Hallo zusammen,
im Rahmen meiner Forschungsarbeit möchte ich die PLS-SEM nutzen, da PLS für mein Forschungsdesign besser geeignet ist als die CB-SEM.
Ich möchte mein Zielkonstrukt, das „organisationale Umdenken“, möglichst gut erklären und stehe vor einem großen Fragezeichen bei der Strukturtheorie. Nach meinem Verständnis berechnet sich das Bestimmtheitsmaß R² durch das aufaddieren aller direkten und indirekte Effekte zwischen den Konstrukten, wobei die Pfadkoeffizienten bei indirekten Effekten multipliziert werden. Meine Frage ist nun, ob ich bei der PLS-SEM negative Hypothesen bzw. Pfadkoeffizienten vermeiden sollte, da diese die Prognosekraft meines Modelles verringern? Wenn ich also drei Konstrukte X1, X2 und X3 mit einem direkten Effekt von X1 -> X3 und einem indirekten Effekt von X1 über X2 auf X3 habe und entweder X1 -> X2 oder X2 -> X3 negativ sind, wird dadurch meine Prognosekraft verringert. Sollte ich dies bei der PLS-SEM, deren Ziel eine möglichst gute Vorhersage des Zielkonstrukts ist, demnach vermeiden?
In meinem konkreten Fall ist die sachlogische Überlegung etwas vereinfacht wie folgt: Ich prognostiziere, dass ein „höherer Technologieeinsatz“ (X1) zu einem „stärkeren organisationalen Umdenken“ (X3) führt. Mein Modell zielt insgesamt darauf ab, einen möglichst hohen Wert für das Zielkonstrukt „Organisationales Umdenken“ (X3) zu erhalten, wobei die Auswirkung des Technologieeinsatzes besonders interessant und neu in diesem Kontext ist. Ein Teil meines Modells enthält außerdem folgende Hypothesen: „Höherer Technologieeinsatz“ (X1) führt zu „besseren Lieferketten“ (X2) und "bessere Lieferketten“ (X2) führen zu einem „geringeren organisationalen Umdenken“ (X3). Somit würde die Prognosekraft insgesamt reduziert werden? Ähnliche zu X2 existieren weitere Konstrukte.
Ein invertieren des Vorzeichens macht für mich aus sachlogischer Sicht keinen Sinn, da ich dann beide Hypothesen umformulieren müsste und wieder vor dem gleichen Problem stehe (weniger Technologie -> schlechtere Lieferketten -> stärkeres organisationales Umdenken), dass sowohl X1 als auch X3 positiv oder negativ formuliert sein sollten.
Ich habe zur PLS-SEM natürlich unterschiedliche Literatur gelesen, u.a. von Hair et al. (2017, 2021), bin jedoch nie auf diese Frage gestoßen. Gibt es für dieses Problem vielleicht eine konkrete Bezeichnung?
Vielen Dank für eure Hilfe!