Auswertung eines Fragebogens

Alle Verfahren der Regressionanalyse.

Auswertung eines Fragebogens

Beitragvon ocrammarco » Di 29. Jan 2013, 15:12

Hallo zusammen

Ich habe eine Kundenumfrage erstellt, in welcher zu verschiedenen Fragen Stellung bezogen werden konnte. Zum Beispiel wird gefragt: Wie zufrieden sind sie mit dem Service? Antworten konnten die Teilnehmer immer auf einer Skala, welche 4 Antwortmöglichkeiten umfasste: gar nicht // eher nicht // eher schon // sehr . Zudem befinden sich die Symbole :( :( // :( // :) // :) :) als Erklärung über den Antwortkästchen.

Auch gefragt wurde: Wie zufrieden sind sie insgesamt, Antwortmöglichkeiten wie oben.
Angeschrieben wurden rund 4000 Kunden, die Rücklaufquote betrug rund 7 Prozent.

Nun würde ich gerne eine Art Regression machen, sodass man den Effekt der einzelnen Kriterien auf die Gesamtzufriedenheit sieht.

Kann ich hier eine normale Multiple Regression durchführen? Ist es also tolerierbar / in der Praxis üblich, annehmen, dass die Skala metrisch ist?

Vielen Dank,
Marco
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Re: Auswertung eines Fragebogens

Beitragvon bele » Di 29. Jan 2013, 16:14

Hallo,

so ein Ding heißt Likkert-Skala und es lohnt sich, verschiedene Meinungen darüber zu lesen, ob man die als quasi-metisch annehmen darf: https://www.google.de/#q=likert+skala

Ich würde Dich gerne auf die recht differenzierte Antwort hinweisen, die Du in dem Link aus folgendem Thread findest:
allgemeine-fragen-f5/likkert-skala-metrisch-keine-frage-t2229.html

LG,
Bernhard
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Re: Auswertung eines Fragebogens

Beitragvon ocrammarco » Di 29. Jan 2013, 17:18

Hallo Bernhard,
vielen Dank für die Antwort.

Ich werde in R mal eine normale multiple Regression versuchen.
Eine Frage: Der Fragebogen wurde an alle Servicekunden geschickt, also an die Grundgesamtheit. Davon kamen dann etwa 7% der Fragebogen zurück. Lasse ich die 93% der nicht retournierten Fragebogen ganz einfach weg, oder erfasse ich die als "Fehlende Werte" ? Wenn ich nur die 7% der retournierten Fragebogen nehme, kann ich dies dann als meine Stichprobe der Grundgesamtheit (alle Servicekunden) auffassen und normal Inferenzstatistik machen?

Viele Grüsse, Marco
ocrammarco
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Re: Auswertung eines Fragebogens

Beitragvon daniel » Di 29. Jan 2013, 18:10

Lasse ich die 93% der nicht retournierten Fragebogen ganz einfach weg, oder erfasse ich die als "Fehlende Werte" ?

Zu welchem Zweck willst Du Beobachtungen mit nur fehlenden Werten hinzufügen?

Wenn ich nur die 7% der retournierten Fragebogen nehme, kann ich dies dann als meine Stichprobe der Grundgesamtheit (alle Servicekunden) auffassen und normal Inferenzstatistik machen?

Wenn Du daran glaubst, dass der Rücklauf rein zufällg entsanden ist, die Entscheidung nicht teilzunehmen absolut nichts mit den im Instrument erhobenen Merkmalen zusammenhängt, kurz: die 7 % eine Zufallsstichprobe Deiner Zielpopulation darstellen, kannst Du das machen.
Zuletzt geändert von daniel am Di 29. Jan 2013, 18:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Auswertung eines Fragebogens

Beitragvon bele » Di 29. Jan 2013, 18:12

Hallo Marco,

R wird bei der linearen Regression die fehlenden Werte ohnehin aussortieren. Ich würde nur die 7% Stichprobe untersuchen.

Ob Du die 7%-Stichprobe als repräsentativ ansehen kannst ist eine Frage, die sich nicht mathematisch beantworten lässt. Glaubst Du, dass es eine Zufallsstichprobe ist? Dann kannst Du Inferenzstatistik machen. Glaubst Du, dass nur eine bestimmte Sorte von Leuten geantwortet hat und dass diese Sorte von Leuten andere Angaben im Fragebogen gemacht haben könnte als die Grundgesamtheit? Dann darfst Du keine Inferenzstatistik machen. Die Antwort auf diese Frage solltest Du begründen, bevor Du jemandem die Ergebnisse der Inferenzstatistik präsentierst.

