Auswertungsverfahren bei zwei unterschiedlichen Skalen

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Auswertungsverfahren bei zwei unterschiedlichen Skalen

Beitragvon FranziiV » Do 19. Aug 2021, 12:38

Hallo,

ich muss für eine Studienleistung einen Fragebogen auswerten und habe noch nie etwas im Bereich Statistik gemacht. Leider ist das Internet voll mit irgendwelchen Möglichkeiten für Berechnungen und ich bin einfach "erschlagen" von den ganzen Verfahren. Ich hoffe, ich finde auf diesem Weg jemanden, der/die mir helfen kann, das richtige Auswertungsverfahren zu wählen.

Ich habe zwei Konstrukte, welche über 2 Fragenblöcke erfasst werden.
Konstrukt A: 4 Fragen mit Ja-Nein als Antwort (diese sind denke ich dichotom nominalskaliert).
Konstrukt B: 6 Fragen mit den Antwortmöglichkeiten sehr-eher-weniger-garnicht (ordinalskaliert oder quasi-metrisch intervallskaliert ???).

Ich möchte nun herausfinden, ob ein Zusammenhang zwischen beiden Konstrukten besteht und müsste wohl eine Korrelation berechnen lassen (ich nutze PSPP mit Hilfe von Youtube-Anleitungen). Welches Auswertungsverfahren nutze ich hier? Ich hatte mich bereits für eine Kreuztabelle und Chi² entschieden, bin jedoch so unsicher und je mehr ich über Auswertungsverfahren lese, desto mehr Verfahren finde ich, die zutreffen könnten (zuletzt habe ich etwas über ETA-Korrelation gelesen, was wohl auch mit nominal x intervallskaliert funktionieren könnte?).

Wie gesagt, ich habe hier keine Ahnung und hoffe, es kann mir jemand helfen.

Vielen dank vorab!
Franzi
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Re: Auswertungsverfahren bei zwei unterschiedlichen Skalen

Beitragvon PonderStibbons » Do 19. Aug 2021, 13:12

Ich habe zwei Konstrukte, welche über 2 Fragenblöcke erfasst werden.
Konstrukt A: 4 Fragen mit Ja-Nein als Antwort (diese sind denke ich dichotom nominalskaliert).

Die Items sins kategorial, ja. Aber es klingt, als wolltest Du die 4 Antworten zusammenfassen ("Anzahl ja-Antworten").
Konstrukt B: 6 Fragen mit den Antwortmöglichkeiten sehr-eher-weniger-garnicht (ordinalskaliert oder quasi-metrisch intervallskaliert ???).

Die Items sind ordinal. Wenn man die Antwortstufen codiert (z.B. 3-2-1-0) und das über die 6 Fragen
summiert, könnte man es landläufig als intervallskaliert behandeln.
Ich möchte nun herausfinden, ob ein Zusammenhang zwischen beiden Konstrukten besteht

Leider fehlt die essenzielle Angabe der Stichprobengröße. Solltest Du nicht die Items, sondern
die aggregierten Messungen miteinander in Beziehung setzen wollen, dann wäre eine
Spearman-Rangkorrelation, eventuell auch eine Pearson-Korrelation denkbar.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Auswertungsverfahren bei zwei unterschiedlichen Skalen

Beitragvon FranziiV » Do 19. Aug 2021, 13:46

Hallo, danke für die schnelle Antwort!

Ich habe 20 Teilnehmer befragt (also nur sehr wenig aber das ist okay).
Ja, ich würde immer die jeweiligen Fragen zusammenfassen (eine neue Variable berechnen über den Durchschnit (PSPP "Mean)), zumindest hätte ich das so gedacht. Und dann sozusagen die beiden "neuen" Variablen in Beziehung setzen.
Müssten bei Pearson-Korrelationen nicht zwei intervallskalierte Skalen vorliegen bzw. Spearman orinalskaliert (zumindest lese ich das bei Google)? Weil wenn ich es jetzt richtig verstanden habe, sind diese Ja-Nein-Fragen nominalskaliert und damit würde das nicht gehen?

Sorry für die vielen Fragen.

Viele Grüße
Franzi
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Re: Auswertungsverfahren bei zwei unterschiedlichen Skalen

Beitragvon PonderStibbons » Do 19. Aug 2021, 14:53

Weil wenn ich es jetzt richtig verstanden habe, sind diese Ja-Nein-Fragen nominalskaliert und damit würde das nicht gehen?

Die Items sind kategorial. Aber die werden in der Zusammenhanganalyse nicht ausgewertet. Sondern eine neue Variable, die auf Basis der Items gebildet wird.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Auswertungsverfahren bei zwei unterschiedlichen Skalen

Beitragvon bele » Do 19. Aug 2021, 16:38

Hallo Franzi,

Du hast schon recht, die Ja- Nein-Fragen sind ordinalkaliert, die Antwort auf die Frage, "wieviele `Ja` kommen vor?" kann aber ausgezählt werden ist damit verhältnisskaliert (vier `Ja` sind doppelt so viele wie zwei `Ja`) .

