Experimentelle Daten auswerten - keine Korrelation

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Experimentelle Daten auswerten - keine Korrelation

Beitragvon luci123 » Sa 22. Jun 2024, 12:57

Hallo zusammen,
ich möchte eine Datenauswertung bezüglich des beruflichen Hintergrunds von Personen und deren Neigung zu lügen machen. Ich habe nun 5 verschiedene Variablen, von denen 4 nominal skaliert sind z.B. die Branche (Gesundheitswesen, Bildung, Finanzen & Versicherungen, Bauwesen, etc.) oder die Management Erfahrung (Manager, Vorgesetzter oder weder noch) und eine ordinal skalierte nämlich das monatliche Einkommen von 1 bis 10, wobei die Zahlen für verschiedene Einkommensspannen stehen zum Beispiel 100-1000 € etc.
Das Lügenverhalten wurde einmal in einer binären Variable, die 0 annimmt wenn nicht gelogen wurde und 1 wenn gelogen wurde, gemessen, sowie mit der zusammenhängenden Zahlung die die Teilnehmer in einer anderen Aufgabe erhalten haben, wobei jede Zahlungshöhe eigentlich gleich oft gezahlt worden sein sollte, die höheren Zahlungen aber viel öfter vorkamen.

Wie würdet ihr nun die Auswertung angehen?

Ich arbeite mit Stata.
Ich habe zunächst den chi2 test für die 4 nominalen Variablen & die Lügen-Variablen folgender Maßen angewendet:

tab lying_binary sector, chi2 V
tab lying_binary managerial_experience, chi2 V
tab lying_binary industry, chi2 V
tab lying_binary employment_status, chi2 V

tab payoff sector, chi2 V
tab payoff managerial_experience, chi2 V
tab payoff industry, chi2 V
tab payoff employment_status, chi2 V

Für das Einkommen (ordinal skaliert) habe ich die Spearman's rank correlation genutzt:
spearman lying_binary income
spearman payoff income

Soweit so gut, nur leider kam bei keiner Variable ein P-Wert < 0.05 raus, außer bei payoff x employment_status. Ehrlich gesagt kamen sogar meistens P-Werte über 0.15 oder über 0.2 raus.

Was kann ich nun tun? Kann ich, auch wenn nirgendwo Korrelationen zwischen einem beruflichen Aspekt und dem Lügenverhalten gefunden wurden, andere Tests machen? Ich frage, weil meine Hypothesen eher auf Vergleiche zielen, z.B. H1: Menschen die im Gesundheitswesen arbeiten lügen weniger als die, die im Bauwesen arbeiten" oder H2: "Vollzeit angestellte lügen weniger als Individuen mit anderen Anstellungsarten". Ich dachte, ich müsste erst einmal testen, ob überhaupt eine Korrelation der gesamten Variable zum Lügenverhalten besteht... Da dort aber keine Korrelation gefunden wurde, frage ich mich, ob ich trotzdem signifikante Unterschiede innerhalb einer Variable ertesten kann (eine Untergruppe lügt signifikant mehr als eine andere). Dafür würde ich den Mann-Whitney U Test nutzen. Oder ist das sinnlos, wegen der fehlenden Korrelation?

Ich weiß nicht, wie ich meine Auswertung nun angehen soll :/
Ich würde mich riesig über eure Antworten freuen.

Liebe Grüße
Luci :)
luci123
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 3
Registriert: Sa 22. Jun 2024, 11:34
Danke gegeben: 0
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Experimentelle Daten auswerten - keine Korrelation

Beitragvon PonderStibbons » Sa 22. Jun 2024, 14:14

Du schreibst im Titel "keine Korrelation", nennst allerdings keine. p-Werte sind nicht das Wesentliche bei einer Studie und einer Datenanalyse.

" sowie mit der zusammenhängenden Zahlung die die Teilnehmer in einer anderen Aufgabe erhalten haben, wobei jede Zahlungshöhe eigentlich gleich oft gezahlt worden sein sollte, die höheren Zahlungen aber viel öfter vorkamen." verstehe ich leider nicht. Ist das eine ordinalskalierte Variable oder worum handelt es sich?

