Brauche ich die Faktorenanalyse?

Brauche ich die Faktorenanalyse?

Beitragvon Lia_w86 » Di 9. Apr 2013, 14:17

Hallo zusammen,

in meiner Frage geht es nicht unbedingt darum WIE die Faktorenanalyse geht, sondern OB ich sie brauche.

Ich habe mittels 15 Statements 5 Barrieren zur Nutzung eines Kommunikationsmittels abgefragt. Die Faktorenanalyse bestätigt mir allerdings nur, dass eine der Barrieren durch die von mir überlegten Statements erklärt ist. Die restlichen Komponenten bündeln Statements, die tlw. wirklich so gar nicht zueinander passen.

Frage: Kann ich einfach mit den 15 Statements (ODER meiner vorher überlegten 5 Barrieren (=Bündelung von Statements)) weiterrechnen, etwa in Regressionen etc.?! Oder ist das alles hinfällig, wenn die Faktorenanalyse nicht eindeutig ist?

Als Info: Ich will eigentlich auch nur wissen, welche Barrieren stark ausgeprägt sind und welche nicht. Meine Forschungsfrage zielt also nicht auf die Erklärung der Barrieren ab, sodass sich mein Zweifel an der Notwendigkeit einer FA bestärkt...

Danke im Vorraus & Ratlose Grüße
Lia
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Re: Brauche ich die Faktorenanalyse?

Beitragvon strukturmarionette » Di 9. Apr 2013, 17:25

Hi,

Die Faktorenanalyse bestätigt mir allerdings nur, dass eine der Barrieren durch die von mir überlegten Statements erklärt ist. Die restlichen Komponenten bündeln Statements, die tlw. wirklich so gar nicht zueinander passen.


Wenn das was seriöses werden soll, wären neben der Validität (durch FA zu prüfen) auch die Reliabilität und Objektivität Deiner Statements für die fünf Barrieren zu prüfen.
Die FA scheckt nur die sog. faktorielle Validität, die bei Dir offensichtlich nicht gegeben ist.
Du könntest mal was zu ´Gütekriterien´ nachlesen.

Gruß
S.
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Re: Brauche ich die Faktorenanalyse?

Beitragvon aziz » Di 9. Apr 2013, 17:30

Hallo Lia,

Lia_w86 hat geschrieben:Ich habe mittels 15 Statements 5 Barrieren zur Nutzung eines Kommunikationsmittels abgefragt.

Du hast also diese "Barrieren" oder Faktoren selbst generiert

Lia_w86 hat geschrieben:Die Faktorenanalyse bestätigt mir allerdings nur, dass eine der Barrieren durch die von mir überlegten Statements erklärt ist. Die restlichen Komponenten bündeln Statements, die tlw. wirklich so gar nicht zueinander passen.

und mit einer Faktoranalyse überprüft, ob dir die gleichen Faktoren geliefert werden?

Lia_w86 hat geschrieben:Als Info: Ich will eigentlich auch nur wissen, welche Barrieren stark ausgeprägt sind und welche nicht. Meine Forschungsfrage zielt also nicht auf die Erklärung der Barrieren ab, sodass sich mein Zweifel an der Notwendigkeit einer FA bestärkt...

Hast du noch weitere Daten erhoben? Oder liegen dir nur die Antworten zu den 15 Fragen vor?

Gruß
A
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Re: Brauche ich die Faktorenanalyse?

Beitragvon Lia_w86 » Di 9. Apr 2013, 18:42

Hallo zusammen,

vielen Dank euch für die Antworten!

Mittlerweile habe ich einige Variablen rausgeschmissen und so mittelgute Komponenten gefunden, die meinen Barrieren zumindest ähnlich sind.

Zwecks Güte: Ich habe zusätzlich noch das Cronbach Alpha erhoben - dies ist für eine der 4 Komponenten negativ, sodass ich damit nicht weiter arbeiten werde. Die anderen 3 sind >=0,5. Vor der Faktoranalyse habe ich übrigens die Kriterien mit MSA überprüft - alle lagen so um und bei 0,7.

