Unsicherheit bzgl. Verfahren (und Skalenniveau)

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Unsicherheit bzgl. Verfahren (und Skalenniveau)

Beitragvon M.S. 96 » Mi 21. Feb 2024, 14:01

Guten Tag liebe Statistik-Interessierte,


ich habe für eine Abschlussarbeit ein paar Fragen und würde mich sehr freuen, wenn mir jemand helfen könnte.
Ich bin mir unsicher, wie ich bei meinen Daten eine Mediation berechnen kann.

Meine Hypothesen lauten quasi:
1: A hängt kausal mit B zusammen (je mehr A, desto mehr B)
2: der Zusammenhang wird mediiert durch C

[für Interessierte: A = Strukturniveau, B = Schweregrad der Symptomatik einer Essstörung, C = verwendeter Abwehrstil)

A und B sind metrisch
Bei C bin ich mir schon unsicher. C wird erhoben mit einem 40-Item-Fragebogen (9-stufige Likert-Skala).
Diese 40 Items erfragen 20 Abwehrmechanismen. Aus jeweils einer unterschiedlichen Anzahl an Abwehrmechanismen werden vier Kategorien gebildet (Abwehrstile). Jede dieser Kategorie bekommt demnach einen Wert (aufgrund der unterschiedlichen Anzahl Werte, die deutlich voneinander abweichen selbst bei inhaltlich gleicher Bedeutung)
-> Der Fragebogen erhebt also vier Subskalen, die sich der Ausprägung nach ordnen lassen (nach Reifegrad).


Wie muss ich bei der Berechnung der Hypothese 2 statistisch vorgehen, damit es inhaltlich Sinn ergibt?
Es geht ja nicht darum, ob eine dieser Subskalen ein Mediator ist, sondern ob das Konstrukt an sich mediiert.
Welches Verfahren muss ich hierfür benutzen und was für ein Ergebnis bekomme ich dann? [Einen/mehrere Zahlenwerte - wie sind diese zu interpretieren?]



Vielen Dank für Eure Hilfe. Bei Rückfragen stehe ich natürlich immer gern zur Verfügung. Hoffentlich hab ich nichts wichtiges vergessen.
Viele Grüße,
Max

PS, da ggfs. wichtig: Die benötigte Stichprobengröße ist nicht so wichtig. Das hab ich mit meiner Dozentin besprochen. Es darf auch ein Verfahren sein, wo man utopisch viele Versuchspersonen benötigen würde.
M.S. 96
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Re: Unsicherheit bzgl. Verfahren (und Skalenniveau)

Beitragvon bele » Mi 21. Feb 2024, 15:10

M.S. 96 hat geschrieben:Guten Tag liebe Statistik-Interessierte,


ich habe für eine Abschlussarbeit ein paar Fragen und würde mich sehr freuen, wenn mir jemand helfen könnte.
Ich bin mir unsicher, wie ich bei meinen Daten eine Mediation berechnen kann.

Meine Hypothesen lauten quasi:
1: A hängt kausal mit B zusammen (je mehr A, desto mehr B)
2: der Zusammenhang wird mediiert durch C

[für Interessierte: A = Strukturniveau, B = Schweregrad der Symptomatik einer Essstörung, C = verwendeter Abwehrstil)

A und B sind metrisch
Bei C bin ich mir schon unsicher. C wird erhoben mit einem 40-Item-Fragebogen (9-stufige Likert-Skala).
Diese 40 Items erfragen 20 Abwehrmechanismen. Aus jeweils einer unterschiedlichen Anzahl an Abwehrmechanismen werden vier Kategorien gebildet (Abwehrstile). Jede dieser Kategorie bekommt demnach einen Wert (aufgrund der unterschiedlichen Anzahl Werte, die deutlich voneinander abweichen selbst bei inhaltlich gleicher Bedeutung)
-> Der Fragebogen erhebt also vier Subskalen, die sich der Ausprägung nach ordnen lassen (nach Reifegrad).


Wie muss ich bei der Berechnung der Hypothese 2 statistisch vorgehen, damit es inhaltlich Sinn ergibt?
Es geht ja nicht darum, ob eine dieser Subskalen ein Mediator ist, sondern ob das Konstrukt an sich mediiert.
Welches Verfahren muss ich hierfür benutzen und was für ein Ergebnis bekomme ich dann? [Einen/mehrere Zahlenwerte - wie sind diese zu interpretieren?]