LG,
Bernhard


PS: Ein anderer war schneller :D
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Likert-Typ Items sind keine Likert-Skalen

Beitragvon PonderStibbons » Di 29. Jan 2013, 22:10

so ein Ding heißt Likkert-Skala und es lohnt sich, verschiedene Meinungen darüber zu lesen, ob man die als quasi-metisch annehmen darf: https://www.google.de/#q=likert+skala

Da kann es eigentlich nur verschiedene Meinungen geben, wenn
man dem weit verbreiteten Missverständnis unterliegt, die
Aussagen zu Likert-Skalen würden sich beziehen auf Items
mit Antwortformat vom Likert-Typ. Eine Likert-Skala besteht
aus mindestens 2 Likert-Typ Items und kann als intervallskaliert
oder ordinalskaliert betrachtet werden (was eben Gegenstand
der Diskussion ist). Ein 4stufiges Item mit Antwortformat vom
Likert-Typ hingegen wird, soweit ich weiß, niemand ernsthaft als
intervallskaliert verteidigen.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Auswertung eines Fragebogens

Beitragvon ocrammarco » Di 29. Jan 2013, 23:28

Hallo zusammen,

vielen Dank für die Antworten.

Die Likert-Skala verwirrt mich noch etwas:
Der Fragebogen besteht aus vielen Fragen, wozu man zu jeder Frage wählen kann, wie stark man zustimmt, also ob man 2 smileys, 1 smiley, 1 ungliches- oder 2 unglückliche Gesichter geben will.

So wie ich das verstanden habe, Ist jetzt jede Frage ein Likert-Item, oder? Weiter denke ich, dass ich eine Likert Skala habe, da ich etwa 15 Fragen habe (Items).

Kann ich nun also Korrelationen der einezelnen Items zur Gesamtzahl der Punkte errechnen, wobei ich die Punkte pro Befragtem über alle Fragen summiere? Da die ebenfalls erfragt "Gesamtzufriedenheit" stark mit dieser Gesamtpunktzahl zusammenhängt, kann ich auch die Korrelation zu dieser Gesamtzufriedenheit berechenen?

Wenn das ginge, wäre das schon mal gut, dann kann ich nämlich zum Beispiel sagen, dass "Kulanz" sehr wichtig für die gesamte Kundenzufriedenheit ist (angenommen der Korrelationskoeffizient ist gross und Positiv).

Falls ich dann auch ein normales multiples Regressionsmodell machen kann: Das Regressionsmodell hätte ich mir dann so vorgestellt, dass die Gesamte Zufriedenheit mit dem Unternehmen durch die einzelnen Fragen erklärt wird (multiple Regression). Wobei sowohl die Gesamtzufriedenheit als auch alle Fragen auf dieser 4'er Smiley Abstufung sind. Die erklärenden Fragen sind zum Beispiel: Zufriedenheit mit Service, Zufriedenheit mit Mitarbeitern, Wie kulant ist unsere Firma, etc.

Denkt ihr, ich kann diese Sachen so machen? Oder habe ich irgendwo einen Fehler / Eine verletztung der Annahmen oder der gängigen Praxis?

Vielen Dank, Marco
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Re: Auswertung eines Fragebogens

Beitragvon PonderStibbons » Mi 30. Jan 2013, 10:39

Weiter denke ich, dass ich eine Likert Skala habe, da ich etwa 15 Fragen habe (Items).

Eine Skala liegt dann vor, wenn die Itemwerte aufsummiert werden. Deine initiale
Frage war die nach einer Regression der Gesamtzufriedenheit auf die einzelnen
Kriterien. Daher nahm ich an, Ihr diskutiert hier Einzelitems und nicht Summenwerte
über mehrere Items, die zusammen eine Skala bzw. einen Messwert bilden.
Kann ich nun also Korrelationen der einezelnen Items zur Gesamtzahl der Punkte errechnen, wobei ich die Punkte pro Befragtem über alle Fragen summiere? Da die ebenfalls erfragt "Gesamtzufriedenheit" stark mit dieser Gesamtpunktzahl zusammenhängt, kann ich auch die Korrelation zu dieser Gesamtzufriedenheit berechenen?

