Wahl von Tests für Auswertung Fragebogen

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Wahl von Tests für Auswertung Fragebogen

Beitragvon LAKMaa95 » Fr 1. Apr 2022, 09:05

Hallo zusammen,

meine letzten Statistik Kurse sind zugegebenermaßen schon eine Weile her. Nun geht es jedoch mit großen Schritten in Richtung Masterarbeit und ich habe keine Ahnung, wie ich meine Umfrage am besten Auswerte.
Nehmen wir an, ich habe folgende Variablen:
w,x,y,z (einfach um es leichter zu machen, ich berücksichte hier nicht die übliche Schreibweise mit unabhängiger und abhängiger Variable)
Meine Hypothesen sind:
H1: w und x haben keine Beziehung (sind statistisch unabhängig?)
H2: w und y stehen in keiner Beziehung zu einander
H3: x hat positiven Einfluss auf y
H4: Effekt von x auf y ist von z mediated.

So. Jetzt kommt die spannende Frage: Welche Tests mache ich hierfür am besten? Für H1 und H2 würde ich den Chi^2 Test machen wollen. Macht das Sinn? Welche Voraussetzungen muss ich dafür prüfen?
Mein Problem ist vor allem H3+H4. Grund: Ich weiß schon, dass x nicht signifikant mit y korreliert ist. Kann ich dann trotzdem eine Mediationsanalyse machen?! Und: Um den Effekt von x auf y zu testen: Reicht die Korrelation um zu zeigen, dass es keinen signifikanten Effekt gibt, oder muss ich eine Regressionsanalyse machen? Es ist schlimm, aber bei mir sind nur Fragezeichen.
Danke für die Hilfe!!
VG
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Re: Wahl von Tests für Auswertung Fragebogen

Beitragvon PonderStibbons » Fr 1. Apr 2022, 09:58

Nehmen wir an, ich habe folgende Variablen: w,x,y,z

Wie lautet das Thema der Studie und welches sind die konkreten Fragestellungen?
Was sind das für Variablen und wie wurden sie konkret gemessen? Wie groß ist die
Stichprobe? Wofür ist die Studie, an wen richtet sich das?
VG

wtf

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Wahl von Tests für Auswertung Fragebogen

Beitragvon LAKMaa95 » Fr 1. Apr 2022, 10:08

Also das Thema ist, wie sich Gier von Selbst-Interesse unterscheidet und ob Gier ein Predictor für die Fähigkeit Manager zu sein ist.
w ist in dem Fall die Variable Selbst-Interesse. Im Fragebogen gemessen mit einem validierten Test, bei dem man zwischen verschiedenen Zahlungen auswählen kann. Am Ende ergibt dies einen Score. Je höher der Score, umso selbstloser handelt man.
Gier ist die Variable x. Gemessen mit einem qualitativen Test (10 Fragen, zwischen "trifft überhaupt nicht zu", zu "Trifft absolut zu". Daraus wird ein Score gebildet. y ist Managerial abilities. Gemessen mit 3 Tests die verschiedene Kriterien prüfen. Am Ende wird aus den Ergebnissen ein Score gebildet. Z ist schließlich das Verlangen, Manager zu werden. Gemessen mit Skala: Wie hoch würdest du dein Verlangen einschätzen Manager zu werden?

Das heißt mit anderen Worten:
H1: Selbstinteresse ist unabhängig von Gier
H2: Selbstinteresse hat keinen EInfluss auf die Fähigkeit Manager zu sein
H3: Gier hat einen positiven Effekt auf die Fähigkeit Manager zu sein
H4: Der Effekt von Gier auf die Fähigkeit Manager zu sein wird durch das Verlangen Manager zu sein mediated.

