Hallo,
ich benötige Hilfe bei meiner Berechnung von Effektstärken. Der Sachverhalt: Pretest-Posttest-Studiendesign ohne Kontrollgruppe. Prestest (t0) und 3-mal Posttest (t1,t2,t3), Spanne ist 12 Monate, n=232. Gemessen wird Selbstbewusstsein, metrisch skaliert aus 10-Item Likert-Skala.
Bevor ich Zwischensubjektfaktoren untersuche, möchte ich den Haupteffekt darstellen. Ich arbeite mit SPSS und wähle Varianzanalyse mit Messwiederholung, lege 4 Faktostufen fest und berechne geschätzte Randmittel mit Bonferroni-Korrektur, um die Unterschiede der einzelnen Messzeitpunkte untereinander zu erhalten. Ich möchte untersuchen, ob die Intervention zwischen t0 und t1 einen signifikanten Effekt hat und ob dieser Effekt bestehen bleibt (über Zeit).
Die Ergbnisse habe ich hier kurz als Bild hochgeladen: https://imgur.com/a/1NJSsi1
Nach Hyunh-Feldt-Korrektur ist der Haupteffekt signifikant, 11,5% der Varianz zwischen den Messzeitpunkten können auf den Faktor Messzeitpunkt zurückgeführt werden. Für mein Interventionsmodell ist das erst mal nicht sehr aussagekräftig, da mich in erster Linie der Effekt zwischen T0 und T1 interessiert und dann, ob sich der Effekt über Zeit verändert. Ich nehme hierfür keinen t-test aus 2 Gründen: Erstens verstehe ich es so, dass die Die Alpha-Fehler-Kumulierung hier in Kraft treten würde. Das führt mich zur ersten Frage:
1. Trifft das in diesem Design zu? Würden gepaarte T-Tests für abhängige Stichproben für diese 4 Messzeitpunkte den Alpha-Fehler kumulieren?
Der zweite Grund keine T-Test zu verwenden ist mein Vorhaben, Zwischensubjektfaktoren im nächsten Schritt ins Modell mit einzuberechnen, um deren Einfluss auf die Varianz zu beschreiben. Es scheint mir unprofessionell, zunächst T-Tests für alle zeitpunkte zu rechnen und dann nochmal Anovas zu rechnen, die eigentlich eine Erweiterung der T-Tests sind.
Das bringt mich zur nächsten Frage, da ich nun durch die paarweisen Vergleiche genau das erhoffte Ergebnis erhalte: Ich habe signifikante Effekte zwischen t0-t1, t0-t2, t0-t3, t1-3 und t2-t3, nicht aber von t1-t2. Das ermöglicht natürlich großartige Interpretationen, auf die ich nicht weiter eingehe. Mein Problem hier ist, dass ich diese angepasste Bonferroni-Vergleiche zwischen den Messzeitpunkten gerne in Effektstärken darstellen würde. Der Grund: Ich will diese Effekte mit den Effekten aus anderen Instrumenten mit unterschiedlichen Skalenniveaus vergleichen. Eine Darstellung der Mittelwerte wie im oben gezeigten Plot-beispiel reicht also nicht. Für gewöhnlich habe ich bei T-Tests immer cohens d berechnet. Eine ANOVA gibt mir das partielle Eta-Quadrat aus. Meine beiden nächsten Fragen also:
2. Wie kann ich die Effektstärke bzw. das Eta-Quadrat aus den paarweisen Vergleichen in der ANOVA berechnen, gezeigt in der Tabelle "Paarweise Vergleiche"? (sofern t-tests hier nicht zulässig sind)
3. Kann ich aus dem eta-Quadrat cohens d für gepaarte Stichproben bilden? Ich habe es hier einmal versucht unter Punkt 14: https://www.psychometrica.de/effektstaerke.html , habe dann für das gesamte Modell eine Effektstärke von d=0,72 erhalten, nachdem ich einen Eta-Quadrat-Wert von 0,115 eingegeben habe, was mir zu hoch erscheint, da sogar der größte Effekt im T-Test zwischen T0 und T1 kleiner wäre.
Vielen Dank für die Hilfe und mit freundlichen Grüßen
Garry