Hallo meine Damen,
Tanja, dir fehlt das fundamentale Verständnis über zentrale Konzepte (latente Variablen) in einem SEM. Eine latente Variable ist DIE angenommene empirische Entität,
die kausal irgendeine Rolle spielt - und zwar a) auf die beobachtete Welt (Messungen, Beobachtungen) als auch b) auf andere latente Variablen.
Egal ob du items oder Skalen als Indikatoren verwendest, und ob sie selbst - oder fremdentwickelt sind, es sind immer messfehlerbehaftete manifeste Variablen.
In einem reflektiven Faktormodell besteht die Annahme, dass mehrere manifeste Indikatoren durch eine ZUGRUNDELIEGENDE latente Variable verursacht werden.
@Verena: Daher hab ich etwas Zweifel bei Deiner mental health (ich glaube das aber schon mal gesagt zu haben
)
Ganz streng genommen sollten Einzelitems als Indikatoren verwendet werden. Allerdings ist es auch Usus die Skalenwerte (Mittelwert o.ä.) als manifeste Variablen zu nehmen. Besonders bei selbst gebildeten Skalen solltest du hier allerdings noch überprüfen, ob sie soweit homogen sind (durch Reliabilitätsanalysen oder Faktoranalysen)
Du beschreibst das so, als sei das ein Extra-Schritt, den man vorher macht. Aber ein Messmodell ist Teil eines komplexen Modells - bzw. sollte es sein - da dies ein besserer Test des Messmodells ist.
Es in das Gesamtmodell einzuordnen (wegen mir auch in einer CFA, in der die latenten Variablen frei korrelieren), impliziert viele Restriktionen - z.B. müssen die Korrelationen zwischen den Indikatoren zweier latenter Variablen eine Funktion der Ladungen, Varianzen der latenten Variablen und Zusammenhänge der latenten Variablen sein. Du solltest EFAs vermeiden, weil die kaum Restriktionen haben und Reliabilitätsanalysen machen nur NACH dem SEM/CFA Sinn.
Tanja:
In anderen Büchern steht, dass jedoch nur direkt gemessene Variablen manifeste Variablen sind und solche selbstgebildeten Skalen eigentlich latente Variablen sein müssten (z.B. Schulleistung als latente Variable aus Deutsch-, Mathe- und Englisch-note).
Man liest viel Quatsch! Das Schulleistungs-Beispiel ist das beste Beispiel. Schulleistung ist das AGGREGAT der Einzelnoten. Wenn du wie ich oben beschrieben habe, das als reflektives Modell spezifizierst, bekommst du eine latente Variable, die der Deutsch, Mathe- und Englisch-Note kausal zugrunde liegt. Da fragt man sich, was das dann ist: Fleiß? Intelligenz? In jedem Fall die Ursache aller drei Einzelleistungen.
Soweit erst mal
Grüße
Holger