Multiple Regression: Nur Einfluss einer Variablen

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Multiple Regression: Nur Einfluss einer Variablen

Beitragvon joshkafisha » So 10. Apr 2022, 19:11

Hallo liebes Forum,

ich habe folgendes Problem:

Ich prüfe mit Hilfe von multiplen Regressionen den Einfluss verschiedener Faktoren auf das Vertrauen in 4 Personen, jeweils eine Regression pro Person. Um zu prüfen welche Variablen ich aufnehme, habe ich bivariate Korrelationen gerechnet und aufgenommen was signifikant (p < .05) ist. Nun habe ich bei den Regressionen das Problem, dass bei 3 von 4 Personen nur eine der Variablen (immer die gleiche) signifikant wird, die anderen nicht. Da ich hier bisher wenig Erfahrung habe, bin ich mir nicht sicher wie ich damit umgehe bzw. dies berichte.

Ich bin für jegliche Hilfe und Hinweise dankbar.
Beste Grüße

Edit:
die Prädiktoren unterscheiden sich je nach Person etwas, z.B. Geschlecht, Bundesland, Bildungsabschluss, Politische Orientierung. Die Variable um die es geht ist ist Verschwörungsmentalität (wurde mit 4 Items erfasst und dann zusammengefasst). R-quadrat scheint relativ hoch für die Sozialforschung zu sein, mit z.B. .302
Zuletzt geändert von joshkafisha am Mo 11. Apr 2022, 10:47, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Multiple Regression: Nur Einfluss einer Variablen

Beitragvon joshkafisha » Mo 11. Apr 2022, 10:08

*habe den ergänzenden Beitrag als Edit hinzugefügt
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Re: Multiple Regression: Nur Einfluss einer Variablen

Beitragvon bele » Mo 11. Apr 2022, 11:58

Hallo joshkafisha,

joshkafisha hat geschrieben:...jeweils eine Regression pro Person.

Ich habe Schwierigkeiten, mir das vorzustellen. Hast Du die Personen mehrfach im Zeitverlauf beobachtet oder wie kommst Du an mehrere Beobachtungen pro Person?

Um zu prüfen welche Variablen ich aufnehme, habe ich bivariate Korrelationen gerechnet und aufgenommen was signifikant (p < .05) ist.
[...]
R-quadrat scheint relativ hoch für die Sozialforschung zu sein, mit z.B. .302

Diese beiden Absätze könnten miteinander im Zusammenhang stehen. Wenn Du aus sehr vielen Variablen mit eher wenigen Beobachtungen frei auswählst, dann kann das zu einem geschönten Ergebnis führen. Stichworte Überanpassung oder Overfitting. So kommt man dann an schöne in-sample-Statistiken wie R², aber leider lassen sich daraus dann keine Vorhersagen für out-of-sample-Messungen mehr machen.

Bitte beschreib ausführlicher, was Du da machst, wieviele Beobachtungen Du hast, wieviele Variablen Du da siebst und was der Zweck der Veranstaltung ist.

LG,
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Re: Multiple Regression: Nur Einfluss einer Variablen

Beitragvon joshkafisha » Mo 11. Apr 2022, 13:51

Hallo bele,

danke dir erstmal für deine Antwort.

bele hat geschrieben: Ich habe Schwierigkeiten, mir das vorzustellen. Hast Du die Personen mehrfach im Zeitverlauf beobachtet oder wie kommst Du an mehrere Beobachtungen pro Person?


Vielleicht habe ich das falsch formuliert. Es geht um das Vertrauen in politische Akteure, ich habe zwar verschiedene Erhebungszeitpunkte, nutze aber aufgrund des Stichprobenumfangs (verringert sich über die Zeit) nur den ersten für die Regression. Nun habe ich meine erhobenen Prädikatoren jeweils mit den Personen korreliert und für jede Person eine multiple Regression mit den entsprechend signifikanten Variablen gerechnet. Diese setzen sich unterschiedlich (4-6 Variablen pro Akteur) aus folgendem Pool zusammen: Geschlecht (m/w), Bundesland (Ost/West), Einkommen (kategorial), Allgemein bildender Schulabschluss (Fach-/Abitur: ja/nein), Politische Orientierung (Links-Neutral-Rechts, 5-Stufen-Likert) und eben Verschwörungsdenken (Zustimmung, Neutral, Ablehnung, 7-Stufen-Likert).

bele hat geschrieben: Bitte beschreib ausführlicher, was Du da machst, wieviele Beobachtungen Du hast, wieviele Variablen Du da siebst und was der Zweck der Veranstaltung ist.


