.

und Du hast die Häufigkeit der einzelnen vermittelten Werte pro
20 Seiten ausgezählt, dann wäre die einfachste Möglichkeit, die n=6
Romane aus der einen Epoche versus n=6 Romane aus der anderen
Epoche zu Wert für Wert zu vergleichen (wie viele Werte wurden
überhaupt untersucht/gemessen?). Also exemplarisch: in der Gruppe
"Romane aus Epoche A" (n=6) werden an "Selbstbestimmungs-Textstellen"
gezählt 5, 8, 12, 5, 7, 3 und in der Gruppe "Romane aus Epoche B" (n=6)
wird gezählt 6, 8, 12, 15, 2, 3. Die beiden Gruppen vergleichen kann man
mit dem Mann-Whitney U-Test. Geht auch mit relativen Häufigkeiten,
falls damit gemeint ist "Anteil der Selbstbestimmungs-Textstellen an
allen Textstellen in diesem Buch, in denen Werte vermittelt werden".

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Signifikanztest?!?!?!

Beitragvon lala247 » Mo 14. Mai 2012, 16:43

Hi!

Danke für deine schnelle Antwort! Ich kann deiner Erklärung folgen. Hoffentlich finde ich online eine Erklärung wie man den Test im Excel macht. ^^

Ah, ja. Stimmt. Sorry, meine Hypothese war eh anders...

Hypothese:
Wenn Schwartz‘ Werte auch auf deutsche Romane zutreffen, werden sie in den zu
untersuchenden Werken aus beiden Epochen signifikant auftauchen.

oder:

Hypothese:
Wenn in den Werken weder ein organistisches Bedürfnis nach Kontrolle und
Bestimmung, noch nach Kreativität, Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Neugier
vermittelt wird, dann wird nicht der Wert der Selbstbestimmung weitergegeben.

Für die Stichprobe habe ich wie gesagt jeweils 20 Seiten untersucht. Da es sich um drei Bücher pro Epoche handelt, kommen folglich 120 Seiten zusammen. Auf diesen Seiten wurden insgesamt 86 Wertenennungen getätigt. Bei dieser ersten, allgemeinen Betrachtung wurden diese 86 (40 in Epoche 1 und 46 in Epoche 2) Nennungen den Werten von Schwartz untergeordnet (er stellte 10 Stück auf, sodass man beispielsweise in Epoche 1 (2001) auf 5 Nennungen für Selbstbestimmung, 2 für Benevolenz, 0 für Tradition... und Epoche 2 (2011) auf 0 Nennungen für Selbstbestimmung, 3 für Hedonismus, 30 für Macht, etc kommt). Beim ersten Rechenschritt für die Hypothese eins, (Wenn Schwartz‘ Werte auch auf deutsche Romane zutreffen, werden sie in den zu
untersuchenden Werken signifikant auftauchen.) habe ich anschließend den Mittelwert des jeweiligen Werts in Relation zu den insgesamt 6 Büchern berechnet.

Für die Untersuchung, ob sich eine Verschiebung der vermittelten Werte innerhalb der beiden Epochen ereignet hat, habe ich dann den Mittelwert eines jeden Wertes in der jeweiligen Epoche in Relation zur Grundgesamtheit der Werte der jeweiligen Epoche berechnet. Also z.b. der Mittelwert für Benevolenz im Jahr 2001 ist im Bezug auf alle im Jahr 2001 genannten Wertenennungen x,xx.

Anschließend habe ich sie schon, wie du auch beschrieben hast den Epochen nach zugeordnet =
n (2001)=3
Mit 5,12,2 Erwähnungen der Bnevolenz

n (2011)=3
Mit 0,24,5 Erwähnungen der Benevolenz

Aber wie berechne ich das Ganze, wenn ich mir später nur den Wert mit der Erwähnung seines Merkmals anschaue? Zum Beispiel handelt es sich bei Textpassagen um die Nennung der Macht, wenn Aussagen, die auf Kontrolle, Dominanz oder Bestimmung über andere deuten lassen.
Muss ich das in dem Fall für jedes einzelne Merkmal berechnen und dann miteinander vergleichen?

Also:

n (2001 / Macht)=3
Mit 3,2,8 Erwähnungen der Kontrolle
n (2001 / Macht)=3
Mit 9,12,4 Erwähnungen der Bestimmung
n (2001 / Macht)=3
Mit 5,12,2 Erwähnungen der Dominanz

n (2011 / Macht)=3
Mit 6,2,8 Erwähnungen der Kontrolle
n (2011 / Macht)=3
Mit 1,6,0 Erwähnungen der Bestimmung
n (2011 / Macht)=3
Mit 2,22,0 Erwähnungen der Dominanz


Abschließend habe ich noch eine Frage zu meiner allgemeinen Auswertung, nicht dem SIgnifikanztest.
Bei meiner richtigen Auswertung habe ich die relativen Häufigkeiten der einzelnen Werte und ihrer Wertemerkmale nicht bezüglich der einzelnen Bücher sondern im Vergleich zur Grundgesamtheit des jeweiligen Wertes im jeweiligen Jahr ausgerechnet. Bespw. wurde 2011 118mal der Wert der Selbstbestimmung insgesamt genannt. Davon gingen 25 Erwähnungen an die Unabhängigkeit. Durch das Dividieren der Einzelnennungen (25)durch die Grundgesamtheit (118) komme ich dann auf 0,211864407, was die relative Häufigkeit ist und somit eine prozentuale Häufigkeit von 21,18% bedeutet. Meine Aussage wäre also: "Im Jahr 2001 gab es 118 Erwähnungen der Selbstbestimmung. Bezüglich ihrer expliziten Merkmalsnennung fallen somit 21,18 % der Unabhängigkeit zu." Ist das falsch, weil ich bei dieser Berechnung die einzelnen Bücher per se außer Acht lasse?

