Welches statistische Mittel (Masterarbeit)?

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Welches statistische Mittel (Masterarbeit)?

Beitragvon Volpex » So 6. Okt 2024, 12:11

Hallo zusammen,

beim Thema meiner Masterarbeit möchte ich den Effekt von Auszubildenden von Anatomie-Unterricht in der Pflegeausbidlung messen.
Hierzu habe ich mehrere Unterrichtseinheiten mit VR zum Thema Anatomie und Physiologie des Ohres unterrichtet und am Ende einen Test geschrieben.
Zusätzlich habe ich den Schülerinnen und Schülern einen Fragebogen ausgeteilt, mit diesem sie ihren persönlichen Lerneffekt darstellen sollten.
Gerne würde ich die einzelnen Noten der Klasse (n=20) mit den Noten von früheren Anatomietests vergleichen wollen.

Hierzu zwei Fragen:

1. Mein Test war unangekündigt. Macht es Sinn, nur frühere Tests herzunehmen, die auch unangekündigt waren (z.B. Stegreifaufgaben)?
2. Welches statistische Mittel wäre das Mittel der Wahl? Wäre ein T-Test ausreichend oder müsste ich z.B. zu ANOVA o.Ä. greifen?

Da dies meine erste quantitative Untersuchung ist, wäre ich über eine kurze Rückmeldung sehr dankbar! :)

Liebe Grüße
Volpex
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Re: Welches statistische Mittel (Masterarbeit)?

Beitragvon bele » So 6. Okt 2024, 12:56

Hallo Volpex,

Deine Schilderung des Sachverhalts ist zu knapp, so kann man das nicht beantworten. Was ist denn der Effekt von Auszubildenden auf etwas? Geht es um den Einfluss von Geschlecht auf eine metrische Größe, dann kann eine ANOVA das richtige Verfahren sein, weil sie Gruppen miteinander vergleicht. Geht es um den Einfuss des Gewichts der Auszubildenden, dann ist eine ANOVA eher nicht das richtige Verfahren, weil das Gewicht keine Gruppe ist. Ein t-Test kann ausreichen, wenn Du Geschlechter vergleichst und es nur zwei Geschlechter gibt. Gibt es mehr Geschlechter, dann eben nicht.
Du beschreibst in der Einführung einen Fragebogen, den Du aber in der Fragestellung nicht mehr erwähnst. Spielt der hier noch eine Rolle?

Bitte beschreib nochmal richtig, was Du mit den Tests anhand welcher Daten zeigen möchtest. Vielleicht hilft das hier dabei.

Der Vergleich zwischen Noten in einer Arbeit und in einer anderen Arbeit hinkt immer. Es gibt einfach leichtere und schwerere Themen und es gibt leichtere und schwerere Klausuren und ob eine Klausur angekündigt war oder nicht ist nur einer von vielen Aspekten, die eine Klausur leicht oder schwer machen können.

HTH,
Bernhard
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Re: Welches statistische Mittel (Masterarbeit)?

Beitragvon PonderStibbons » So 6. Okt 2024, 13:20

Ich weiß nicht, ob hier ein statistischer Signifikanztests unbedingt von Belang wäre.
Man könnte sich die Notenverteilungen der verschiedenen Kurse grafisch vor Augen
führen (Boxplot; Histogramme), um zu sehen, inwieweit der besagte Kurs abweicht.

Soll es unbedingt ein Test sein, wird die Sache dadurch schwierig, dass die Beobachtungen
(Noten) innerhalb einer Klasse nicht ohne weiteres als unabhängig voneinander
betrachtet werden können. Streng genommen müsste man dies zunächst prüfen
Intraclass Correlation) bzw. ein Mehrebenenmodell rechnen. Wenn wir das der
Einfachheit halber ignorieren, wäre ein Kruskal-Wallis-H-Test mit "Klasse" als
Gruppierungsvariable und "Note" als abhängiger Variable denkbar. Dass
Schulnoten nicht intervallskaliert sind (aber oft so behandelt werden), ist ja
altbekannt, daher der H-Test als Verfahren für Rangdaten.

Ignoriert man das Skalenniveau von Noten, wäre die Alternative eine einfaktorielle
Varianzanalyse (oder eine mehrfaktorielle Varianzanalyse bzw. Kovarianzanalyse, wenn
man weitere Schüler-Merkmale einbeziehen möchte, die vielleicht relevant sind
und zwischen den betrachteten Klassen systematisch unterschiedlich verteilt sind,
z.B. wenn über die Jahre das Alter sich verändert hätte).
1. Mein Test war unangekündigt. Macht es Sinn, nur frühere Tests herzunehmen, die auch unangekündigt waren (z.B. Stegreifaufgaben)?

Ich weiß nicht, was Stegreifaufgaben hier konkret meint, aber die Idee,
die Bedingungen möglichst ähnlich zu halten, leuchtet ein.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Welches statistische Mittel (Masterarbeit)?

Beitragvon Volpex » So 6. Okt 2024, 13:54

Hallo zusammen,

danke für die Rückmeldungen. Für ein besseres Verständnis hier einmal meine Forschungsfragen und Hypothesen:

F1: Welchen Effekt hat der Einsatz von VR im Anatomieunterricht auf die Lernergebnisse von Auszubildenden zur Pflegefachperson?

