Skalenniveau und statistische Auswertung

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Skalenniveau und statistische Auswertung

Beitragvon SMBRT » So 27. Jun 2021, 15:20

ich verzweifle gerade etwas an der statistischen Auswertung meine Umfrage für die Bachelorarbeit..
Es geht um die Skalenniveaus meiner Fragen und um die richtige Auswahl der deskriptiven Maße und die Inferenzstatistik.

Könnte mir jemand verraten um welches Skalenniveau es sich bei den drei folgenden Variablen handelt?

1. Häufigkeit des Konsums von Fitness-Inhalten auf Instagram, abgefragt auf einer Skala wie folgt:
nie = überhaupt nicht
selten = weniger als einmal pro Woche
manchmal = einmal bis mehrmals pro Woche
häufig = einmal pro Tag
sehr häufig = mehrmals am Tag

2. Essverhalten, abgefragt durch das Messinstrument Eating Disorder Examination Questionnaire. Hier müssen Anagben gemacht werden, wie häufig bestimmte Aussagen bzgl. des Essverhaltens vorhanden sind (in Anzahl der Tage und Häufigkeit pro Monat).
Von 28 Tagen im Monat, wie oft stimmen Sie der Aussage zu. —> soll auf den Skalen von „niemals“ bis „jedes Mal“ / „überhaupt nicht“ bis „deutlich“ / „kein Tag“, „1-5 Tage“, „6-12 Tage“, „13-15 Tage“,.. „jeden Tag“ beantwortet werden.
Bei dem Instrument wird am Ende ein Summenscore gebildet. Je höher der Summenwert, desto unnormaler ist das Essverhalten.

3. Fragebogen zum Körperbild, der Aussagen zum Körperbild beinhaltet und auf einer Skala (1-5) angegeben werden muss, wie stark diesen zugestimmt wird oder nicht. Zur Auswertung wird ein Skalensummenwert durch Summierung der Itemwerte gebildet und mit den Normwerten vergleichen.


Die Häufigkeit des Konsums von Fitnessinhalten stellt meine unabhängige Variable dar. Ich möchte untersuchen, welchen Einfluss die Häufigkeit auf das Essverhalten und das Körperbild hat (Abhängige Variablen).
Welche statistischen Analysen und Tests lassen sich hierbei anwenden (deskriptiv und inferenzstatistsisch) ?

Ich hoffe, ihr könnt mir helfen.

Über jede Antwort bin ich sehr dankbar!
Liebe Grüße und einen schönen Restsonntag- :)
SMBRT
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Re: Skalenniveau und statistische Auswertung

Beitragvon PonderStibbons » So 27. Jun 2021, 16:10

SMBRT hat geschrieben:1. Häufigkeit des Konsums von Fitness-Inhalten auf Instagram

Das ist eine Ordinalskala.
2. Essverhalten, abgefragt durch das Messinstrument Eating Disorder Examination Questionnaire.

Könnte man als intervallskaliert ansehen. Da es anscheinend ein gängies Messinstrument ist, vielleicht
mal in Referenzstudien schauen, wie das dort behandelt wird.
3. Fragebogen zum Körperbild, der Aussagen zum Körperbild beinhaltet und auf einer Skala (1-5) angegeben werden muss, wie stark diesen zugestimmt wird oder nicht. Zur Auswertung wird ein Skalensummenwert durch Summierung der Itemwerte gebildet und mit den Normwerten vergleichen.

Der Summenwert ist wohl intervallskaliert, bei den Normwerten handelt es sich womöglich um
eine Ordinalskala. Ich würde im Zweifel den Rohwert verwenden und die Normierungskriterien
(Alter? Geschlecht? Bildungsgrad?) als Ko-Variablen in die Analysen einbeziehen.
Die Häufigkeit des Konsums von Fitnessinhalten stellt meine unabhängige Variable dar. Ich möchte untersuchen, welchen Einfluss die Häufigkeit auf das Essverhalten und das Körperbild hat (Abhängige Variablen).

Das sieht allerdings nach rekursiven Zusammenhängen aus. Körperbild und Essverhalten beeinflusst Fitnessverhalten, Fitnessverhalten
beeinflusst Körperbild und Essverhalten, alle werden zugleich von Drittvariablen beeinflusst.
Welche statistischen Analysen und Tests lassen sich hierbei anwenden (deskriptiv und inferenzstatistsisch) ?

Du könntest bi-variate Zusammenhänge zwischen Fitnessverhalten und Körperbild mit Spearman-Rangkorrelationen
analysieren.

Allerdings wirst Du sicher noch weitere Variablen wie Alter, Geschlecht etc. einbeziehen. Man könnte
Essverhalten bzw.. Körperbild als abhängige Variable in einer multiplen linearen Regression verwenden,
Fitnessverhalten umwandeln in 4 dummy-Variablen, je eine für jede Stufe (die oberste oder die unterste Stufe
kriegt keine dummy-Variable, weil das redundant wäre) und weitere Variablen hinzunehmen.