Vielen Dank für Eure Hilfe. Bei Rückfragen stehe ich natürlich immer gern zur Verfügung. Hoffentlich hab ich nichts wichtiges vergessen.
Viele Grüße,
Max

PS, da ggfs. wichtig: Die benötigte Stichprobengröße ist nicht so wichtig. Das hab ich mit meiner Dozentin besprochen. Es darf auch ein Verfahren sein, wo man utopisch viele Versuchspersonen benötigen würde.



Hallo M.S.,

der letzte Satz zeigt uns, dass es Dir nicht darum geht, eine echte Studie durchzuführen. Demnach ist die Frage der Kern der Hausaufgabe. Unsere inoffizielle Position zu Hausaufgaben habe ich hier mal so dargestellt

AFAIK gibt es keine offizielle Position des Forums zu Hausaufgaben aber doch eine geübte Praxis: Wir lösen für Dich nicht die Hausaufgaben, aber wir geben Euch gerne einen Wegweiser in die richtige Richtung, wenn Du deutlich erkennen lässt, dass Du Dir selbst Mühe gegeben hast und Mühe gibst. Also beschreibe die Aufgabe, sag, was Du Dir schon gedacht hast und wie weit Du gekommen bist und erwarte keine Beantwortung der Aufgabe sondern nur einen Hinweis, der zur Antwort führt.


Daher die Rückfrage: Was hast Du Dir denn bisher schon selbst gedacht, und wo genau hängst Du?

LG,
Bernhard
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Re: Unsicherheit bzgl. Verfahren (und Skalenniveau)

Beitragvon M.S. 96 » Mi 21. Feb 2024, 21:52

bele hat geschrieben:
Hallo M.S.,

der letzte Satz zeigt uns, dass es Dir nicht darum geht, eine echte Studie durchzuführen. Demnach ist die Frage der Kern der Hausaufgabe. Unsere inoffizielle Position zu Hausaufgaben habe ich hier mal so dargestellt

AFAIK gibt es keine offizielle Position des Forums zu Hausaufgaben aber doch eine geübte Praxis: Wir lösen für Dich nicht die Hausaufgaben, aber wir geben Euch gerne einen Wegweiser in die richtige Richtung, wenn Du deutlich erkennen lässt, dass Du Dir selbst Mühe gegeben hast und Mühe gibst. Also beschreibe die Aufgabe, sag, was Du Dir schon gedacht hast und wie weit Du gekommen bist und erwarte keine Beantwortung der Aufgabe sondern nur einen Hinweis, der zur Antwort führt.


Daher die Rückfrage: Was hast Du Dir denn bisher schon selbst gedacht, und wo genau hängst Du?

LG,
Bernhard



Danke für die Antwort. Ich verstehe deinen Einwurf - du ziehst jedoch inkorrekte Schlüsse aus meinem letzten Satz.
Es handelt sich nicht um eine Hausaufgabe, sondern um meine Masterarbeit. Ich arbeite an einem echten Forschungsprojekt mit (akquiriere Versuchspersonen) und bekomme als Gegenleistung die bisher gesammelten Daten zur Verfügung gestellt und kann sie anhand einer durch mich gewählten Fragestellung analysieren (-> Sekundäranalyse).
Da ich im Rahmen einer Masterarbeit nicht die Möglichkeit habe, hunderte Versuchspersonen mit Essstörungen zu akquirieren, wurde mit der Dozentin besprochen, dass ich auch Verfahren anwenden kann, für die die Anzahl an Versuchspersonen eigentlich höher sein müsste (= gängige Praxis in psychologischen Abschlussarbeiten).


