Ich möchte das jetzt in einem anderen Design replizieren. Insgesamt gibt es vier Gruppen, denen unabhängig voneinander 5 Szenarien mit Schätz-Aufgaben präsentiert werden sollen. Die Szenarien sind entsprechend der vier Bedingungen immer leicht unterschiedlich. Die Genauigkeit und die Zuverlässigkeit der Ankerwerte wird variiert. Es ergeben sich somit folgende vier Bedingungen (immer bezogen auf den Anker): 1) präzise, 2) gerundet, 3) präzise-zuverlässig und 4) gerundet-zuverlässig.
Ist die Datenerhebung schon gelaufen? Ein Design mit Messwiederholungen würde sich anbieten.
Daraus ergeben sich folgende inhaltliche Hypothesen:
1) H0:
Nur nebenbei, entweder Du formulierst innhaltliche Hypothesen, oder inferenzstatistische Null-Hypothesen. Eine H0 ist eine
des Typs "Parameter XY [z.B.ein Mittelwertunterschied] hat in der Grundgesamtheit den Wert XYZ [z.B. = 0)". Eine inhaltliche
Hypothese ist "es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen A und B".
So jetzt zu den Tests: Ich könnte natürlich eine zweifaktorielle Varianzanalyse durchführen, aber bei je zwei Bedingungen geht das ja auch mit t-Tests.
Nein, weil dabei keine Interaktion getestet werden kann.
Würde ich die obigen Hypothesen gerichtet formulieren (was ich meiner Meinung nach aufgrund der Ergebnisse aus der Originalstudie kann), könnte ich ja auch einseitig testen und bräuchte weniger Probanden.
Wenn die Ergebnisse so sehr feststehen, dass eine einseitige Testung gerechtfertigt
erscheint ("es wird schneller signifikant" = ich brauche weniger Probanden ist keine sachgerechte
Begründung), wozu dann die ganze Studie? Und dazu ist das auch noch die nicht überzeugende
Begründung für 2 t-Tests (statt zweifaktorielle Varianzanalyse welche die Interaktion testen kann).
Aber gut, muss Dein Betreuer / Gutachter beurteilen.
Wirklich Probleme bereitet mir aber eben die dritte Hypothese. Ich war der Meinung, dass ich den Interaktionseffekt mit dem Chi-Quadrat-Unabhängigkeitstest prüfen kann.
Der testet, ob zwei kategoriale Variablen zusammenhängen oder nicht. Also keine Wechselwirkung.
Und wegen des Skalenniveaus der abhängigen Variable kann er ohnehin nicht hier verwendet werden.
Aber bei dieser Variante des Chi-Quadrat-Tests sind die Hypothesen formal festgelegt und lauten:
H0: Die beiden Variablen sind voneinander stochastisch unabhängig.
Das hat nichts mit der Frage zu tun, ob ein Interaktionseffekt (= ist der Effekt von X1 auf Y je nach
Ausprägung von Variable X2 unterschiedlich groß) vorliegt. Nebenbei sind die beiden unabhängigen
Variablen doch zwangsläufig unabhängig, wenn alle 4 Gruppen gleich groß sind.
Bei mir ist es aber ja jetzt so, dass (auch aufgrund der Ergebnisse aus der Originalstudie) die H0 meine Wunschhypothese ist, ich will sie also eigentlich nicht widerlegen, sondern "beweisen". Und da hatte ich jetzt eben dunkel in Erinnerung, dass man in so einem Fall das Signifikanzniveau anders wählen muss, ich weiß aber nicht mehr genau wie. Außerdem weiß ich auch nicht, wie ich in einem solchen Fall mit G*Power die optimale Stichprobengröße ermitteln kann.
Das Stichwort ist "Äquivalenztest" / equivalence testing. Falls Du tatsächlich eine H0 belegen willst, musst Du Dich zu dem
Thema noch sehr viel mehr einlesen, weil es in der zugrunde liegenden Logik und in der Durchführung einige Besonderheiten
im Vergleich zum üblichen Vorgehen gibt.
LG
wtf
Mit freundlichen Grüßen
PonderStibbons