Ich habe noch weitere Daten, etwa über die Nutzung (Wie oft nutzen Sie Funktion X, Wie oft Funktion Y) des Tools. Nun möchte ich mit einer Korrelation aussagen, dass die Komponenten (=Barrieren) sich negativ auf die Nutzung auswirken. Hierzu kann ich doch die neu generierten Variablen aus der Faktoranalyse nutzen, oder?!

Und nun wieder zu der eingangs gestellten Frage: Kann ich trotzdem noch andere Auswertungen mit den Statements machen? Oder sind die jetzt "raus"?
Ich bin total überwältigt von den ganzen Auswertungsalternativen und bin mir unsicher, in wie weit die Faktorenanalyse für weitere Berechnungen ausschlaggebend ist.
Lia_w86
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Re: Brauche ich die Faktorenanalyse?

Beitragvon PonderStibbons » Do 11. Apr 2013, 11:29

Ich habe mittels 15 Statements 5 Barrieren zur Nutzung eines Kommunikationsmittels abgefragt.

Was hat man sich darunter konkret vorzustellen, was sind das für Barrieren, was für Fragen,
wie sieht das Antwortformat aus?
Die Faktorenanalyse

Wie wurde sie denn durchgeführt? z.B. war es eine echte Faktorenanalyse oder war es eine
Hauptkomponentenanalyse? Und wie groß ist die Stichprobe?

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Brauche ich die Faktorenanalyse?

Beitragvon Holgonaut » Do 11. Apr 2013, 21:11

Liebe Leute,

wenn ich als 4. Koch auch noch im Brei rühren dürfte... :)

meiner vorher überlegten 5 Barrieren (=Bündelung von Statements))


Dieser Satz legt nahe, dass du keine Faktorenanalyse, sondern eine Hauptkomponentenanalyse (PCA) gemacht hast und dies auch in Übereinstimmung
damit steht, wie du Deine Komponenten konzeptualisierst - nämlich als Bündel.

Die PCA ist ein hilfreiches tool, um aus vielen items (aufgrund ihrer Interkorrelation = Redundanz der Info) Summenscores zu machen. Solche Summenscores
haben keine Existenz außerhalb dieser Prozedur - daher sind Begriffe wie "Messung" und "Validität" hier nicht anwendbar, da es keine Wahrheit gibt, die
abgebildet wird. Daher kannst du jedwelche andere Prozedur zur Bündelung genauso so nehmen, weil sie ebenfalls genausowenige "richtige" oder "wahre"
Komponenten liefert und sei es die mentale Prozedur, die auf Theorie beruht. Wenn du also aufgrund theoretischer Erwägungen bestimmte Dinge zusammen-
fügst, ist das m.E. machbar. ABER: Du musst dir halt im Klaren sein, dass genauso wie die Bündel ein zusammengematscher Mischmasch (sorry ;) ) ist, der keine
eigene Existenz besitzt, natürlich auch alle Regressionseffekte auch niemals kausale Effekte abbilden können. Du bewegst dich damit philosophisch auf
rein konstruktivistischem/positivistischem Terrain - d.h. du berechnest Zusammenhänge zwischen gemessenen Variablen - und dabei stehen weder die Zusammenhänge
noch die Variablen für eine natürlich existente Entität. Vermisch das also nur nicht.

Noch einen Kommentar zu alpha: Alpha als Reliabilität zu interpretieren setzt das Faktorenmodell voraus - d.h. dass alle items durch dieselbe zugrundeliegende Ursache
beeinflusst werden - und die Faktorladungen gleich sind. Das Komponentenmodell impliziert kein sinnvolles alpha. Du kannst z.B. messen, wie oft jemand Äpfel, Birnen
und Bananen isst und die Summe daraus "Häufigkeit des Essens von Obst" nennen. Warum soll die Korrelation dieser 3 einzelnen Früchte die Messfehlerbehaftetheit
(Unreliabilität) der Messungen widerspiegeln?

Grüße
Holger
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