Stichprobengröße = 100; Gerichtet hauptsächlich an Studenten

Vielen Dank!
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Re: Wahl von Tests für Auswertung Fragebogen

Beitragvon PonderStibbons » Fr 1. Apr 2022, 11:06

Es sieht danach aus, als könnte man alle beteiligten Variablen als intervallskaliert behandeln
(die Selbsteinschätzungs-Skala wurde nicht weiter beschrieben, aber ich unterstelle da auch
einmal dort).
H1: Selbstinteresse ist unabhängig von Gier
H2: Selbstinteresse hat keinen EInfluss auf die Fähigkeit Manager zu sein

Das ginge jeweils über eine Pearson-Korrelation oder eine einfache lineare Regression. Man muss nur bei
der Interpretation aufpassen. Eine Null-Korrelation in der Grundgesamtheit nachzuweisen ist schwierig.
Ein nicht-signifikanter Test des Zusammenhanges kann entweder darauf beruhen, dass tatsächlich kein
oder allenfalls ein verschwindend geringer Zusammenhang besteht, oder darauf, dass es sich um ein
falsch-negatives Testergebnis handelt. Man sollte sich zumindest ein 95%-Konfidenzintervall für den
Korrelationskoeffizienten ausrechnen lassen, um einen Eindruck für die stichprobenabhängige Variablilität
des Koeffizienten zu bekommen.
H3: Gier hat einen positiven Effekt auf die Fähigkeit Manager zu sein

Auch wieder eine Pearson-Korrelation oder lineare Regression.
H4: Der Effekt von Gier auf die Fähigkeit Manager zu sein wird durch das Verlangen Manager zu sein mediated.

Demnach Gier => Verlangen => Fähigkeit? Wenn, wie Du schreibst, ein Zusammenhang
zwischen Gier und Fähigkeit nicht nachzuweisen ist, stellt sich in der Tat die Frage, wozu
dann noch eine Mediationsanalyse. Ich kenne den theoretischen Hintergrund nicht (mir
leuchtet daher dieses Mediationsmodell in keiner Weise ein), aber wäre das nicht auch eher
etwas für Moderationsanalysen nach dem Muster "Gier hängt erkennbar zusammen mit der
Fähigkeit, Manager zu sein, wenn zugleich Faktor XY vorhanden (bzw. hoch ausgeprägt) ist"?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Wahl von Tests für Auswertung Fragebogen

Beitragvon LAKMaa95 » Fr 1. Apr 2022, 11:32

Lieber PonderStibbons,

ganz herzlichen Dank für Deine Antwort. Das hilft schon mal sehr!
Zunächst einmal: Hat es einen Grund, dass du mir die Pearson Korrelation und nicht Chi^2 vorschlägst? Nur für mein Verständnis. Mich würde interessieren, ob ich den Einsatz des Tests falsch verstanden habe. Nach meiner Auffassung hätte ich diesen nämlich für H1 und H2 auch verwenden können.

Und ja, wenn ich so darüber nachdenke hast du recht. Das heißt ich würde eine Moderationsanalyse machen. Wie gesagt, meine Statistik Kenntnisse sind vollständig eingerostet, deshalb verzeih mir bitte "blöde" Fragen. Aber das würde bedeuten, ich würde:
1. Regression fon Gier und Manager Fähigkeit testen, dann (in meinem Fall) herausfinden, dass es keine Verbindung gibt. Dann würde ich im 2. Schritt das Verlangen in das Modell mit aufnehmen und hoffen, dass ich dann ein signifikantes Ergbnis habe. Hätte ich dann eine Moderation? Oder würdest du mir raten, die Moderationsanalyse direkt über das PROCESS Makro in SPSS zu machen?

Vielen Dank nochmal.

Mit freundlichen Grüßen
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Re: Wahl von Tests für Auswertung Fragebogen

Beitragvon PonderStibbons » Fr 1. Apr 2022, 11:57

Zunächst einmal: Hat es einen Grund, dass du mir die Pearson Korrelation und nicht Chi^2 vorschlägst?

Das geht aus dem ersten Satz meines letzten Beitrags hervor. Chi² ist für kategoriale Variablen.
Oder würdest du mir raten, die Moderationsanalyse direkt über das PROCESS Makro in SPSS zu machen?

