Umcodierung für Berechnung von Spearmans Rho

Bivariate Korrelation, partielle Korrelation und Rangkorrelation.

Umcodierung für Berechnung von Spearmans Rho

Beitragvon Grünewanne » Mi 23. Aug 2023, 15:56

Schönen guten Tag zusammen,

ich habe eine Kreuztabelle um mir den Zusammenhang des Alters (eingeteilt in ordinale Altersgruppen) mit einer Einstellungsfrage (5-stufig) anzusehen.
Es zeigt sich, dass es generell keine großen (vor allem keine "je-desto") Unterschiede zwischen den Anteilen der jeweiligen Einstellungsausprägung zwischen den Altersgruppen gibt, außer bei der 5. Stufe / der extremsten Meinung am oberen Ende, die in der jüngsten Generation viel häufiger ist und dann quasi absteigend für die anderen Altersgruppen.

Wenn ich Spearmans Rho berechne, komme ich auf einen sehr niedrigen Wert, der für einen quasi nicht existenten Zusammenhang spricht. Das ergibt ja auch Sinn, da der Zusammenhang ja (wenn überhaupt) nur für die extremste Ausprägung besteht. Ich habe mich jetzt gefragt ob es sinnvoll / zulässig ist, die Variable (zusätzlich quasi anschließend an die zuerst geschilderte Betrachtung) so umzukodieren, dass ich nur zwischen Ausprägung 1-4 und 5 unterscheide und dann Spearmans Rho zu berechnen. (Ich habe das mal probeweise gemacht, da kommt dann ein Zusammenhang raus).

Könnte man auf dieser Grundlage dann sagen, dass es speziell für die extreme Meinung einen Zusammenhang zu geben scheint?

(Ist für eine Hausarbeit im Bachelorstudium Soziologie).
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Re: Umcodierung für Berechnung von Spearmans Rho

Beitragvon PonderStibbons » Mi 23. Aug 2023, 16:05

Du schaust Dir die Daten an, meinst ein vielversprechendes Muster zu erkennen, an das Du vorher nicht dachtest,
und veränderst dementsprechend die Daten für die Analyse in einer Weise, dass Du ein "statistisch signifikantes"
Ergebnis erzeugen kannst.

Die p-Werte aus so einem Vorgehen sind halt unbrauchbar.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Umcodierung für Berechnung von Spearmans Rho

Beitragvon Grünewanne » Mi 23. Aug 2023, 16:22

Und wenn ich beide Berechnungen darstelle?
Es geht mir nicht darum, ein künstliches Ergebnis zu erzeugen, sondern eher darum, den Zusammenhang für die extreme Ausprägung, den es ja anscheinend zu geben scheint, nochmal zu untermauern. Ich würde ja trotzdem darauf hinweisen, dass es den Zusammenhang grundsätzlich nicht gibt, nur eben für den "Sonderfall" der extremen Ausprägung.
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Re: Umcodierung für Berechnung von Spearmans Rho

Beitragvon PonderStibbons » Mi 23. Aug 2023, 16:58

Ein Zusammenhang, den es anscheinend zu geben scheint ist eben sehr scheinbar.
Du pickst Dir im Nachhinein aus einem komplexen Ergebnismuster eine Auffälligkeit
heraus (mindestens eine gibt es fast immer) und arbeitest die Daten so um, dass ein
statistisch signifikantes Ergebnis rauskommt. Ich stelle Dir lediglich dar, wie es sich
für mich liest. Und der p-Wert ist wie gesagt nicht brauchbar.

Um auf die Frage zurückzukommen:
Könnte man auf dieser Grundlage dann sagen, dass es speziell für die extreme Meinung einen Zusammenhang zu geben scheint?

Ich meine nein, aber vielleicht ist Dein Betreuer angetaner.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Umcodierung für Berechnung von Spearmans Rho

Beitragvon bele » Mi 23. Aug 2023, 17:47

Ich finde es macht Sinn, hier in hypothesenprüfende und hypothesengenerierende Statistik zu unterscheiden. Du hast sicher nicht gezeigt, dass außerhalb Deiner Stichprobe die jüngste Altersgruppe die extremste Auffassung hat.
Aber Du kannst diese Beobachtung innerhalb Deiner Stichprobe zum Anlass dazu nehmen darüber nachzudenken, ob das plausibel ist, ob man es erklären könnte und ob es eine interessante Fragestellung ist, die andere Arbeiten (vielleicht Deine Bachelorarbeit?) mit frischen Daten überprüfen (testen) sollten.