Du hast schon Recht, dass da eine gewisse Beliebigkeit hineinspielt. Bestimmt wird sich Dein Gewissen diesbezüglich etwas beruhigen, wenn Du DIch einerseits zu Likertskalen und andererseits zu Rasch-Analysen beliest. Ein LEseeinstieg in Likertskalen könnte hier gelingen: nutzung-des-forums-f44/likertskalen-und-anderes-t9192.html
Eine Rasch-Analyse wäre der sauberste analytische Weg, braucht aber viele Fälle und erübrigt sich wahrscheinlich schon bei n = 20, auch wenn ich das gerade nicht so genau im Kopf habe.

LG,
Bernhard
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Re: Auswertungsverfahren bei zwei unterschiedlichen Skalen

Beitragvon FranziiV » Do 19. Aug 2021, 23:46

Hallo,

nochmals danke für die Antworten. Ich habe mir nochmal Literatur dazu durchgelesen, doch verstehe ich es (leider) immer noch nicht so wirklich. Diese Rasch-Analyse habe ich tatsächlich noch nie gehört.

Ich habe es so verstanden, wenn ich den Mittelwert aus meinen 4 Ja/nein-Fragen bilde, dann ist die Skala nicht mehr nominalskaliert, sondern verhältnisskaliert? Leider wüsste ich dann trotzdem nicht so recht, wie es weiter geht.



Und nun stehe ich eben vor dem Problem, dass ich den Zusammenhang herausfinden will und nicht weiß, wie. Ich habe in einem anderen Seminar bisher nur mit Pearson R gearbeitet, aber ich dachte eben, dass das hier nicht möglich ist. Ich besitze bisher nur PSPP-Anleitungen zu Pearson R, Spearman Rho, KReuztabellen /Chi Quadrat, Phi-Koeffizient und Cramers V, t-Test. Weitere Verfahren sollten (Denke ich) nicht zwingend relevant sein, da uns im Seminar nichts anderes vorgestellt wurde.

Ich würde mich echt freuen, wenn ich hierzu nochmal ein Feedback bekommen könnte.

Viele Grüße
Franzi
Zuletzt geändert von FranziiV am Mi 1. Sep 2021, 22:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Auswertungsverfahren bei zwei unterschiedlichen Skalen

Beitragvon bele » Fr 20. Aug 2021, 07:54

Hallo Franzi,

FranziiV hat geschrieben:Diese Rasch-Analyse habe ich tatsächlich noch nie gehört.


So wie die Umstände klingen ist das ein guter Hinweis darauf, dass Du sie auch nicht gebrauchen kannst. Vergiss das am besten solange, bis Du eigene Fragebogen entwerfen und validieren musst und selbst dann...

Ich habe es so verstanden, wenn ich den Mittelwert aus meinen 4 Ja/nein-Fragen bilde, dann ist die Skala nicht mehr nominalskaliert, sondern verhältnisskaliert?


Sagen wir so: Um überhaupt einen Mittelwert bilden zu können musst Du addieren können. Um den Mittelwert bilden zu können musst Du also schon annehmen, dass die Antworten mehr als nur ordinalskaliert seien. Ja, das ist inkonsistent. Nein, das entspricht nicht dem, was Du eigentlich über Skalenniveaus gelernt hast aber weil es alle so machen, reden wir nicht groß darüber. Und wenn doch mal jemand sagt, schwingen wir einen Zauberstab, sagen dreimal laut "Likertskala", dann raucht es ein wenig, oktarine Funken stieben und wenn der magische Rauch sich verzieht ist die Frage vom Tisch.

Wenn das eine Aufgabe ist, die Deine Lehrer Dir gegeben haben und Dein Ausbildungsstand sich in den aufgeführten Verfahren erschöpft, dann wird bestimmt gemeint sein, dass Du Skalenmittelwerte bildest und diese dann als quasi-metrisch verwurstest. Wie gesagt: Die Entscheidung zum quasi-metrischen ist bereits vor der Mittelwertsbildung gefallen.

Da ich mir inzwischen überhaupt nicht mehr sicher bin, ob meine vorherigen Überlegungen überhaupt Sinn machen, würde ich vielleicht nochmal genauer erklären, um was es genau geht:


Das ist immer eine gute Idee und ich rate Dir, das auch bei zukünftigen Fragen so zu machen. Konkret ist für das Forum fast immer besser als abstrakt, zumindest in der Eingangsfrage. Wenn wir es abstrakter brauchen, fragen wir dahingehend schon nach.

Und nun stehe ich eben vor dem Problem, dass ich den Zusammenhang herausfinden will und nicht weiß, wie. Ich habe in einem anderen Seminar bisher nur mit Pearson R gearbeitet, aber ich dachte eben, dass das hier nicht möglich ist.


Sowohl die Pearson als auch die Spearman-Korrelation sind anwendbar.

LG,
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Re: Auswertungsverfahren bei zwei unterschiedlichen Skalen

Beitragvon FranziiV » Mo 30. Aug 2021, 13:22

Hallo,

wenn auch etwas verspätet wollte ich mich nochmal für die Antworten bedanken! Diese haben mir doch sehr weitergeholfen und ich denke, diese Studienleistung ist damit auch geschafft.

Viele Grüße
Franzi
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