Ich möchte mit Hilfe der Regression prüfen, wieviel Einfluss die Variablen jeweils auf das Vertrauen in verschiedene Akteure haben. Korreliert habe ich insgesamt 10 Variablen, von denen eben 4-6 der oben genannten pro Akteur signifikant werden. Für einen der Problemfälle habe ich beispielsweise ein N = 851.

Grüße
J.
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Re: Multiple Regression: Nur Einfluss einer Variablen

Beitragvon joshkafisha » Mo 11. Apr 2022, 14:06

Hier der SPSS-Ouput: https://imgur.com/a/AvnWbm6
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Re: Multiple Regression: Nur Einfluss einer Variablen

Beitragvon bele » Mo 11. Apr 2022, 14:47

Hallo,

Du wirst wahrscheinlich nicht für einen Politiker 850mal erhoben haben, welches Geschlecht er hat und ob er Abitur hat. Also hast Du wahrscheinlich 850 Personen befragt, welches Geschlecht sie haben und wieviel Vertrauen sie in die Politiker haben. Dabei wäre es noch gut, sich Gedanken zu machen, wie man das Vertrauen misst.

Wenn Du jetzt diese Vorprüfung mit den Korrelationen weg lässt und einfach alle Variablen mit ins Modell nimmst, dann hast Du mit 850 Beobachtungen genug Daten. Das R² wird geringfügig steigen, das adjustierte R² aber angemessen fallen. Vielleicht würde Dich ein niedrigeres adjustiertes R² weniger stören?

So, jetzt wissen wir noch nicht, warum es ein Problem ist, dass sich bei verschiedenen Personen verschiedene Prädiktoren als signifikant herausstellen.

Ich bin kein Sozialwissenschaftler. Es erscheint mir aber nicht ganz unplausibel, dass man aus "Verschwörungsmentalität" auf "Vertrauen in Politiker" Rückschlüsse ziehen kann. Warum sollten da nicht 30% Varianzaufklärung möglich sein?

LG,
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Re: Multiple Regression: Nur Einfluss einer Variablen

Beitragvon joshkafisha » Mo 11. Apr 2022, 15:09

Hey,

bele hat geschrieben:Du wirst wahrscheinlich nicht für einen Politiker 850mal erhoben haben, welches Geschlecht er hat und ob er Abitur hat. Also hast Du wahrscheinlich 850 Personen befragt, welches Geschlecht sie haben und wieviel Vertrauen sie in die Politiker haben. Dabei wäre es noch gut, sich Gedanken zu machen, wie man das Vertrauen misst.


Genau so war das gemeint. Vertrauen wurde ebenfalls mit einer 5-stufigen-Likert-Skala gemessen (Vertrauen - teilweises Vertrauen - Neutral - Vice versa)

bele hat geschrieben:So, jetzt wissen wir noch nicht, warum es ein Problem ist, dass sich bei verschiedenen Personen verschiedene Prädiktoren als signifikant herausstellen.
Ich bin kein Sozialwissenschaftler. Es erscheint mir aber nicht ganz unplausibel, dass man aus "Verschwörungsmentalität" auf "Vertrauen in Politiker" Rückschlüsse ziehen kann. Warum sollten da nicht 30% Varianzaufklärung möglich sein?


Verzeih mir, den ersten Part verstehe ich nicht ganz. Beziehst du dich auf die Regression oder die bivariate Korrelation die ich vorher gerechnet habe? Falls ersteres: Was mir unklar ist, ist dass bei einem der Akteure 3/4 Prädikatoren signifikant sind (<.001, <.001 und .038) und bei den anderen eben nur Verschwörungsdenken.
Und zum zweiten Part: Klar, dass ist erstmal plausibel. Was mich wundert ist das keiner der anderen Prädikatoren signifikant wird, zumindest für Politische Orientierung und teilweise Bildungsabschluss hätte ich das erwartet. Vielleicht fehlt mir hier auch einfach das umdenken, da ich mich bisher noch nie mit Regressionen beschäftigt habe.

Ich werde die Regression später noch einmal mit allen Variablen testen.

Vielen Dank schonmal und beste Grüße
J.
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Re: Multiple Regression: Nur Einfluss einer Variablen

Beitragvon bele » Mo 11. Apr 2022, 16:06

Hi!

Wenn Vertrauen auf einer 5-stufigen Skala gemessen wurde, dann solltest Du überlegen, ob Du das in einer Ordinary Least Squares (OLS) Regression rechnen möchtest, oder nicht vielleicht doch lieber in einer mehrstufig-logistischen Regression.

