Bonferroni-Korrektur

Bonferroni-Korrektur

Beitragvon 123Philipp123 » So 16. Jul 2023, 18:55

Hallo,

eine Bonferroni-Korrektur muss ich meines Wissens nach Durchführen, wenn ich mehrere T-Tests mit der selben AV durchführe.

Ich habe eine Stress- und Kontrollgruppe, und erfasse jeweils Puls sowie systolische Blutdruck und diastolische Blutdruck und Vergleich die Werte der Stress- und Kontrollgruppe zu 3 Zeitpunkten.

Muss ich für 3 oder für 9 t-Test korrigieren?

Vielen Dank für die Hilfe!
123Philipp123
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Re: Bonferroni-Korrektur

Beitragvon bele » Mo 17. Jul 2023, 13:59

Hallo Philipp,

das ist alles nicht so einfach und schwarz weiß. Nehmen wir an, einer von deinen neun t-Test wird mit p = 0,012 signifikant. Welchen Schluss wirst Du daraus ziehen? Wenn Du dann sagst: "Ich habe bewiesen, die Stressgruppe ist kardial stärker belastet als die Kontrollgruppe", dann wäre das ein irreführender Schluss, denn Du hättest neun Chancen gehabt, einen falsch-positiven Befund einzusammeln für diese These. Dementsprechend würde ich das nicht überzeugend finden.

Wenn Du bei gleichem Ergebnis sagst, ich untersuche sowohl den Puls als auch den diastolischen als auch den systolischen Blutdruckwert, ob sie in der Kontrollgruppe anders sind, dann hast Du für jede Deiner drei Forschungsideen nur drei Chancen gehabt, einen falsch-postiven Befund zu sammeln. Wenn Du dann sagst, "ich habe gezeigt, dass der Puls in der Kontrollgruppe zu T2 höher ist" ist das ok, aber Du darfst dann halt nicht im nächsten Schritt aus dieser erhöhten Pulsrate auf eine vermehrte kardiale Belastung schließen, denn dafür hast Du viel zu viel im Gebüsch der kardialen Belastung gestochert, bevor Du das gefunden hast. Vielmehr müsstest Du dazu sagen, dass nur der Puls nur zu einem Zeitpunkt signifikant höher waren, die beiden Blutdruckwerte aber nicht.

Du siehst, es gibt keine einfache Regel, die Du nur konsequent genug anwenden musst. Das ist eine Frage der Abwägung womit Du Dein Publikum überzeugen willst und wovon genau Du es überzeugen willst. Auch muss man gründlich überlegen, ob ein Fehler erster oder zweiter Art der schlimmere ist. Bonferroni-Korrektur will den Alphafehler kontrollieren und dabei gerät leicht der Betafehler außer Kontrolle.

LG,
Bernhard
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Re: Bonferroni-Korrektur

Beitragvon PonderStibbons » Mo 17. Jul 2023, 16:26

123Philipp123 hat geschrieben:Hallo,

eine Bonferroni-Korrektur muss ich meines Wissens nach Durchführen, wenn ich mehrere T-Tests mit der selben AV durchführe.

Müssen muss man gar nichts. Es ist eine Frage des Abwägens.
Ich habe eine Stress- und Kontrollgruppe, und erfasse jeweils Puls sowie systolische Blutdruck und diastolische Blutdruck und Vergleich die Werte der Stress- und Kontrollgruppe zu 3 Zeitpunkten.

Muss ich für 3 oder für 9 t-Test korrigieren?

Mich wundert der Ansatz mit 9 getrennten Analysen.

Sollen die drei Messgrößen gemeinsam ein Konstrukt operationalisieren? In dem Fall
könnte man alle 3 (oder auch nur die 2 Blutdruckwerte, den Puls separat, je nach
theoretischem Konzept und Erkenntnisziel) simultan in einer multivariaten Varianzanalyse
(MANOVA) analysieren.

Unabhängig davon erscheint es naheliegend, hier Messwiederholungs-Varianzanalyse(n)
zu rechnen, in der die Gruppen erstmal global über die drei Zeitpunkte betrachtet werden.
Je nach Konzept (wie gesagt) als drei getrennte Messwiederholungs-Varianzanalysen
(für jede abhängige Variable eine eigene), als 2 MW-Analysen (eine Analyse mit einer
einzigen abhängigen Variable sowie eine Messwiederholungs-MANOVA für die beiden
Blutdruckwerte), oder eine einzige (Messwiederholungs-MANOVA mit allen drei
abhängigen Variablen simultan).

Davon abgesehen, lässt sich über Korrekturen schlecht was sagen, wenn die Stichprobengröße
nicht angegeben ist.

Mit freundlichen Grüßen

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