Die wichtigste Angabe fehlt leider (Stichprobengröße).

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons
PonderStibbons
Foren-Unterstützer
Foren-Unterstützer
 
Beiträge: 11343
Registriert: Sa 4. Jun 2011, 15:04
Wohnort: Ruhrgebiet
Danke gegeben: 51
Danke bekommen: 2496 mal in 2480 Posts

Re: Experimentelle Daten auswerten - keine Korrelation

Beitragvon luci123 » Sa 22. Jun 2024, 15:28

Hallo PonderStibbons,

erst einmal danke für deine Antwort!
Das Experiment wurde mit 500 Teilnehmern durchgeführt. Allerdings variiert die Anzahl an Individuen in den einzelnen Ausprägungen (z.B. den Branchen) sehr stark. Während manchen Ausprägungen über 50 Teilnehmer angehören, gibt es manche denen z.B. nur 2 Teilnehmer angehören. An der Stelle die Frage - ab wann kann ich so eine Ausprägung überhaupt nutzen? Z.b. im Bauwesen haben 12 von 12 Leuten gelogen. Kann ich das aber überhaupt nutzen?

Mit mit dem Satz meinte ich folgendes: Es wurde ein Würfel geworfen und die Auszahlung hing vom Würfelwurf ab (z.B. eine 5 führt zu einer Auszahlung von 1000 Geldeinheiten, während eine 1 null Geldeinheiten einbringt und eine 2 z.B. 250 Geldeinheiten). Die Teilnehmer kannten die Verteilung von Auszahlung und Augenzahl und Lügen konnte nicht auf dem individuellen Level beobachtet werden. Aber da jede Augenzahl mit der gleichen Wahrscheinlichkeit gewürfelt werden sollte (= 1/6), kann man im groben sagen ob gelogen wurde (wenn z.B. 80% der Teilnehmer behaupten, eine 5 geworfen zu haben).
Meine Variable erfasst nur das Payoff der jeweiligen Person (von 0 bis 1250 in je 250er Schritten).

Bei den beiden Variablen handelt es sich aber um verschiedene Aufgaben, also in der binären Variable wurde erfasst, ob eine Person gelogen hat oder nicht (in einer Aufgabe die das auf einem individuellen Level zuließ).

Vielen Dank und liebe Grüße
Luci
luci123
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 3
Registriert: Sa 22. Jun 2024, 11:34
Danke gegeben: 0
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Experimentelle Daten auswerten - keine Korrelation

Beitragvon PonderStibbons » Sa 22. Jun 2024, 15:42

wurde mit 500 Teilnehmern durchgeführt. Allerdings variiert die Anzahl an Individuen in den einzelnen Ausprägungen (z.B. den Branchen) sehr stark. Während manchen Ausprägungen über 50 Teilnehmer angehören, gibt es manche denen z.B. nur 2 Teilnehmer angehören. An der Stelle die Frage - ab wann kann ich so eine Ausprägung überhaupt nutzen? Z.b. im Bauwesen haben 12 von 12 Leuten gelogen. Kann ich das aber überhaupt nutzen?

Wie viele Branchen sind einbezogen? Wie viele Stufen haben die anderen kategorialen Variablen?
Meine Variable erfasst nur das Payoff der jeweiligen Person (von 0 bis 1250 in je 250er Schritten).

Verstehe ich immer noch nicht ganz. Die Teilnehmer würfeln genau 1 mal, und die Angabe "es war eine 5"
taucht überproportional häufig auf, man kann aber nicht individuell sagen, ob die Angabe wahr oder gelogen ist?