F2: Wie erleben Auszubildende zur Pflegefachperson den Einsatz von VR im Anatomieunterricht im Vergleich zu traditionellen Lehrmethoden?

Hypothese 1 zu F1: Der Einsatz von VR im Unterricht führt zu einer signifikanten Verbesserung der Lernergebnisse (=Note) im Anatomie-Unterricht bei Auszubildenden in der Pflege im Vergleich zu den Vorjahren ohne VR-Unterstützung.
Hypothese 2 zu F2: Auszubildende zur Pflegefachperson erleben den VR-gestützten Anatomieunterricht als effektiver für ihren eigenen Lernerfolg im Vergleich zu traditionellen Lehrmethoden.

F1 und Hypothese 1 zielen darauf ab, den Effekt von VR auf die quantitativen Lernergebnisse zu messen und zu überprüfen, ob VR zu besseren Noten führt.
F2 und Hypothese 2 untersuchen den Einfluss von VR auf die Wahrnehmung und das Erleben des Unterrichts durch die Schüler, insbesondere hinsichtlich der Effektivität für den eigenen Lernerfolg

Kurz und knapp möchte ich gerne die Ergebnisse des Tests mit vorherigen Tests vergleichen. Ein Problem war, dass zu dem selbigen Thema bisher keine Tests geschrieben worden sind. Daher hinkt ein Vergleich, das ist mir bewusst.
Zusätzlich hatten die Schülerinnen und Schüler einen Fragebogen von mir erhalten, mit dem sie ihren eigenen Lernfortschritt und das Erleben des Unterrichts für ihren eigenen Erfolg darstellen sollten.
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Re: Welches statistische Mittel (Masterarbeit)?

Beitragvon PonderStibbons » So 6. Okt 2024, 14:02

Hypothese 1 zu F1: Der Einsatz von VR im Unterricht führt zu einer signifikanten Verbesserung der Lernergebnisse (=Note) im Anatomie-Unterricht bei Auszubildenden in der Pflege im Vergleich zu den Vorjahren ohne VR-Unterstützung.

NB, wenn mit "signifikant" inferenzstatistisch signifikant gemeint sein sollte, dann lass diesen Begriff besser
raus. Signifikanztests sind ein (von mehreren möglichen) Mitteln, die Hypothese zu überprüfen, nicht Teil der
Hypothese selbst.

Kurz und knapp möchte ich gerne die Ergebnisse des Tests mit vorherigen Tests vergleichen. Ein Problem war, dass zu dem selbigen Thema bisher keine Tests geschrieben worden sind. Daher hinkt ein Vergleich, das ist mir bewusst.

Ist zumindest das Schwierigkeitsniveau vergleichbar? Wenn nicht, kann man unterschiedliche
Schwierigkeitsgrade in die Analyse einbeziehen.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Welches statistische Mittel (Masterarbeit)?

Beitragvon Volpex » So 6. Okt 2024, 14:06

Lieber PonderStibbons,

bei der Erstellung des Tests habe ich mich am Schwierigkeitsniveau unserer unterrichtenden Ärztin orientiert, um es einigermaßen vergleichbarer zu machen.
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Re: Welches statistische Mittel (Masterarbeit)?

Beitragvon bele » So 6. Okt 2024, 18:40

@PonderStibbons: Voloex spricht von "der Klasse" im Singular und n = 20. Ich glaube, Mehrebenenmodelle sind zu weit gedacht. Es wird nur eine Klasse sein, auch wenn sie/er in der Antwort nicht darauf eingegangen ist.

@Volpex: Scheint so, als wäre F1 mit beschreibender Statistik und einem t-Test (Note ohne VR versus Note nach VR-Unterricht) zu erledigen.
Bei F2 kommt es darauf an, ob es den Fragebogen vorher und nachher gab. Wenn nur nachher, dann musst Du die Ergebnisse dieser einen Erhebung sinnvoll darstellen (deskriptive Statistik).

LG,
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Re: Welches statistische Mittel (Masterarbeit)?

Beitragvon Volpex » So 6. Okt 2024, 19:07

Lieber Bernhard,

entschuldige. Mit „Klasse“ meinte ich eine Kohorte aus dem dritten Ausbildungsjahr mit 20 Schülerinnen und Schülern.

Den Fragebogen gab es nach dem Unterricht und behandelte verschiedene Items zum Thema persönlicher Lernerfolg.

Liebe Grüße
Manu
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Re: Welches statistische Mittel (Masterarbeit)?

Beitragvon bele » So 6. Okt 2024, 19:39

Hallo Volpex,

PonderStibbons macht sich Gedanken darüber, ob Deine Kohorte aus Schülerinnen und Schülern verschiedener Klassen besteht sodass einige von Ihnen den gleichen Lehrern und Erfahrungen jnd Gruppendynamiken ausgesetzt sind als andere, sodass man Subgruppen innerhalb der Kohorte hat und die Schülerinnen und Schüler nicht aus der gleichen Grundgesamtheit gezogen sind.

LG,
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Re: Welches statistische Mittel (Masterarbeit)?

Beitragvon Volpex » So 6. Okt 2024, 22:19

Die Kohorte besteht nicht aus verschiedenen Klassen. Sie alle machen die Ausbildung zur Pflegefachperson und sind daher drei Jahre mit den gleichen Menschen zusammen in einer Klasse.
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