Ist die Frage, ob Du die 15 Fragen summierst und dann den Summenwert 15mal jeweils mit
einem Bestandteil des Summenwertes korrelierst? Oder hast Du einen unabhängig von den
anderen Items ermittelten Messwert für "Gesamtzufriedeheit"?
Falls ich dann auch ein normales multiples Regressionsmodell machen kann:

Das kommt wie angedeutet darauf an, was denn nun Deine abhängige Variable ist.
Bei einem 4stufigen Einzel-Item als abhängiger Variable wäre es an sich unzulässig.

Ich weiß nicht, wie methodisch anspruchsvoll Deine Auftraggeber sind. Das simpelste
Vorgehen wäre wohl, 15 Spearman-Korrelationen zwischen der "Gesamtzufriedenheit"
und den einzelnen Merkmalen zu berechnen und zu interpretieren. Eine multiple
Regression mit 15 Prädiktoren dürfte dagegen Ergebnisse zeitigen, die schwer interpretierbar
sind, weil die Prädiktoren auch miteinander korreliert sind.

Ein Zwischenschritt, den man überlegen könnte, wäre eine Faktorenanalyse, um erstmal
die 15 Einzelzufriedenheiten auf 2 oder 3 Dimensionen zu reduzieren bzw. zu Skalen
zusammenzufassen. Aber das wird, soweit ich sehe, Deine aktuellen Methodenkenntnisse
wohl noch übersteigen.
Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Auswertung eines Fragebogens

Beitragvon ocrammarco » Mi 30. Jan 2013, 10:54

Hallo, vielen Dank erstmals für die ausführliche Antwort.
Ich habe einen 4stufigen unabhängigen Messwert "Gesamtzufriedenheit". Da es nun wie du erklärst an sich unzulässig ist, eine normale multiple Regression auf den Messwert Gesamtzufriedenheit zu machen, könnte ich jedoch auch die 15 Fragen summieren und dann eine multiple Regression auf diesen Summenwert durchführen. Der Summenwert hängt stark mit dem Item Gesamtzufriedenheit zusammen.

Ist die Frage, ob Du die 15 Fragen summierst und dann den Summenwert 15mal jeweils mit
einem Bestandteil des Summenwertes korrelierst? Oder hast Du einen unabhängig von den
anderen Items ermittelten Messwert für "Gesamtzufriedeheit"?

--> Ich würde es also so machen, wie es besser ist; Ich habe beide Möglichkeiten. Hiermit sähe ich dann die Korrelation, also die stärke des Zusammenhangs eines jeden einzelnen Items mit der erklärten Variable. Zusätzlich würde ich eben gerne noch die multiple Regression machen (wiederum mit erklärter Variable = Summenwert oder Item "Gesamtzufriedenheit", je nach dem was besser ist), um Scheinkorrelation zu verhindern, bzw. um die abhängige Variable aus den verschiedenen unabhängigen Variablen zu erklären.

Wäre dies zulässig? Ist es kein Problem, dass die erklärenden Variablen dann alle auf einer vierstufigen Skala sind (und nicht stetig sind)? Ich muss da keine Dummy-Variablen aus den erklärenden Variablen machen, oder?

Das Modell sähe dann so aus: (Summenwert aus den 15 Fragen, wobei 2 Smileys 3 Punkte geben, 2 unglückliche Gesichter 0 Punkte) = b0 + b1*(Punkte aus Item Kulanz) + b2*(Punkte aus Item Servicequalität) + etc.
Ist es sinnvoll, für 2 unglückliche Gesichter 0 Punkte zu geben, sodass Items 0,1,2 oder 3 Punkte haben können?

Danke & Gruss, Marco
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Re: Auswertung eines Fragebogens

Beitragvon daniel » Mi 30. Jan 2013, 12:20

Das Modell sähe dann so aus: (Summenwert aus den 15 Fragen, wobei 2 Smileys 3 Punkte geben, 2 unglückliche Gesichter 0 Punkte) = b0 + b1*(Punkte aus Item Kulanz) + b2*(Punkte aus Item Servicequalität) + etc.


Du kennst bereits vor der Schätzung die b Gewichte. Sie sind 1, denn so wurde der Summenwert ja gebildet. Du wirst auch ein R-Quadart von 1 erhalten.

Selbst wenn Du eine solche Regression schätzen kannst, welchen theoretischen Erkenntnisgwinn erhoffst Du Dir davon?
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