Grundsätzlich kann es sein, dass ein negativer direkter und ein positiver Mediationseffekt sich auslöschen. Das könnte in Deiner Stichprobe der Fall sein.
https://www.sowi.uni-stuttgart.de/abtei ... e_v1-3.pdf schreibt auf Seite 4:
Durch die Berücksichtigung einer Mediator-Variablen im Regressionsmodell kann
sich sogar erweisen, dass eine X-Variable, die keinen signifikanten totalen Effekt
auf Y aufweist, durchaus starke und statistisch signifikante indirekte und direkte
Effekte auf Y ausübt, die aber in gegenläufiger Einflussrichtung wirken und sich
daher in der Summe im totalen Effekt aufheben.
[...]
Dies bedeutet auch, dass ein nicht-signifikanter bivariater Regressionskoeffizient von 0,00 (= totaler Effekt) noch lange nicht heißen muss, dass X überhaupt
keinen Einfluss auf Y hat – die Kausalstruktur kann auch lediglich komplexer sein.
Ein signifikant vorhandener indirekter Effekt ist der Nachweis einer Mediation.
https://wgruber.github.io/Modellbildung2/mediation.html schreibt:
Bootstrap Test: berechnet Konfidenzintervalle für den indirekten Effekt. Liegt der Null-Effekt im CI, kann man davon ausgehen, dass keine Mediation vorliegt, anderenfalls hat man einen Mediator-Effekt gefunden. Diese Methode gibt über den Sobel-Test hinaus auch noch Auskunft über die Güte (Breite des CIs) des gefundenen Mediatior-Effektes. Wenn möglich, sollte diese Methode zur Absicherung des Effektes gewählt werden.
Der Satzteil mit "kann man davon ausgehen" ist unglücklich formuliert, der Satzteil mit dem "andernfalls" ist vielleicht das, wonach Du suchst. Ich weiß es nicht genau, aber der Autor des oben verlinkten Textes ist dieser hier:
https://www.plus.ac.at/psychologie/fach ... er-roland/Abschließend noch aus einem der beiden oben zitierten Werke (welchem?)
Es soll noch daran erinnert werden, dass die hier genannten Regressionsschätzungen zum Nachweis von Mediator-Effekten allen regressionsanalytischen Anforderungen entsprechen müssen [...] und daher u.a. auch eigene Residuenanalysen notwendig machen. Daran lässt sich auch leicht erkennen, dass die Schätzung von Mediator-Modellen mit sehr viel Aufwand verbunden sein kann. Anspruchsvolle Sozialforschung sollte sich jedoch nicht davon abhalten lassen, entsprechende Analysen durchzuführen.
LG,
Bernhard