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons
PonderStibbons
Foren-Unterstützer
Foren-Unterstützer
 
Beiträge: 11343
Registriert: Sa 4. Jun 2011, 15:04
Wohnort: Ruhrgebiet
Danke gegeben: 51
Danke bekommen: 2496 mal in 2480 Posts

Re: Experimentelle Daten auswerten - keine Korrelation

Beitragvon luci123 » Sa 22. Jun 2024, 16:01

Also Branchen sind es 19, wovon aber ein paar vernachlässigbar sind (z.B. 1 Person im Bereich Wasserversorgung).
Sektor: 3 Ausprägungen (Private Organisationen, non-profit Organisationen, Regierung/öffentliche Institutionen)
Management Erfahrung: 3 Ausprägungen (Manager, Vorgesetzter oder weder noch)
Employment Status: 7 Ausprägungen (Vollzeit, Teilzeit, Selbstständig, im Ruhestand, Student, arbeitslos, looking after home / family)

Genau - es wird 1 Mal gewürfelt und dieser Wurf wird nicht beobachtet. Nur die Teilnehmer selbst wissen was sie wirklich geworfen haben und machen dann eine Angabe, wie hoch der Wurf war. Dabei wissen sie genau, wie viel Geld welche Würfelzahl einbringt und könnten daher Lügen, um ihre Auszahlung zu beeinflussen.
Eine 1 gibt eine Auszahlung von 250, eine 2 gibt 500, eine 3 750, ... eine 5 1250 und eine 6 tatsächlich 0 Geldeinheiten. In der Variable wird erfasst, wie hoch die Auszahlung eines jeden Teilnehmers in dieser Aufgabe war.

Liebe Grüße
Luci
luci123
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 3
Registriert: Sa 22. Jun 2024, 11:34
Danke gegeben: 0
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Experimentelle Daten auswerten - keine Korrelation

Beitragvon PonderStibbons » Sa 22. Jun 2024, 17:27

Also Branchen sind es 19, wovon aber ein paar vernachlässigbar sind (z.B. 1 Person im Bereich Wasserversorgung).
Sektor: 3 Ausprägungen (Private Organisationen, non-profit Organisationen, Regierung/öffentliche Institutionen)
Management Erfahrung: 3 Ausprägungen (Manager, Vorgesetzter oder weder noch)
Employment Status: 7 Ausprägungen (Vollzeit, Teilzeit, Selbstständig, im Ruhestand, Student, arbeitslos, looking after home / family)

Es gibt kein theoretisches Konzept und keine spezifischen Hypothesen, welche die Richtung weisen?
Irgendeine Idee, in welcher Art Branchen mehr Leute mit bestimmtem Verhalten zu finden sind,
könnte doch wohl dahinter stehen?

Dass bei einer ca. 15x2-Tabelle kein Zusammenhang nachweisbar ist, das ist eher wenig überraschend.
Und bei all den Tabellen gab es auch keine Warnung, dass mehrere erwartete Zellbesetzungen < 5 sind?
Genau - es wird 1 Mal gewürfelt und dieser Wurf wird nicht beobachtet. Nur die Teilnehmer selbst wissen was sie wirklich geworfen haben und machen dann eine Angabe, wie hoch der Wurf war. Dabei wissen sie genau, wie viel Geld welche Würfelzahl einbringt und könnten daher Lügen, um ihre Auszahlung zu beeinflussen.
Eine 1 gibt eine Auszahlung von 250, eine 2 gibt 500, eine 3 750, ... eine 5 1250 und eine 6 tatsächlich 0 Geldeinheiten. In der Variable wird erfasst, wie hoch die Auszahlung eines jeden Teilnehmers in dieser Aufgabe war.

Und dann werden mit dem Geldbetrag als abhängiger Variable einfaktorielle Varianzanalysen gerechnet,
z.B. mit "Branche" als Faktor?

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons
Luci[/quote]
PonderStibbons
Foren-Unterstützer
Foren-Unterstützer
 
Beiträge: 11343
Registriert: Sa 4. Jun 2011, 15:04
Wohnort: Ruhrgebiet
Danke gegeben: 51
Danke bekommen: 2496 mal in 2480 Posts


Zurück zu Allgemeine Fragen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste

cron