Was mir unklar ist, ist dass bei einem der Akteure 3/4 Prädikatoren signifikant sind (<.001, <.001 und .038) und bei den anderen eben nur Verschwörungsdenken


Hattest Du denn erwartet, dass für alle Politiker genau das gleiche herauskommt? Der p-Wert von 0,038 ist ja doch recht nahe an 0,05. Dass der mal signifikant geworden ist und mal nicht, das kann zufällige Schwankung sein. Bei den kleiner-0,001-Werten lohnt es sich wahrscheinlich, inhaltlich zu prüfen, ob man das interpretieren kann. Dazu müsste man sich den betreffenden Politiker anschauen und welche Prädiktoren da neu hinzugekommen sind. Vielleicht spielt ja das Geschlecht bei der Beurteilung männlicher Politiker keine Rolle, bei der Beurteilung einer weiblichen Politikerin aber schon? Vielleicht spielt die politische Orientierung der Befragten bei Politkern aus der Mitte des politischen Spektrums keine Rolle, bei einem extremen Politiker aber schon? Auf unseren aktuellen Finanzminister beziehen sich die Medien aktuell gerne mit dem Verweis, dass er Porschefahrer ist, während bei anderen Politikern kaum darüber gesprochen wird, welche Automarke sie bevorzugen. Vielleicht beeinträchtigt Porschefahren die Glaubwürdigkeit mit zunehmendem Einkommen anders? Es lassen sich viele Aspekte finden, die einzelnen Politikern eigen sind und die einen Einfluss darauf haben könnten, ob die von Dir untersuchten Kategorien einen Einfluss haben.

Klar, dass ist erstmal plausibel. Was mich wundert ist das keiner der anderen Prädikatoren signifikant wird, zumindest für Politische Orientierung und teilweise Bildungsabschluss hätte ich das erwartet.

Nunja, mir ist nicht sofort klar, ob Du von besonders gebildeten erwartest, dass sie Politikern besonders misstrauen oder dass sie Politikern besonders wenig misstrauen. Aber wenn es solche Effekte geben sollte, vielleicht fließen die ja nicht nur in das Vertrauen in einzelne Personen, sondern eben auch in Verschwörungsmentalität ein. Dann könnte es zu Multikollinearität zwischen Verschwörungsmentalität und Bildung kommen. Was mir plausibler erscheint: Du hast Bildung mit (Fach-)Abitur instrumentalisiert. Das ist ein recht grobes Maß für Bildung. Abitur bedeutet heute keine besondere intellektuelle Auszeichnung mehr.

LG,
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Re: Multiple Regression: Nur Einfluss einer Variablen

Beitragvon joshkafisha » Mo 11. Apr 2022, 17:47

Erneut vielen Dank für deine Antwort!
Ich blicke auf jeden Fall so langsam durch.

bele hat geschrieben:Wenn Vertrauen auf einer 5-stufigen Skala gemessen wurde, dann solltest Du überlegen, ob Du das in einer Ordinary Least Squares (OLS) Regression rechnen möchtest, oder nicht vielleicht doch lieber in einer mehrstufig-logistischen Regression.

Wie "sinnhaft" würdest du das einstufen? Ich habe das noch nie gemacht und es würde für mich bedeuten das ich mich erneut komplett einlesen müsste. Ich verfolge einen Mixed-Method-Ansatz, bei dem ich auch die Gründe für das angegebene Vertrauensniveau qualitativ auswerte, hierbei gehe ich getrennt nach Politikern vor. Macht es dann nicht mehr Sinn auch die Regressionen einzeln zu rechnen?

Beste Grüße
J.
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Re: Multiple Regression: Nur Einfluss einer Variablen

Beitragvon bele » Mo 11. Apr 2022, 19:07

Hallo J,
dass Du die Politiker einzeln rechnest habe ich nicht gemeint. Wenn das für Deine Fragestellung passt, ist das super. Mir fällt aber auf, dass Du mit Deinen ordinalen Daten wie mit metrischen rechnest. Ob es sich für Dich lohnt, Dich in ein Verfahren für ordinale Abhängige einzulesen, kann ich nicht beurteilen. Hängt von der Bedeutung der Arbeit, Deinen Vorkenntnissen, der verbleibenden Zeit, der Notenerwartung und Deinen Daten ab.
Ich will nur, dass Du von ordinaler logistischer Regression gehört hast und für Dich entscheiden kannst.

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Zuletzt geändert von bele am Di 12. Apr 2022, 08:56, insgesamt 1-mal geändert.
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