Spearmans Rho oder Kendalls Tau-b?

Bivariate Korrelation, partielle Korrelation und Rangkorrelation.

Spearmans Rho oder Kendalls Tau-b?

Beitragvon Melody » Sa 1. Dez 2012, 01:05

Hallo, wäre wirklich toll, wenn mir irgendwer helfen könnte! :)

Als Hintergrundinfo: Meine Stichprobe ist N = 400 groß. Meine Werte Reichen von 0 bis 10 und wurden auf Intervallskalen-Niveau (Millimeter genau) erhoben.

Die intervallskalierte Daten sind leider alle nicht normalverteilt. Habe den Kolmogorov-Smirnov-Test gemacht und mir zusätzlich die Histogramme angeschaut – da findet man alles Mögliche, z.B. einigermaßen normalverteilte Variablen, dann solche, wo die 10 besonders häufig auftaucht oder die 0 und es ansonsten eine Verteilungskurve gibt, dann solche, wo sich zwei Peaks ausmachen lassen usw.

Um statistisch korrekt vorzugehen muss ich also nicht-parametrische Korrelationen verwenden. Allerdings finde ich keine überzeugende Antwort auf die Frage, ob ich am besten Spearmans Rho verwende oder Kendalls Tau-b.

Ich hab mir im Internet und in Büchern die Vor- und Nachteile angeguckt und hier mal zusammen geschrieben. Trotzdem weiß ich nicht wirklich, welchen der beiden Tests ich verwenden soll. Ich muss relativ viele Korrelationen machen, so dass ich gerne auch nur auf einen zurückgreifen würde.

Bei Spearmans Rho steht:

- ähnlich zu Pearson
- da in die Berechnung die Differenzen der Ränge di eingehen, muss man inhaltlich rechtfertigen können, dass aufeinanderfolgende Ränge tatsächlich äquidistante (=abstandsgleiche) Positionen auf dem untersuchten Merkmal abbilden (müsste bei mir ja der Fall sein, da es sich um intervallskalierte Daten handelt)
- anwenden im Fall von kleinen Stichproben ohne Bindung und ohne Ausreißer-Differenzen, ansonsten gilt Kendalls Tau als überlegen (ich hab nicht viele Ausreißer, aber schon ein paar dann und wann; aber was bedeutet hier genau „ohne Bindung“?) Und bis wohin ist eine Stichprobe klein?
- Problematisch bei verbundenen Rängen (heißt das, wenn Werte mehrfach vorkommen? Das ist zum Teil der Fall, insbesondere bei den Extremwerten 0 bzw. 10 und dem Mittelwert 5)
- lässt ein Anwendungsfall sowohl die Berechnung von Spearmans Rho und als auch von Tau zu, hat Spearmans Rho eine höhere Teststärke
- und wie ich gesehen habe liefert er deutlich höhere Korrelationskoeffizienten

Bei Kendalls Tau steht:

- speziell für Ordinalskalen gemacht
- ist unabhängig von der Verteilung anwendbar (ist das denn Rho nicht?)
- ist unempfindlich gegenüber Ausreißern
- Bei kleinen Stichproben empfohlen (obwohl das in dem anderen Buch bei Spearmans Rho stand)
- geeignet bei verbundenen Rängen (die ja zum Teil vorkommen, wenn es sich dabei tatsächlich um die gleichen Ausprägungen (Werte) der Variablen handelt)
- bei Wiki stand: hilfreich, wenn intervallskalierte Daten nicht normalverteilt sind (weiß aber nicht wie zuverlässig diese Aussage ist)

Wäre echt ganz großes Kino, wenn mir wer helfen kann ;) Danke schonmal!
Melody
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Re: Spearmans Rho oder Kendalls Tau-b?

Beitragvon strukturmarionette » Sa 1. Dez 2012, 01:21

Hi,

die Verteilung bestimmt zunäscht mal nicht die Anwendnung eines bestimmten Zusammenhangmaßes.
Eher aus Deiner Annahme des Skalenniveaus.
Und das scheint bei Dir ja sehr klar zu sein.

Gruß
S.
strukturmarionette
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Re: Spearmans Rho oder Kendalls Tau-b?

Beitragvon Melody » Sa 1. Dez 2012, 01:31

Jepp Intervallskalenniveau ist klar ;) Aber laut Statistikbuch und meinem Prof ist es zur Anwendung von Pearsons Korrelationskoeffizienten erforderlich, dass die Variablen in der Grundgesamtheit (zweidimensional) normalverteilt sind... Da diese Voraussetzung nicht erfüllt ist, muss man doch auf Spearmans Rho oder Kendalls Tau zurückgreifen.
Melody
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Re: Spearmans Rho oder Kendalls Tau-b?

Beitragvon PonderStibbons » Sa 1. Dez 2012, 10:00

Für die Berechnung von Pearson's r sind die Verteilungen unerheblich.
Vielmehr spielt das eine Rolle für den Signifikanztest.

Da Du keine ordinalen Variablen hast, wäre Kendall's tau eine
Verschwendung von Information.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Spearmans Rho oder Kendalls Tau-b?

Beitragvon Melody » Sa 1. Dez 2012, 15:41

Danke für die Antworten! Ich weiß, dass ich damit leider einige Informationen verschwende. Aber mein Prof meinte nur so wäre es statistisch korrekt. Ist doch auch in vielen Büchern nachzulesen. Und den Signifikanztest muss man doch eh machen und die Werte dazu angeben. Heißt, wenn man Pearson`s r berechnet, bekommt man doch spätestens mit den Signifikanzwerten Probleme, oder nicht?
Um weniger Informationen „zu verschenken“ würde sich doch wahrscheinlich eher Spearmans Rho anbieten, allerdings weiß ich nicht, ob ich den nehmen kann, weil da steht „Problematisch bei verbundenen Rängen“…
Melody
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Re: Spearmans Rho oder Kendalls Tau-b?

Beitragvon strukturmarionette » Sa 1. Dez 2012, 16:21

Hi,

Als Hintergrundinfo: Meine Stichprobe ist N = 400 groß. Meine Werte Reichen von 0 bis 10 und wurden auf Intervallskalen-Niveau (Millimeter genau) erhoben.

Die intervallskalierte Daten sind leider alle nicht normalverteilt. Habe den Kolmogorov-Smirnov-Test gemacht und mir zusätzlich die Histogramme angeschaut


Ein Zusatz noch:
Auch das taucht nix.
Weder ist der K-S Test geignet bei N =400 so etwas wie NV seriös zu testen. Noch ist bei N =400 ein Nachweis per Signifikanztest überhaupt erforderlich.

Die Bücher Deines Profs oder beides sind möglicherweise eher nicht die erste Wahl.

Gruß
S.
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Re: Spearmans Rho oder Kendalls Tau-b?

Beitragvon Melody » Sa 1. Dez 2012, 16:54

Mh danke für den Hinweis. Das werde ich auf jeden Fall nochmal nachrecherchieren.

Mein Prof ist übrigens super (will das jetzt nicht so stehen lassen) - heißt natürlich nicht, dass er sich nicht irren kann. Ob die Qualität der Bücher gut ist, ist wohl eine andere Frage. Ich nutze bspw. das SPSS-Buch von Brosius. Und im I-Net andere Bücher soweit einsehbar. Werde wohl nochmal eine Zweitmeinung von einem Statistikprof einholen. Scheint wohl besser zu sein..

Auf jeden Fall Danke für eure Mühe! :)
Melody
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