Stichprobe | Zusammenhang

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Stichprobe | Zusammenhang

Beitragvon sunnysun » Fr 30. Dez 2022, 15:12

Hallo,

ich schreibe gerade meine Bachelor-Arbeit und habe für den empirischen Teil eine Online-Umfrage gemacht.

Bei der Beschreibung hakt es bei mir ein wenig, da ich absoluter Anfänger in Sachen Statistik bin und die Literatur mich doch etwas verwirrt hat, aber ich hoffe, Ihr könnt mir weiterhelfen :-)

– Ich habe die Umfrage an sämtliche Fachkräfte (persönliche Email-Adresse) sowie Unternehmen im IT-Bereich in meinem Bundesland per Email geschickt, um diese von so vielen Fachkräften aus der IT wie möglich ausfüllen zu lassen. Ich habe um Weiterleitung an Mitarbeiter und Partnerunternehmen gebeten.
Hierzu habe ich natürlich bei den personenbezogenen Daten Fragen zur Ausbildung/Anstellung gestellt, um Personen, die aufgrund von bestimmten Voraussetzungen nicht für die Studie infrage kommen, ausschließen zu können.

Ist es korrekt, dass es sich hierbei um eine einfache Zufallsstichprobe + Schneeballprinzip handelt?

– Ich habe den Fragebogen in unterschiedliche Kapitel aufgeteilt. Zur Beantwortung der Forschungsfrage ziehe ich 4 Hypothesen heran, werte aber natürlich auch alle anderen Ergebnisse aus und kläre noch weitere Zusammenhänge.

Handelt es sich dabei dann um Inferenzstatistik oder um eine Mischform von Deskriptiv- und Inferenzstatistik?

– Und zu meiner letzten Frage: Ich habe, wie erwähnt, Zusammenhänge von einzelnen Skalen berechnet. Hierzu habe ich zuerst den Mittelwert von den einzelnen Skalen (alle Likert-Skalen) ausgerechnet und dann bei den jeweiligen Zusammenhängen den Korrelationskoeffizienten in SPSS ausgegeben.

Da ich als Zwischenschritt den Mittelwert ausgerechnet habe, ist es richtig, dass meine Daten weiterhin ordinal sind und ich somit den Koeffizienten mit Spearman’s rho berechnen lassen muss?

Danke für Eure Hilfe :)
sunnysun
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Re: Stichprobe | Zusammenhang

Beitragvon bele » Fr 30. Dez 2022, 15:58

Hallo Sunny,

sunnysun hat geschrieben:Ist es korrekt, dass es sich hierbei um eine einfache Zufallsstichprobe + Schneeballprinzip handelt?


Die Entscheidung, Dir zu antworten oder Dir nicht zu antworten ist wahrscheinlich keine reine Zufallsentscheidung. Du wirst aber im weiteren Verlauf so tun als ob es eine Zufallsstichprobe sei, deshalb nennen wir es Quasi-Zufallsstichprobe.

Handelt es sich dabei dann um Inferenzstatistik oder um eine Mischform von Deskriptiv- und Inferenzstatistik?


Wenn Du Hypothesen testest, dann ist das Inferenzstatistik. Du wirst aber nicht nur testen, ob eine Korrelation besteht, Du wirst auch sagen, wie groß sie war. Dann hast Du sowohl Deskriptiv- als auch Inferenzstatistik angewandt.

Da ich als Zwischenschritt den Mittelwert ausgerechnet habe, ist es richtig, dass meine Daten weiterhin ordinal sind und ich somit den Koeffizienten mit Spearman’s rho berechnen lassen muss?


Dafür setze ich einfach mal einen Link: nutzung-des-forums-f44/likertskalen-und-anderes-t9192.html
Mittelwerte von irgendwas als ordinal zu betrachten ist aus meiner Perspektive nicht sinnvoll. Dennoch kann Spearman sinnvoll sein, wenn Du nicht Linearität sondern nur Monotonizität ("je mehr, desto mehr") untersuchen willst.

LG,
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Re: Stichprobe | Zusammenhang

Beitragvon sunnysun » Di 3. Jan 2023, 15:19

Vielen Dank erst einmal für Deine Hilfe :-) Das hat mir enorm weitergeholfen.
Eine Frage hätte ich allerdings noch hierzu:

sunnysun hat geschrieben:Ist es korrekt, dass es sich hierbei um eine einfache Zufallsstichprobe + Schneeballprinzip handelt?


bele hat geschrieben:Die Entscheidung, Dir zu antworten oder Dir nicht zu antworten ist wahrscheinlich keine reine Zufallsentscheidung. Du wirst aber im weiteren Verlauf so tun als ob es eine Zufallsstichprobe sei, deshalb nennen wir es Quasi-Zufallsstichprobe.


Ich würde bei der Stichprobenbeschreibung gerne noch aus der Literatur zitieren, allerdings finde ich in keinem Buch den Ausdruck »Quasi-Zufallsstichprobe«, den Du verwendet hast. Ich bin auch auf den Begriff »eingeschränkte Zufallsstichprobe« gestoßen, der dort allerdings auch nicht näher definiert wurde.
Wäre es richtig, wenn ich schreibe, dass es sich um eine Zufallsstichprobe handelt und diese mithilfe der genannten Einschlusskriterien stattgefunden hat?
sunnysun
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Re: Stichprobe | Zusammenhang

Beitragvon bele » Di 3. Jan 2023, 17:51

Hallo Sunny,

Ich würde bei der Stichprobenbeschreibung gerne noch aus der Literatur zitieren, allerdings finde ich in keinem Buch den Ausdruck »Quasi-Zufallsstichprobe«, den Du verwendet hast.


Ich bin in diesen Nomenklaturdingen nicht so wirklich bewandert. Soweit habe ich den Eindruck, dass diese Dinge nicht wirklich einheitlich gelehrt werden und daher macht es vielleicht Sinn, den Weg anders herum zu gehen, sich ein oder mehr gute Bücher anzuschauen und bei den dortigen Stichprobenbeschreibungen zu schauen, was passt. Der Wikipediaeintrag "Stichprobe" zum Beispiel klassifiziert das als "willkürliche Stichprobe":

Bei willkürlichen Stichproben werden Elemente aus der Grundgesamtheit [...] mehr oder weniger willkürlich in die Stichprobe aufgenommen, oft gemäß Praktikabilität. Die Auswahl liegt im Ermessen der Forschenden [...] oder der Probanden (die Befragten nehmen aus eigenem Antrieb an einer Befragung teil, siehe Selbstselektion). Stichproben mit willkürlichem Auswahlprinzip werden oft gewählt, da sie mit dem geringsten Aufwand und den geringsten Kosten verbunden sind.


Das soll jetzt aber keine Aufforderung, sein, in Deiner Arbeit die Wikipedia zu zitieren.

Ich bin auch auf den Begriff »eingeschränkte Zufallsstichprobe« gestoßen, der dort allerdings auch nicht näher definiert wurde.


Wenn eine solche Einteilung zu Deiner Arbeit gehört, musst Du ggf. weiter suchen bis Du 1. zitierfähige Literatur hast und 2. einen Begriff der so klingt, als könnte man trotzdem Verfahren verwenden, die für Zufallsstichproben geschaffen wurden. Begriffe wie "Bequemlichkeitsstichprobe" klingen für mich abwertend und ich würde sie nur verwenden, wenn sie von Deinem Prof (m/w/d) selbst kommen. "Eingeschränkte Zufallsstichprobe" klingt doch gleich viel besser, selbst wenn es hier vielleicht das gleiche bedeuten würde.

YMMV,
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