Hallo Limada,
Limada hat geschrieben:Ich versuche noch einmal zu beschreiben worum es in der Arbeit überhaupt geht, damit meine Fragen vielleicht verständlicher und leichter zu beantworten werden.
Das ist eigentlich immer eine gute Idee, nur glauben uns das die neuen ganz oft nicht.
Die H1 lautet also "das Verhalten älterer Personen wird milder bewertet".
Dann kann die H0 nur noch lauten, dass das Verhalten älterer Personen
gleich oder strenger bewertet wird. Nur wenn Du "gleich oder strenger" ausschließen kannst, sind Verwerfen der Nullhypothese und Annehmen der H1 gleichwertig. Es scheint aber eher um die H1: Das Alter der Patienten ist mit der Bewertung negativ korrelliert zu gehen. Diese Formulierung bezieht alle Altersgruppen ein. Oder interessiert Dich wirklich nur die Älterengruppe?
Jetzt habe ich, da es sich aus der Literatur so ableiten lässt und auf Anregung meines Betreuers entschieden eine gerichtete Hypothese aufzustellen (auf Informationen dazu, dass das bei einer ANOVA eher unüblich ist, bin ich auch schon gestoßen, allerdings meinte mein Betreuer wie gesagt, dass das geht).
Von uns hast Du jetzt gehört, dass wir Dir nicht dazu geraten hätten, unter anderem weil man dann in das Problem rutschen kann, in dem Du jetzt steckst. Ändert nichts daran, dass der Meinung des Betreuers ein besonders großes Gewicht zukommt.
Ich habe jetzt überlegt, so vorzugehen, dass ich die deskriptiven Kennwerte in meiner Arbeit berichte, sage, dass wider erwarten die Mittelwerte in die falsche Richtung gehen, weshalb ein Signifikanztest zur Testung meiner Hypothesen nicht mehr durchgeführt werden kann.
Naja, das ist schwierig. Natürlich kann man den Test durchführen. Man weiß aber schon, dass der p-Wert > 50% liegen wird. Eigentlich wäre der Test also entbehrlich. Es handelt sich aber um eine Abschlussarbeit und vielleicht erwartet man von Dir, dass Du den Test machst. Nicht, weil er sinnvoll ist sondern um zu zeigen, dass Du es gelernt hast?
Das gehört mit dem Betreuer besprochen.
Meine Hypothesen jetzt nachträglich zu ändern geht ja auf jeden Fall nicht.
Auch das wäre ggf. mit dem Betreuer zu besprechen. Siehe oben.
Das ist dann aber halt alles nur explorativ und kaum zu interpretieren.
Das klingt ja so, als sei explorative Wissenschaft schlechte Wissenschaft. Das würde ich so nicht stehen lassen. Irgendwo habe ich mal den Satz gefunden "Immer wenn ich einen Ausreißer finde weiß ich nicht, ob ich ihn verwerfen oder patentieren lassen soll." Wenn Du zu einem unerwarteten Ergebnis eine interessante Interpretation findest, kann das zur viel spannenderen Arbeit werden, als es vorher war.
Also: Zuerst Hypothese exakt formulieren: Geht es um die Gruppe der Älteren versus die anderen beiden Gruppen oder geht es eigentlich um eine Korrelation? Dann Nullhypothese so formulieren, dass jeder Fall entweder zum Erhalt oder zum Verwerfen der Nullhypothese führt. Dann unbedingt mit dem Betreuer nochmal drüber sprechen, ob man die Forschungshypothese nicht doch beidseitig hätte aufstellen sollen und sonst kreativ zeigen, dass Dir auch zu unerwarteten Ergebnisse interessante Gedanken einfallen. Also, warum sind Deine Rater so streng mit unseren Senioren? Weil sie es in ihrem Alter besser wissen sollten?
LG,
Bernhard