Moderationanalyse mit Längsschnittdaten

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Moderationanalyse mit Längsschnittdaten

Beitragvon Er.Es. » Do 13. Jul 2023, 23:05

Hallo in die Runde,

ich bin auf der Suche nach einem professionellen Rat bezüglich der Anwendung einer Moderationsanalyse mit längsschnittlichen Daten.

Kurz zusammengefasst:
Messzeitpunkte: T1- vor dem Ereignis; T2- während des Ereignisses; T3- nach dem Ereignis
UV: Resilienz
Mod: Belastung
AV: Burnout (BO)

Ich gehe davon aus, dass es einen längsschnittlichen Zusammenhang zwischen Resilienz zu T1 und BO zu T1, BO zu T2 sowie BO zu T3 gibt. Nun entstanden allerdings während dem Ereignis (T2) Belastungen, die vermutlich einen Einfluss auf den Zusammenhang von Resilienz und BO nehmen. Ich kann die Belastungen also erst ab T2 in die Analyse einfließen lassen.
Nun meine Fragen:

a) Ist es logisch denkbar, dass es einen Moderator geben kann, der zur gleichen Zeit erfasst wird, wie die AV und dennoch schon den längsschnittlichen Zusammenhang beeinflusst? Sprich, dass ich folgende theoret. Modelle habe:
--> UV: Resilienz zu T1; Mod: Belastung zu T2; AV: BO zu T2
--> UV: Resilienz zu T1; Mod: Belastung zu T3; AV: BO zu T3
b) Gibt es bekannte Voraussetzungen für zeitliche Zusammenhänge vom Moderator mit der UV und der AV?

Über Antworten, Tipps oder gar ein Beispiel, wo ein ähnlicher Fall bearbeitet wurde und ich nachlesen könnte, wäre ich sehr froh.


Mit freundlichen Grüßen,
Er.Es.
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Re: Moderationanalyse mit Längsschnittdaten

Beitragvon bele » Fr 14. Jul 2023, 11:58

Hallo,

ich glaube, ich habe die Versuchsanordnung noch nicht verstanden. Tritt bei allen Teilnehmern die Belastung zu/vor Messung T2 auf oder nur in einer Interventionsgruppe? Ist die eintretende Belastung einfach nur 0 oder 1 oder ist das ein Messwert die verschieden hohe Werte annehmen kann?

In Deiner kurzen Einführung erwähnst Du BO zu T1 (), in der Auswertung kommt das aber nicht mehr vor. Ist das gewollt?

Resilienz wird nur einmal gemessen? Gehst Du davon aus, dass diese Resilienz dann auch noch zu T2 und T3 gilt?

Soll unabhängig von untersucht werden?
Soll unabhängig von untersucht werden?

Wenn Dir die Antworten auf die letzten Fragen schwer fallen, dann darfst Du gerne auch schildern, worum es in Deiner Arbeit geht.

In Deiner letzten Frage war BO ordinalskaliert. Wenn das noch so ist, dann wäre das mit einer ordinalen Regression abzudecken. Sind die UV denn alle metrisch oder haben wir es da auch mit ordinalskalierten Werten zu tun?

LG,
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Re: Moderationanalyse mit Längsschnittdaten

Beitragvon Er.Es. » Fr 14. Jul 2023, 15:09

Guten Tag,

Als erstes hab vielen Dank für deine schnelle Antwort!

Verzeihung, meine Ausführungen waren sehr grob gehalten. Ich versuch es noch etwas zu beschreiben. Also:
zu 1. Eine Interventions- und Kontrollgruppe gibt es nicht, die Belastung betraf alle Probanden. Die Belastung kann einen Wert von 0-100 annehmen, kann also als metrische Variable verarbeitet werden.

zu 2. BO zu T1 kommt dann bei den Moderationsanalysen nicht mehr vor, weil ich den Moderator Belastung erst ab T2 einbeziehen kann und der Zusammenhang zwischen Resilienz zu T1 und BO zu T1 ja nicht durch einen erst später auftretenden Moderator zu T2 beeinflusst werden kann. Daher hatte ich BO zu T1 dann nicht mehr erwähnt, genau.