Es wäre sicherlich eine Überlegung wert, auch die Wechswelwirkungen Geschlecht*Fitnessverhalten bzw.
Alter*Fitnessverhalten einzubeziehen. Denn es ist wohl nicht abwegig anzunehmen, dass der Zusammenhang
zwischen Fitnessverhalten und Essverhalten bzw. Körperbild womöglich je nach Geschlecht unterschiedlich
eng ist. In dem Fall, also wenn man solche Wechselwirkungen einbeziehen möchte, wäre es von der Durchführung
her einfacher, eine Varianzanalyse statt lineare Regression zu rechnen, mit Fitnessverhalten als 5stufigem Faktor
sowie den Ko-Variablen. Das ist der linearen Regression letztlich sehr ähnlich.

Es kommt bei alldem allerdings auf eine ausreichend große Stichprobe an, die ganz zentrale Angabe der
Stichprobengröße fehlt allerings noch.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Skalenniveau und statistische Auswertung

Beitragvon SMBRT » So 27. Jun 2021, 20:07

Vielen lieben Dank für die schnelle Antwort!

Die Stichprobe ist N=189

Würde ich dann für jede Beziehung zwischen der abhängigen und unabhängigen Variable eine separate Analyse machen? Also z.B. für die Beziehung zwischen der Häufigkeit des Konsums von Fitness-Inhalten und dem Essverhalten mit einer Zusammenhangsanalyse und anschließend die inferenzstatistsische Auswertung machen und danach dasselbe für die Beziehung zum Körperbild?
Wie werte ich das Ganze überhaupt infenezstatistisch aus? Die Zusammenhangsanalyse ist ja eher Teil der deskriptiven Statistik, oder habe ich das falsch verstanden?


Was für eine Varianzanalyse wäre das denn? Habe von ANOVA und MANOVA gelesen. Damit bin ich allerdings völlig unerfahren. Gibt es dabei auch Voraussetzungen bzgl. des Skalenniveaus? Bei einer linearen Regressionsanalyse müssen die Variablen ja mindestens verhältnisskaliert sein, oder? Das wäre bei der Abhängigen Variable (Häufigkeit des Konsums von Fitnessinhalten) ja nicht der Fall.


Ach und ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich noch zwei Mediator-Variablen habe (Sozialer Vergleich und Internalisierung des Schlankheitsideals).
Weißt du zufällig, wie ich Mediatorbeziehungen zusätzlich statistisch auswerte?

Ich bin leider echt total am verzweifeln und die Abgabe ist bereits in drei Wochen.. Hätte nicht gedacht, dass die statistische Auswertung so komplex ist.. Aber naja, Kopf in den Sand stecken hilft leider nicht. Da muss ich jetzt wohl irgendwie durch.. :cry:
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Re: Skalenniveau und statistische Auswertung

Beitragvon PonderStibbons » So 27. Jun 2021, 20:52

Würde ich dann für jede Beziehung zwischen der abhängigen und unabhängigen Variable eine separate Analyse machen?

Körperbild und Essverhalten sind nicht zwei Aspekte desselben Konstruktes, vermute ich.
Insofern scheint es nahezuliegen, das getrennt zu analysieren. Aber das ist nicht meine
Entscheidung. Wenn man das zusammen analysieren möchte, dann als Multivariate
Varianzanalyse.

Wie werte ich das Ganze überhaupt infenezstatistisch aus? Die Zusammenhangsanalyse ist ja eher Teil der deskriptiven Statistik, oder habe ich das falsch verstanden?

Ich verstehe leider nicht so recht, worauf auf Du hinaus willst. Ich habe mitgeteilt, mit welchen
Verfahren bzw. Modellen man die Zusammenhänge analysiert, und in dem Zuge kann man
auch statistische Signifikanztests durchführen.
Was für eine Varianzanalyse wäre das denn? Habe von ANOVA und MANOVA gelesen.

Ok, Du hast demnach das erfordliche Wissen nicht. Das ist nicht grundsätzlich schlimm,
aber in der aktuellen Situation natürlich fatal. Da bin ich jetzt etwas ratlos, wie es weitergehen soll.
Vielleicht reichen die Korrelationsanalysen. Meines Erachtens solltest Du das mit Deinem Betreuer
besprechen. Die Datenauswertuhg hätte in der Planungsphase zumindest skizziert werden müssen,
da verstehe ich Deine Betreuer nicht.
Ach und ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich noch zwei Mediator-Variablen habe (Sozialer Vergleich und Internalisierung des Schlankheitsideals).
Weißt du zufällig, wie ich Mediatorbeziehungen zusätzlich statistisch auswerte?

Ach Herrje. Das würde bedeuten, "keep it simple" geht nicht? Wie man das auswertet, das weiß ich.
Mit der Antwort würdest Du nicht viel anfangen, weil Mediatoranalysen kompliziert sind und
ich hier nicht sehr breit erklären kann. Bzw. nicht möchte. Eventuell machst Du Varianzanalysen
bzw. eine multivariate Varianzanalyse ohne Mediatoren und dann nochmal mit Mediatoren. Wenn die
Wirkung von Sport gänzlich über die beiden Mediatoren vermittelt wird, dann müsste der Effekt
von Sport verschwinden.
die Abgabe ist bereits in drei Wochen..

Dringende Rücksprache mit der Betreuung?
Eventuell besorgst Du Dir ein paar hundert Euro und beauftragst eine Statistikberatung.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons

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