Ich habe mir das Wissen für die Erstellung des Beitrags erst erarbeiten müssen. Ich wusste einfach nur, dass ich einen Fragebogen habe (den DSQ-40), der
Abwehrmechanismen erhebt (sowie weitere Fragebögen für die anderen Konstrukte). Das Ergebnis der Beschäftigung mit dem Fragebogen bzw. der Punkt, an dem mir eben Fragen kamen, stellt der Beitrag dar

Ich bin mir bzgl. des Skalenniveaus des Mediators unsicher (meine Überlegung: die vier Subskalen lassen sich sinnvoll in eine Reihenfolge bringen -> ordinales Niveau. Da die Werte aber wie beschrieben aufgrund der unterschiedlichen Itemanzahl pro Subskala jedoch unterschiedlich hoch sind, bin ich mir unsicher, wie ich damit umgehen kann. Eine Überlegung: Die Werte durch die Anzahl der Items teilen)
Ob so ein Vorgehen jedoch nicht nur "formal" korrekt ist, sondern auch ein inhaltlich sinnvolles Ergebnis bringt? Da bin ich mir unsicher.
Ich könnte auch anhand jeder einzelnen Subskala eine jeweils einzelne Mediation berechnen - aber dann habe ich inhaltlich ja eine andere Fragestellung beantwortet (glaube ich?).

Wenn man ordinales Niveau annimmt, sollte ich eine ordinal logistische Regression berechnen können.
Alternativ könnte ich (glaube ich) Bootstrapping oder das process-makro von Hayes verwenden.
-> Bzgl. der Interpretation wäre ich mir dabei jedoch schon komplett unsicher, da ich keines der Verfahren jemals angewendet habe.

Liebe Grüße,
Max
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Re: Unsicherheit bzgl. Verfahren (und Skalenniveau)

Beitragvon PonderStibbons » Mi 21. Feb 2024, 23:01

Da die Werte aber wie beschrieben aufgrund der unterschiedlichen Itemanzahl pro Subskala jedoch unterschiedlich hoch sind, bin ich mir unsicher, wie ich damit umgehen kann. Eine Überlegung: Die Werte durch die Anzahl der Items teilen)

Gibt es keine Normwerte?

Wenn man ordinales Niveau annimmt, sollte ich eine ordinal logistische Regression berechnen können.
Alternativ könnte ich (glaube ich) Bootstrapping oder das process-makro von Hayes verwenden.
-> Bzgl. der Interpretation wäre ich mir dabei jedoch schon komplett unsicher, da ich keines der Verfahren jemals angewendet habe.

Du fragst nach methodischen Details, wo noch nicht die theoretischen Annahmen und Hypothesen klar sind.
Soll das in die Richtung gehen wenn UV niedrig, dann A1 hoch, A2 niedrig, A3 niedrig, A4 niedrig und daher
AV sehr hoch, wenn UV etwas höher, dann A1 niedrig, A2 & A3 höher, A4 niedrig und AV etwas niedriger als
vorher
oder wie hat man sich das vorzustellen? Geht es dabei außerdem um die Relation der
Abwehrmechanismen zueinander oder soll/darf man sie getrennt betrachten? Sind in dem Fall
die Beziehungen zwischen Strukturniveau und einzelnen Abwehrmechanismen linear oder zumindest monoton,
oder gibt es auch andere Beziehungen z.B. umgekehrt U-förmige?

Und kann man ausreichend Varianz in den Prädiktoren erwarten, schließlich haben alle eine Essstörung,
fallen bestimmte Konstellationen / Wertebereiche dadurch nicht qua Theorie heraus, weil die bei Erkrankten
nicht oder kaum vorkommen?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Unsicherheit bzgl. Verfahren (und Skalenniveau)

Beitragvon M.S. 96 » Do 22. Feb 2024, 13:05

PonderStibbons hat geschrieben:Gibt es keine Normwerte?


Leider noch nicht. In der Literatur werden Mittelwerte verwendet.

PonderStibbons hat geschrieben:Du fragst nach methodischen Details, wo noch nicht die theoretischen Annahmen und Hypothesen klar sind.
Soll das in die Richtung gehen wenn UV niedrig, dann A1 hoch, A2 niedrig, A3 niedrig, A4 niedrig und daher
AV sehr hoch, wenn UV etwas höher, dann A1 niedrig, A2 & A3 höher, A4 niedrig und AV etwas niedriger als
vorher
oder wie hat man sich das vorzustellen? Geht es dabei außerdem um die Relation der
Abwehrmechanismen zueinander oder soll/darf man sie getrennt betrachten? Sind in dem Fall
die Beziehungen zwischen Strukturniveau und einzelnen Abwehrmechanismen linear oder zumindest monoton,
oder gibt es auch andere Beziehungen z.B. umgekehrt U-förmige?


