Repräsentativität einer Befragung

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Repräsentativität einer Befragung

Beitragvon Jan1990 » Di 6. Dez 2022, 20:14

Ich habe ein Unternehmen befragt. Hier wollte ich darstellen, ob meine erfassten Angaben repräsentativ für das Unternehmen sind.

Insgesamt arbeiten im Unternehmen 1171 Personen (Grundgesamtheit). 901 Personen arbeiten in Abteilung A. 270 Personen arbeiten in Abteilung B.

Zu meiner Stichprobe: Ich habe alle Beschäftigten angeschrieben und 305 Personen haben den Fragebogen ausgefüllt, also habe ich 26 Prozent aller Mitarbeiter befragt.

Von den Befragten arbeiten 171 Personen in Abteilung A (also 19 % in Relation zur Grundgesamtheit) und 121 Befragte in Abteilung B (also 45 % in Bezug zur Grundgesamtheit). Rest entfällt auf fehlende Antworten bei der Frage. Das heißt in Abteilung B habe ich fast jede 2. Person im Unternehmen befragt. Daraus kann man jedoch noch keine Repräsentativität ableiten, oder?

Ich habe mir verschiedene Lehrbücher angeschaut und hier wird meist auf das Konfidenzintervall Bezug genommen. Das Konfidenzintervall gibt vereinfach gesagt an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Antworten der Stichproben denen der Grundgesamtheit entsprechen. Hier wird in der Regel auf das Konfidenzintervall von 95% Bezug genommen. Für meine ersten Berechnungen habe ich dann erst einmal den Stichprobenrechner von folgender Seite genutzt: Stichprobenrechner (Sample Size Calculator) I Qualtrics .

Wenn ich auf der Seite mir die ideale Stichprobengröße bei eine 95%-Konfidenzintervall berechne, ist meine Stichprobe von 305 für Repräsentativität ausreichend groß, die Anzahl der Befragten aus Abteilung A und B ist hingegen zu niedrig. Das heißt, obwohl ich aus Abteilung B fast jede zweite Person im Unternehmen befragt habe, wäre meine Stichprobe für Abteilung B des Unternehmens nicht repräsentativ?

Bei einem Konfidenzintervall von 90% wäre das hingegen mit der höheren Irrtumswahrscheinlichkeit repräsentativ. Kann man hier in meinem Fall das 90% nutzen?

Meine Fragen wären also insgesamt:
Ist meine Befragung für das Unternehmen und für die befragten Abteilungen da repräsentativ? Und wenn ja oder nein, wie berechne ich das am besten?
Kennt jemand ein gutes Lehrbuch oder eine gute Studie, wo die Überprüfung der Repräsentativität wirklich gut erklärt ist?
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Re: Repräsentativität einer Befragung

Beitragvon bele » Di 6. Dez 2022, 23:18

Hallo,

es scheint so, als hättest Du das mit der Repräsentativität falsch verstanden. Es geht nicht darum, ob 45 ein hoher Prozentsatz ist. Wenn zum Beispiel die 45% Männer in der Belegschaft von B alle geantwortet haben, die 55% Frauen alle nicht, dann ist Deine Befragung trotz der guten Quote nicht repräsentativ und wenn die 19% die Abteilung A gut wiederspiegeln, dann ist der kleinere Anteil eben doch repräsentativ. Den Unterschied kann man aus Deinen Zahlen nicht berechnen, auch nicht mit einem online-Rechner.

LG,
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Re: Repräsentativität einer Befragung

Beitragvon Jan1990 » Mi 7. Dez 2022, 13:15

Ok, danke. D. h. ich würde, um Aussagen zu Repräsentativität der Abteilungen machen zu können, also genauere Angaben zur Verteilung innerhalb der Abteilung (Geschlecht, Alter etc.) benötigen? Dann müsste ich nachprüfen, ob in Abteilung A und B Merkmale wie die Geschlechter- und Altersverteilung der Stichprobe mit der Grundgesamtheit ähnlich sind?

Wenn mir jetzt zur Grundgesamtheit des Unternehmens nur Angaben zur Geschlechterverteilung und zu den Altersgruppen vorliegen, aber ich nicht weiß, wie die Geschlechterverteilung innerhalb der Abteilungen ist, könnte ich deines Wissens für keine dieser Gruppen Repräsentativität berechnen?

Wenn ich 48 Prozent aller Frauen im Unternehmen befragt habe, bringt mir diese Angabe für mein Anliegen überhaupt nichts. Ich müsste dann schon wissen, in welchen Abteilungen die Frauen arbeiten und wie alt diese sind, um überhaupt Aussagen zur Repräsentativität berechnen zu können?
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Re: Repräsentativität einer Befragung

Beitragvon bele » Mi 7. Dez 2022, 18:56

Hallo,

Repräsentativität kann sich statt auf Frauen und Männer auch auf Rechts- und Linkshänder beziehen und dazu kannst Du nichts rechnen, weil es diese Daten nicht gibt. Du kannst versuchen, in den verfügbaren Daten nach Abweichungen zu suchen und Du kannst theoretische Überlegungen anstellen, an welcher Stelle eine Verzerrung der Daten durch Nichtrepräsentativität zu befürchten wäre. Immer auch mit Blick darauf, was da erfragt wurde.
In den USA hat mal jemand Wahlumfragen mit der XBox gemacht. Zigtausend befragte, aber zuviele junge Menschen und junge Menschen wählen weiter links als alte. Es gab also einen Zusammenhang zwischen Auswahlkriterium und Frageninhalt. Das wusste man vorher, ohne Berechnungen, dass man da ein Problem haben und sich eine Lösung ausdenken würde.

HTH,
Bernhard
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