Liebe Grüße und vielen, vielen lieben Dank für die Hilfe!!!
lala247
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Re: Signifikanztest?

Beitragvon PonderStibbons » Mo 14. Mai 2012, 19:52

Hypothese:
Wenn Schwartz‘ Werte auch auf deutsche Romane zutreffen, werden sie in den zu
untersuchenden Werken aus beiden Epochen signifikant auftauchen.

Klingt nicht nach einer statistischen Hypothese. Was heißt im vorliegenden
Kontext signifikant?
Wenn in den Werken weder ein organistisches Bedürfnis nach Kontrolle und
Bestimmung, noch nach Kreativität, Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Neugier
vermittelt wird, dann wird nicht der Wert der Selbstbestimmung weitergegeben.

Sind der wenn Teil und der dann Teil zwei voneinander unabhängige Messungen?
Oder ist das eine die Definition des anderen?
n (2001)=3
Mit 5,12,2 Erwähnungen der Benevolenz
n (2011)=3
Mit 0,24,5 Erwähnungen der Benevolenz

Ach so, nur 3 versus 3.
Damit wirst Du nichts Brauchbares an Inferenzstatistik (Signifkanztests)
zustande bekommen, zu geringe Datenbasis für die Tests. Das sollte eigentlich
auch Deiner Betreuerin einleuchten, sofern sie nicht auf dem falschen Pferde
sitzt und annimmt, die einzelnen Seiten bildeten die Stichprobe.
Ist das falsch, weil ich bei dieser Berechnung die einzelnen Bücher per se außer Acht lasse?

Wäre meine Auffassung. Ich würde die Anteile pro Werk berechnen und dann
erst mitteln.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Signifikanztest?!?!?!

Beitragvon lala247 » Di 15. Mai 2012, 08:34

Hi PonderStibbons,

mit Signifikant meine ich nachweislich, also, dass meine Ergebnisse zeigen, dass die Werte tatsächlich in den Romanen vorkommen. Dein Kommentar mit der nicht-statistischen Hypothese verstehe ich. Darum habe ich mit dem Ganzen ja auch so ein Problem. Für mich frage ich nicht vordergründig nach Statistischen ergebnissen, sondern ob und wenn ja in welcher Art und Weise diese Werte vermittelt werden. Das ist für mich in erster Instanz eine Qualitative Untersuchung. Den quantitativen Aspekt habe ich ja nur für den Schluss mit reingenommen, damit meine Ergebnisse auch gut in Grafiken veranschaulicht werden können.

Bei der zweiten Hypothese geht es um die Definition des anderen. Also um die Untersuchung ob die aufgestellten Merkmale der Variable Selbstbestimmung auch in den Romanen vorkommen und in welcher Ausprägung sie dabei zu finden sind. Dafür habe ich die Bücher zuerst generell nach dem Wert Selbstbestimmung untersucht und nachfolgend geschaut mit welchen Merkmalen er auftritt.

Meine Betreuerin weiß, dass ich insgesamt "nur" 6 Bücher analysiert habe. Vielleicht stürzt sie sich ja auf meine insgesamt erhobenen 1300 Werteausprägungen. Immerhin waren es ja dennoch ca. 2000 Seiten, die ich untersucht habe. Mehr Romane gingen nicht, da das Material nach meinen Kriterien zu gering aus der ersten Epoche war.

Aber wie auch immer. Das ist einfach nur zum Mäusemelken!

LG,
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Re: Signifikanztest?

Beitragvon PonderStibbons » Di 15. Mai 2012, 09:30

Finde ich nicht. Die qualitative Vorgehensweise und der Untersuchungsumpfang
sind ja wohl mit de Betreuerin abgestimmt und von ihr abgesegnet worden.
Quantitatve Gesichtspunkte können durch Deskriptivstatistiken, Grafiken und
Tabellen einfließen. Für ein Daraufsatteln von inferenzstatistischen Verfahren
sehe ich weder viel Anlass noch ausreichende Möglichkeit. Aber frage doch
besser noch einmal nach, was genau der Betreuerin denn da vorschwebt.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Signifikanztest?!?!?!

Beitragvon lala247 » Mi 16. Mai 2012, 11:09

Witz des Tages: Meine Betreuerin hat sich meine Arbeit anscheinend vorher nicht genau angeschaut. Gestern bei der Sprechstunde ging ihr dann das Licht auf. Alles statistische ist unnötig, da ich ne qualitative Analyse gemacht habe....

Danke dennoch!!! :)
lala247
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