Kreuztabelle und Chi² für Mehrfachantwortensets

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Beitragvon QRious » So 7. Apr 2024, 19:13

Hallo zusammen,

ich werte aktuell Literatur nach vorgegebenen Kriterien aus. Zwei Kritierien sind nominal (var1: A, B, C, D; var2: X, Y, Z). Jeder der Artikel kann bei beiden Variablen mehrere Auspräggungen, also gewissermaßen mehrere Antworten haben. Ich habe nun eine Kreuztabelle, die etwa so aussieht:

A B C D
X 5 3 4 1
Y 7 3 1 1
Z 3 8 5 6

Die Spalten-/Zeilesummen können also die Anzahl der Artikel überschreiten.

Ich würde nun gern wissen, ob es einen Zusammenhang zwischen var1 und var2 gibt, der überzufällig ist. Hierfür hatte ich einen chi²-Test angedacht. 1) Ist dies eine sinnvolle Herangehensweise? und 2) ist dies bei Mehrfachantworten überhaupt zulässig?

Vielen Dank im Voraus und viele Grüße
Cat
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Re: Kreuztabelle und Chi² für Mehrfachantwortensets

Beitragvon PonderStibbons » So 7. Apr 2024, 20:30

Der Chi²-Test setzt Unabhängigkeit der Bebachtungen voraus, d.h. jeder einzelne
Eintrag in der Kreuztabelle sollte von einem anderen Beobachungsobjekt stammen
(in dem Beispiel 47 Einträge von 47 Objekten).
In Deiner Tabelle stammen von denselben Beobachtungsobjekten mehrere Einträge.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Kreuztabelle und Chi² für Mehrfachantwortensets

Beitragvon QRious » So 28. Apr 2024, 11:44

Hallo PonderStibbons,

vielen Dank für diesen wertvollen Hinweis. Gibt es denn einen anderen Test, mit dem ich einen Zusammenhang zwischen var1 und var2 prüfen könnte?
Viele Grüße
Cat
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Re: Kreuztabelle und Chi² für Mehrfachantwortensets

Beitragvon PonderStibbons » So 28. Apr 2024, 13:27

Vielleicht beschreibst Du die Sache einmal konkret, wie lautet die Fragestellung der Studie,
wie viele Texte wurden gesichtet, was beinhalten die beiden Variablen?

Mit freundlichen Grüßen

PonderSibbons
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Re: Kreuztabelle und Chi² für Mehrfachantwortensets

Beitragvon bele » So 28. Apr 2024, 16:12

Vielleicht gibt es ja auch schon Ideen, welche Art von Zusammenhängen bestehen könnte...
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Re: Kreuztabelle und Chi² für Mehrfachantwortensets

Beitragvon QRious » So 19. Mai 2024, 10:50

Hallo PonderSibbons und Mitlesende,
ja das ist vielleicht hilfreich. Ich mache einen systematischen Literaturüberblick. Dazu habe ich zunächst geschaut, um welchen Typ meines Phänomens (decoupling) es sich handelt. Hier kommen teils mehrere gleichzeitig in Frage, wenn die Autor:innen eben mehrere Formen untersuchen (insg. 6, nennen wir sie der Einfachheit halber A bis F). Dann sehe ich mir an, auch welcher Analyseebene (Gesellschaft, Feld, Organisation, Individuum) untersucht wurde. Auch hier sind „Mehrfachantworten“ möglich. Zum Schluss guck ich noch nach der Methode (qual, quant, mixed), hier ist naturgemäß nur eine Option denkbar.
Es gibt eine gewisse Häufung bei Typ A und B (D bis F werden allerdings noch nicht so lange untersucht), bei qualitativen Methoden und auf der organisationalen Analyseebene. Ich würde gern testen, ob diese Beobachtung überzufällig ist. Es handelt sich um insgesamt 160 Artikel. Dazu habe ich folgende Kreuztabellen: Typ x Methode und Typ x Analyseebene.
Wäre toll, wenn es einen Test gäbe, der weiterhilft. Grundsätzlich würde mich das Vorgehen aber auch für andere Anwendungsfällt, z. B. Mehrfachantworten in Fragebögen interessieren). Vielen Dank für mögliche Hinweise.
Viele Grüße
Cat
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Re: Kreuztabelle und Chi² für Mehrfachantwortensets

Beitragvon bele » Mo 20. Mai 2024, 11:29

Hallo Cat,

> Ich würde gern testen, ob diese Beobachtung überzufällig ist.

Das ist methodisch sehr schwierig, weil Du erst beobachtet hast, das häufig ist und dann testest, ob es besonders häufig ist. Natürlich ist das, was Du häufig beobachtet hast in diesem Datensatz häufig und wahrscheinlich hätte es hundert andere Kombinationen gegeben, die häufig hätten sein können. Streng genommen hättest Du zum Beispiel nur 80 von den 160 Fällen anschauen können, die Theorie vom Zusammenhang A+B und qualitativ und Analyseebene aufstellen und dann an den übriggebliebenen 80 Fällen diese Theorie testen können. Dafür ist es jetzt zu spät.

Du wirst Dich nicht davon abhalten lassen, da irgendeinen Test zu rechnen, ich sage Dir nur vorher, warum mich das Ergebnis dieses Tests von nichts überzeugen würde. Nicht ohne Alphafehler-Korrektur die keinesfalls banal wird.

> Es gibt eine gewisse Häufung bei Typ A und B (D bis F werden allerdings noch nicht so lange untersucht), bei qualitativen Methoden und auf der organisationalen Analyseebene.

Da gibt es verschiedene Wege, um daraus eine Nullhypothese zu machen. Da Du Dich mit Kreuztabellen wohl zu fühlen scheinst, wie wäre eine Kreuztabelle mit "ist qualitativ und organisational" in der einen Dimension und "enthält entweder A oder B" in der anderen Dimension?

LG,
Bernhard
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Re: Kreuztabelle und Chi² für Mehrfachantwortensets

Beitragvon QRious » Sa 25. Mai 2024, 10:48

Hallo Bernhard,

"Du wirst Dich nicht davon abhalten lassen, da irgendeinen Test zu rechnen" das ist eine kühne Annahme :D Wir werden sehen. Prinzipiell ist eine Nacherhebung durchaus möglich (wenn auch, ehrlich gesagt, nicht angestrebt).
Danke für deinen Vorschlag. In die Richtung kann ich weiter denken und recherchieren.
Ich würde es schon gern auch grundsätzlich lösen, weil ich damit rechne, dass mich Mehrfachantworten auch in Surveys weiter beschäftigen werden. Das ist ja hier auch schon an anderer Stelle (wenn auch nicht abschließend) diskutiert worden. Ich haben in Koziol und Bilder (2014) und der dort zitierten Literatur einige Möglichkeiten gefunden (u. A. Rao Scott Korrektur, multiple marginal independence testing), aber leider keine Möglichkeit, das in R umzusetzen (das zitierte Paket ist verwaist). Hat hierzu jemand einen Rat?

Vielen Dank und viele Grüße
Cat


"Koziol, Natalie; Bilder, Chris (2014): MRCV: A Package for Analyzing Categorical Variables with Multiple Response Options. In: The R Journal 6 (1), S. 144–150. Online verfügbar unter https://journal.r-project.org/archive/2 ... 14-014.pdf"
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