Ich würde raten, sich erst nochmal zu vergewissern, was eine Moderation eigentlich ist. Zentral
für die statistische Analyse ist die Wechselwirkung Moderator*erklärende Variable. Die Durchführung
kann man vermutlich mit Process machen.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Wahl von Tests für Auswertung Fragebogen

Beitragvon LAKMaa95 » Fr 1. Apr 2022, 13:44

Ah okay super, dann verstehe ich das! Danke sehr. :)

Zum zweiten Punkt: Das ist genau meine Frage. Die Situation ist folgende:

Angenommen (neues Modell):
x = Gier --> unabhängige Variable
y= Fähigkeit Manager zu sein --> abhängige Variable
w= Verlangen --> moderator

x ist nicht signifikant mit y korreliert. Jedoch ist w sowohl signifikant mit x als auch mit y korreliert. Macht eine Moderationsanalyse dann sinn?
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Re: Wahl von Tests für Auswertung Fragebogen

Beitragvon PonderStibbons » Fr 1. Apr 2022, 16:41

Wäre genau dieses Modell theoretisch sinnvoll? Ich hatte die Vermutung, es gäbe noch andere Variablen, die
potenziell Moderatoren sein könnten.

Was die Zusammenhänge angeht, es wäre günstig (aber nicht zwingend erforderlich), wenn der Moderator nicht
der erklärenden und auch nicht mit der abhängigen Variablen korreliert ist. Die erklärende Variable muss für sich
genommen jedoch nicht mit der abhängigen Variable korreliert sein. Vereinfacht mal "Gier" als kategorial
angenommen (gierig ja/nein) und als Moderator "Bildungsstufe" (50% hoch und 50% nichthoch): Fähigkeit gieriger
Hochgebildeter 0 Punkte, gieriger nicht-Hochgebildeter 10 Punkte. Fähigkeit ungieriger Hochgebildeter 10 Punkte,
ungieriger nicht-Hochgebildeter 0 Punkte. Durchschnittliche Fähigkeit wäre damit bei den Gierigen genauso wie bei den
Nichtgerigen = 5. So betrachet gibt es keinen Zusammenhang. Aber innerhalb der Subgruppen gibt es sehr
wohl jeweils einen starken Zusammenhang, der sich zwischen den Subgruppen eben gegenseitig aufhebt, vgl.
hiermit.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Wahl von Tests für Auswertung Fragebogen

Beitragvon LAKMaa95 » Di 5. Apr 2022, 10:18

Hallo,

ich habe mich nochmal mit meiner Analyse auseinandergesetzt.

Folgendes habe ich mittlerweile rausgefunden:

1) Das Verlangen Manager zu werden ist signifikant mit der FÄhigkeit korreliert, Manager zu sein
2) Das Verlangen Manager zu werden ist signifikant mit dem Maß an Gier korreliert
3) Gier ist signifikant mit einem Teilscore des Manager-Fähigkeiten Scores korreliert

Kann ich daraus eine Aussage treffen à la: Verlangen führt zu Gier und Gier führt zu einem schlechteren Teilscore? Hat das irgendwas mit einem Mediator zu tun?
Dazu muss ich sagen: Die Beziehung von Gier und dem Teilscore ist quadratsich. Muss ich dann etwas bei der Mediator Analyse mit PROCESS ändern?! Aktuell ist diese nämlich leider nicht signifikant (x= Verlangen; y= Teilscore; w= Gier). Oder gibt es eine andere Möglichkeit, diese "zeitliche Abfolge" oder Prozess statistisch zu beschreiben?

Meine Kernaussage wäre: Menschen die ein hohes Verlangen haben Manager zu sein, sind im durchschnitt gierirger. Das höhere Maß an Gier wirkt sich negativ auf Geduld aus (das ist der genannte teilscore), was in Summe einen negatven Effekt auf die Gesamtfähigkeit hat, ein guter Manager zu sein.

Vielen Dank und freundliche Grüße!
LAKMaa95
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Re: Wahl von Tests für Auswertung Fragebogen

Beitragvon PonderStibbons » Di 5. Apr 2022, 12:51

Ich fürchte, ich kann dem nicht mehr ganz folgen. Es kommt mit einem Mal der Wunsch ins Spiel,
aus der AV werden Teilscores , es taucht ein quadratischer Zusammenhang auf, Gier wird von der
erklärenden zur Mediatorvariable. Die Mediationsanalyse zeigt keinen nachweislichen Effekt. Was
ist dann gemeint mit "eine andere Möglichkeit, diese "zeitliche Abfolge" oder Prozess statistisch zu
beschreiben"?

Mit freundlichen Grüßen

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