zu 3. Resilienz wird tatsächlich auch an allen Messzeitpunkten gemessen. Da ich in einer vorherigen Fragestellung, vor der Moderation, aber einen längsschnittlichen Zusammenhang zwischen Resilienz zu T1 und allen drei Messzeitpunkten mit BO vermute, dachte ich es könnte auch möglich sein, auf den längsschnittlichen Zusammenhang eine Moderationsanalyse zu rechnen. Fall es zeitlich gesehen doch unlogisch ist, dass Moderator und AV zum gleichen Messzeitpunkt erfasst sind, dann wäre eine weitere Option eventuell sich einen querschnittlichen Zusammenhang zwischen UV Resilienz, Mod Belastung und AV BO jeweils zu T2 und danach nochmal für Zeitpunkt T3 anzusehen.

zu 4. Darf ich fragen, wie genau du das mit dem "unabhängig" sein meinst? Tatsächlich fällt es mir schwer die Fragen zu beantworten. Daher versuche ich es nochmal etwas zu beschreiben, vielleicht ist es besser verständlich.
Ich möchte mir den Zusammenhang von Resilienz und BO über die C.Pandemie ansehen. Daher gehe ich davon aus, dass die ursprüngliche Resilienz zu T1 sich auf BO zu T1, T2 und T3 auswirkt. Durch beispielsweise hohe entstandene Belastungen während der Pandemie könnte man aber vermuten, dass dieser Zusammenhang beeinflusst wird und beispielsweise schwächer wird. Selbe Vermutung gilt dann auch für den Messzeitpunkt nach der Pandemie.

zu 5. An der Stelle würde ich sowohl BO, Resilienz als auch Belastung als metrische Variablen betrachten.


Liebe Grüße,
Er.Es.
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Re: Moderationanalyse mit Längsschnittdaten

Beitragvon bele » Fr 14. Jul 2023, 21:27

Hallo,

imit den Spezifizierungen/Erklärungen aus dem letzten Post lassen sich Fragen aus dem Eingangspost beantworten:

Er.Es. hat geschrieben:a) Ist es logisch denkbar, dass es einen Moderator geben kann, der zur gleichen Zeit erfasst wird, wie die AV und dennoch schon den längsschnittlichen Zusammenhang beeinflusst? Sprich, dass ich folgende theoret. Modelle habe:
--> UV: Resilienz zu T1; Mod: Belastung zu T2; AV: BO zu T2


Also so?


Dagegen spricht logisch nichts. Du gehst davon aus, dass auch zum Zeitpunkt immer noch Bedeutung für den jeweiligen Menschen hat. Also auch wenn es zu einem früheren Zeitpunkt erhoben wurde ist es jetzt noch irgendwie existent (oder der beste Schätzer für irgendwas, was jetzt noch gültig ist). Warum solltest Du es dann nicht mit einem aktuell zu gemessenen Wert in Verbindung setzen (multiplizieren für die Moderation)?

Ich halte das logisch und statistisch für ok. Du musst schauen, ob das Deine Frage beantwortet.

--> UV: Resilienz zu T1; Mod: Belastung zu T3; AV: BO zu T3


Das ist im Prinzip das gleiche.

Da ich in einer vorherigen Fragestellung, vor der Moderation, aber einen längsschnittlichen Zusammenhang zwischen Resilienz zu T1 und allen drei Messzeitpunkten mit BO vermute, dachte ich es könnte auch möglich sein, auf den längsschnittlichen Zusammenhang eine Moderationsanalyse zu rechnen.


Macht komplett Sinn und ich sehe kein Problem darin.

zu 5. An der Stelle würde ich sowohl BO, Resilienz als auch Belastung als metrische Variablen betrachten.


BO als ordinal zu betrachten wäre recht einfach, wenn man ein ordinal-logistisches proportional-odds-modell anstelle eines OLS-Regressionsmodells auswählt. Wenn Resilienz und Belastung ordinal wären würde die o. g. Regressiongleichung schnell recht unübersichtlich.

Ich hoffe, das hilft so.

LG,
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Re: Moderationanalyse mit Längsschnittdaten

Beitragvon Er.Es. » Di 18. Jul 2023, 11:00

Guten Tag,

entschuldige die späte Antwort.
Hab vielen Dank für deine ausführlichen Antworten und die Hilfe! Damit komme ich nun hoffentlich weiter.
Danke auch für den Hinweis mit dem ordinal-logistischen proportional-odds-modell, damit werde ich mich auseinandersetzen und einlesen.

Ich wünsche noch eine schöne sonnige Woche!
LG,
Er.Es.
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