Vielen Dank für die guten Nachfragen! Du sprichst da vermutlich exakt den Kern meines Problems an!
Die Theoretische Annahme lautet: je niedriger das Strukturniveau, desto unreifere Abwehrmechanismen werden verwendet. Eine genauere Formulierung ist mit dem bisherigen Forschungsstand schlicht nicht möglich (meine Hypothesen basieren ja auf der Psychoanalyse, die es leider verschlafen hat, empirisch zu forschen - das Ganze steckt also noch "in den Kinderschuhen"). Einzig kann man sagen, dass der Zusammenhang "ausreichend" linear zu erwarten ist.

-> Es geht mir in Prinzip also genau darum, wie ich die Hypothese: "Abwehrmechanismen mediieren den Zusammenhang zwischen Struktur und Essstörungs-Symptomatik" bei einer Messung der Abwehrmechanismen wie oben beschrieben in eine inhaltlich sinnvolle statistische Analyse umwandeln kann.
Wie ich dabei statistisch vorgehe ist mir überlassen, solange die o.g. Hypothese in der Form damit inhaltlich sinnvoll getestet wird.
Also quasi: wie gehe ich mit einer so gemessenen Variable als Mediator vor?
Würde der Reifegrad der Abwehrmechanismen einfach auf einer Skala gemesse werden - gäbe es also einen Wert (von unreif nach reif) statt vier Werte - dann wüsste ich sofort, wie ich vorgehen würde.

PonderStibbons hat geschrieben:Und kann man ausreichend Varianz in den Prädiktoren erwarten, schließlich haben alle eine Essstörung,
fallen bestimmte Konstellationen / Wertebereiche dadurch nicht qua Theorie heraus, weil die bei Erkrankten
nicht oder kaum vorkommen?


Die verwendeten Fragebogen sind dafür konzipiert, den Schweregrad der Symptomatik bei Menschen mit Essstörung zu bewerten. Die Interpretation über die Population hinaus wäre nicht zulässig. Eine ausreichende Varianz ist daher zu erwarten.

Liebe Grüße,
Max
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Re: Unsicherheit bzgl. Verfahren (und Skalenniveau)

Beitragvon bele » Do 22. Feb 2024, 15:54

Hallo,

M.S. 96 hat geschrieben:Würde der Reifegrad der Abwehrmechanismen einfach auf einer Skala gemesse werden - gäbe es also einen Wert (von unreif nach reif) statt vier Werte - dann wüsste ich sofort, wie ich vorgehen würde.


Wenn ich Deine Schilderung richtig verstehe, dann sollten die vier Werte der vier Abwehrmechanismen eigentlich eine gemeinsame latente Variable "Reifegrad" vorhersagen. Richtig? Hat das denn noch niemand untersucht? Ich verstehe Dich so, dass Leute mit einem geringen Reifegrad die höchsten Werte beim unreifsten Abwehrmechanismus und solche mit zunehmendem Reifegrad dann immer weniger des unreifen Abwehrmechanismus und mehr vom zweiunreifsten und im Verlauf immer mehr bis hin zu den höchsten Werten beim reifsten Reifegrad haben. Wenn das nicht nur psychoanalytische Theorie ist, sondern sich auch in den Daten so findet, wäre das zusammenfassen der vier zu einem Schätzer des allgemeinen Reifegrads nicht die erste spannende Masterarbeit, die solche wie Deine dann ermöglichen würde?

Ich denke, dass der Methodenbaukasten der probabilistischen Testtheorie wahrscheinlich eine Zuordnung der vier Werte zu einem Reifegrad ermöglichen sollte, aber das ist halt ein sehr spezielles Themengebiet, in das wir uns hier nicht verirren wollen. Wäre aber cool, wenn das schon jemand gemacht hätte.

Also quasi: wie gehe ich mit einer so gemessenen Variable als Mediator vor?


Vielleicht macht es Sinn, diese vier Variablen nicht als eine, sondern als vier getrennte Mediatoren zu betrachten? Ich glaube, dass PROCESS Model 4 in die Richtung geht, habe aber selbst kein SPSS. Schau Dir Mal figure 1 in dieser Publikation an: http://dx.doi.org/10.3390/su13052922

Bild

Entspricht das Deiner Situation? Vielleicht würde es sich dann lohnen, die Arbeit mal zu lesen und zu schauen, ob Du daraus für Dich was ziehen kannst. Ich kenne mich mit Mediationsanalyse nicht ausreichend aus um sagen zu können wie wichtig es ist, dass die mehrere Mediatoren untereinander nicht korreliert sein dürfen; wenn ich Dir richtig verstehe vermute ich aber, dass Deine untereinander korreliert sein werden.