LG, Bernhard
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Re: Umcodierung für Berechnung von Spearmans Rho

Beitragvon Samy5656 » Do 24. Aug 2023, 15:13

Hallo,

interessante Beobachtung, die du in deinem Datensatz gemacht hast! Dein Ansatz, die Variable umzukodieren und nur zwischen den Ausprägungen 1-4 und 5 zu unterscheiden, klingt durchaus sinnvoll. Insbesondere, wenn dein Hauptinteresse darauf liegt, den Zusammenhang zwischen dem Alter und einer extremen Einstellung zu untersuchen.

Wenn du auf diese Weise einen signifikanten Wert für Spearmans Rho erhältst, dann könntest du argumentieren, dass es zumindest für diese extremste Meinungsäußerung einen Zusammenhang mit dem Alter gibt. Das wäre ein interessanter Befund und könnte für deine Hausarbeit relevant sein.

Jedoch ist es wichtig, transparent in deiner Arbeit darzulegen, warum du diesen zusätzlichen Schritt gemacht hast. Du solltest dabei die Limitationen dieses Ansatzes und die Spezifität der neuen Analyse hervorheben. Also, ja, du könntest auf dieser Grundlage sagen, dass es speziell für die extreme Meinung einen Zusammenhang zu geben scheint, aber es sollte klar sein, dass diese Analyse sich auf diese spezielle Fragestellung beschränkt.

Für tiefergehende Analysen und vielleicht auch für eine Überprüfung deiner Vorgehensweise könnte es hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Explain Data bietet Statistikberatung an und könnte dir hier wertvolle Dienste leisten. Mehr Informationen findest du auf der Webseite: Statistikberatung.eu

Viel Erfolg bei deiner Hausarbeit!
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Re: Umcodierung für Berechnung von Spearmans Rho

Beitragvon PonderStibbons » Do 24. Aug 2023, 15:33

Aus einem wegen Werbung gelöschten Beitrag:
interessante Beobachtung, die du in deinem Datensatz gemacht hast! Dein Ansatz, die Variable umzukodieren und nur zwischen den Ausprägungen 1-4 und 5 zu unterscheiden, klingt durchaus sinnvoll. Insbesondere, wenn dein Hauptinteresse darauf liegt, den Zusammenhang zwischen dem Alter und einer extremen Einstellung zu untersuchen.

Wenn du auf diese Weise einen signifikanten Wert für Spearmans Rho erhältst, dann könntest du argumentieren, dass es zumindest für diese extremste Meinungsäußerung einen Zusammenhang mit dem Alter gibt. Das wäre ein interessanter Befund und könnte für deine Hausarbeit relevant sein.

Den Zusammenhang für die Stichprobe hat er doch ohne weiteres bereits festgestellt und kann das auch darstellen.

Hingegen eine Skala aufgrund einer Stichproben-Auffälligkeit umzukodieren, um mit der umcodierten Variable einen Signifikanztest zu rechnen,
solche Art Manipulation bringt kein seriös verwertbares Testergebnis und würde IMO ein Beispiel für Clark's law darstellen
Any sufficiently crappy research is indistinguishable from fraud https://statmodeling.stat.columbia.edu/2016/06/20/clarkes-law-of-research/

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Umcodierung für Berechnung von Spearmans Rho

Beitragvon bele » Do 24. Aug 2023, 15:48

Samy5656 hat geschrieben:Jedoch ist es wichtig, transparent in deiner Arbeit darzulegen, warum du diesen zusätzlichen Schritt gemacht hast.


Vor allem müsste er transparent vorrechnen, wieviele andere Signifikanztests sich bei dieser Vorgehensweise alternativ hätten ergeben können und für diese Zahl eine Bonferroni-Korrektur rechnen. Das wäre dann sauber.
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