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Re: Unsicherheit bzgl. Verfahren (und Skalenniveau)

Beitragvon M.S. 96 » Do 22. Feb 2024, 16:28

Danke dir für die ausführliche Antwort!

bele hat geschrieben:
Wenn ich Deine Schilderung richtig verstehe, dann sollten die vier Werte der vier Abwehrmechanismen eigentlich eine gemeinsame latente Variable "Reifegrad" vorhersagen. Richtig? Hat das denn noch niemand untersucht? Ich verstehe Dich so, dass Leute mit einem geringen Reifegrad die höchsten Werte beim unreifsten Abwehrmechanismus und solche mit zunehmendem Reifegrad dann immer weniger des unreifen Abwehrmechanismus und mehr vom zweiunreifsten und im Verlauf immer mehr bis hin zu den höchsten Werten beim reifsten Reifegrad haben. Wenn das nicht nur psychoanalytische Theorie ist, sondern sich auch in den Daten so findet, wäre das zusammenfassen der vier zu einem Schätzer des allgemeinen Reifegrads nicht die erste spannende Masterarbeit, die solche wie Deine dann ermöglichen würde?


Es ist so: Der Reifegrad der Abwehrmechanismen mediiert zwischen dem Reifegrad und der Essstörungssymptomatik. Für den Reifegrad der Abwehrmechanismen habe ich leider keinen einzelnen Wert, sondern 4 Werte, die jeweils einem unterschiedlichen Reifegrad der Abwehrmechanismen widerspiegeln. Eine Person könnte z.B. unreife stark nutzen, etwas reife ein wenig, die noch reiferen kaum noch und reife fast garnicht.
--> Hieraus würde ich gerne eine neue Variable bilden - sinngemäß Reifegrad der Abwehrmechanismen - ob das sinnvoll geht weiß ich leider eben nicht.

Hierzu gibt es auch bereits - ein klein wenig - empirische Evidenz.
In allen mir bekannten Studien, in denen Abwehrmechanismen gemessen mit meinem Fragebogen als Mediator erscheinen, werden die verschiedenen Subskalen einzeln als Mediator verwendet. Ich sehe das an sich auch als sinnvoll an, aber falls es möglich wäre, daraus einen gemeinsamen Faktor zu machen, gäbe das meines Erachtens noch mehr Sinn.


bele hat geschrieben:Ich denke, dass der Methodenbaukasten der probabilistischen Testtheorie wahrscheinlich eine Zuordnung der vier Werte zu einem Reifegrad ermöglichen sollte, aber das ist halt ein sehr spezielles Themengebiet, in das wir uns hier nicht verirren wollen. Wäre aber cool, wenn das schon jemand gemacht hätte.


Das klingt tatsächlich sehr spannend. Genau das ist es, was ich gern hätte - habe allerdings leider wirklich keine Ahnung, ob das geht.


bele hat geschrieben:Vielleicht macht es Sinn, diese vier Variablen nicht als eine, sondern als vier getrennte Mediatoren zu betrachten? Ich glaube, dass PROCESS Model 4 in die Richtung geht, habe aber selbst kein SPSS. Schau Dir Mal figure 1 in dieser Publikation an: http://dx.doi.org/10.3390/su13052922

Entspricht das Deiner Situation? Vielleicht würde es sich dann lohnen, die Arbeit mal zu lesen und zu schauen, ob Du daraus für Dich was ziehen kannst. Ich kenne mich mit Mediationsanalyse nicht ausreichend aus um sagen zu können wie wichtig es ist, dass die mehrere Mediatoren untereinander nicht korreliert sein dürfen; wenn ich Dir richtig verstehe vermute ich aber, dass Deine untereinander korreliert sein werden.



Dankeschön! Ja so ginge es auf jeden Fall. Zur Berechnung anhand des PROCESS-MAKROs habe ich auch bereits Videos gefunden, die das sehr anschaulich erklären.
M.S. 96
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