Stichprobengröße und andere allgemeine Fragen

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Stichprobengröße und andere allgemeine Fragen

Beitragvon Andrea.B » Do 14. Jul 2011, 10:04

Hallo!
Ich schreibe gerad meine Staatsexamensarbeit zum Thema "Jahrgangsübergreifender Unterricht in der Grundschule - ein Überblick über den aktuellen empirischen Forschungsstand".
Ich bin gerade am Ende meiner Arbeit (der Diskussion) angelangt und habe ehrlich gesagt ein paar kleine statistische Probleme!
Zunächst einmal soll ich mir die Stichproben und andere wichtige Aspekte der Studien anschauen, um diese zu kritisieren. Mir ist jetzt beispielsweise bei einer Studie, die den Metropolitan Achievement Test anwendet aufgefallen, dass 102 Schüler aus altersgemischten Klassen und 1176 Schüler aus Jahrgangskalssen verglichen werden. Mir ist also ins Auge gefallen, dass ja viel mehr Schüler aus Jahrgangsklassen untersucht werden und ich habe mir sofort die Frage gestellt ob das Probleme bezüglich der Aussagekraft der Studie geben könnte!? Oder ist es allgemein egal, ob sich die Kontroll- und Experimentalgruppe in der Größe unterscheiden???
Da ich mich überwiegend mit internationalen Forschungsüberblicken beschäftige, habe ich das Problem, dass ich nicht so viele Informationen über die einzelnen Studien finde. Ich weiß jedoch, dass pretest Ergebnisse vorliegen und in der Studie in diesem Fall posttest scores mit ANCOVA angepasst werden oder mittels raw gain scores.

Also ich wäre allgemein sehr froh, wenn mir irgendwer Tipps geben kann, welche Probleme oder forschungsmethodische Punkte ich mir anschauen könnte, um Studien zu kritisieren oder Unterschiede in den Ergebnissen zu klären. Ich habe bereits einige Studien gefunden, wo die Kontrollgruppe sich sehr von der Experimentalgruppe unterscheidet, was natürlich Vergleiche schwierig werden lässt.
Mein Prof. meinte ich soll mir die Stichprobe anschauen (allerdings frage ich mich, was ich außer der Stichprobengröße noch betrachten könnte?!), die Bedingungen der Studie bzw. das Studiendesign, Vergleichs- und Kontrollgruppe und die validität :( Ich habe allgemein das Problem, dass ich nur wenig Ahnung von Statistik habe und daher Schwierigkeiten bei der Diskussion auftreten!
Danke schonmal für eure Hilfe!
Liebe Grüße,
Andrea
Andrea.B
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 8
Registriert: Do 14. Jul 2011, 09:52
Danke gegeben: 3
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Stichprobengröße und andere allgemeine Fragen

Beitragvon PonderStibbons » Do 14. Jul 2011, 10:28

Oder ist es allgemein egal, ob sich die Kontroll- und Experimentalgruppe in der Größe unterscheiden???

Zumindest stellt es für die statistische Analyse kein grundegendes Problem dar. Allerdings sollte die Untersuchungseinheit die Schulklasse sein, nicht der einzelne Schüler, bzw. es sollte die Tatsache, dass Schüler innerhalb einer Klasse keine voneinander unabhängigen Beobachtungen mehr darstellen (können), bei der Analyse geeignet berücksichtigt werden (z.B. in sogenannten Mehrebenenmodellen).
Mein Prof. meinte ich soll mir die Stichprobe anschauen (allerdings frage ich mich, was ich außer der Stichprobengröße noch betrachten könnte?!),

Art der Rekrutierung, Zusammensetzung, Streuung wären mögliche Punkte. Wichtig ist doch immer, auf welche Grundgesamtheiten kann man aufgrund der Stichproben generalisieren, und auf welche aufgrund des Auswahlprozesses eben nicht.

Gruß

P.
PonderStibbons
Foren-Unterstützer
Foren-Unterstützer
 
Beiträge: 11368
Registriert: Sa 4. Jun 2011, 15:04
Wohnort: Ruhrgebiet
Danke gegeben: 51
Danke bekommen: 2504 mal in 2488 Posts

folgende User möchten sich bei PonderStibbons bedanken:
Andrea.B

Re: Stichprobengröße und andere allgemeine Fragen

Beitragvon Andrea.B » Do 14. Jul 2011, 12:59

Erstmal danke für die Hilfe!
Dann habe ich aber noch zwei Fragen, die sich anschließen!

In einer meiner Studien vergleicht die Forschungsgruppe Klassen aus Siebenten-Tags-Adventisten Schulen mit nicht konfessionellen Schulen! Gibt es einen Ausdruck, wenn solche Vergleiche getätigt werden, obwohl man ja vielleicht andere Ergebnisse erwarten könnte, aufgrund der speziellen Strukturen in Schulen von Siebenten-Tags-Adventisten? Ergibt sich nicht genau an dieser Stelle dann das Problem, was du ansprichst, dass es schwierig ist auf "nicht konfessionelle jahrangsgemischte" Klassen zu generalisieren?

Wenn ich Schulen einfach umstrukturiere und dabei sage "Die Schulen bis zu drei Lehrern werden zu alterskombinierten Schulen" ist das dann eine Rekrutierung und damit ein Problem? Genauso hab ich Schulen, welche umstrukturiert werden, weil die Lehrer es wirklich wollen! Was davon ist denn nun eigentlich besser, denn es handelt sich bei beiden Fällen ja nicht um eine Randomisierung oder?
Liebe Grüße
Andrea
Andrea.B
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 8
Registriert: Do 14. Jul 2011, 09:52
Danke gegeben: 3
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Stichprobengröße und andere allgemeine Fragen

Beitragvon bele » Do 14. Jul 2011, 13:22

Hallo Andrea,

das sind alles eher Fragen zu Deinem spezifischen Fach, weniger generelle Statistikfragen. Ich denke dass Dein Prof. genau das meint, wenn er sagt, Du sollst Dir die Stichproben genau anschauen. Ohne Sachkenntnis in dem Gebiet bin ich trotzdem fast sicher, dass Du verzerrende Effekte hast: Schulen die zu klein werden um Jahrgangsklassen zu haben werden wahrscheinlich häufiger im ländlichen als im städtischen Bereich, vielleicht häufiger in Ost- als in Westdeutschland liegen.
Lehrer die sich freiwillig für eine Umstrukturierung ihrer Schule einsetzen sind solche mit besonderem Interesse an neuen pädagogischen Konzepten und damit im Zweifel auch sonst deutlich engagierter. Vielleicht kann man auch Schulen mit einem jüngeren Lehrerkollegium eher für so etwas gewinnen als solche mit einem älteren.
Dass der Unterricht in Schulen kirchlicher Trägerschaft anders ausfällt als in anderen ist sehr gut möglich. Die positive Einstellung zu Demut und die Ablehnende gegenüber einem ausschweifenden Lebenswandel, das Ablehnen einer historischen Betrachtung der Bibel und die Ablehnung der Evolutionstheorie - wenn sich das auf den Schulunterricht auswirkt sind das ja relevante Einflüsse. Ich nehme an, dass Kinder von Siebenten-Tags-Adventisten signifikant weniger alkoholkranke Eltern zuhause haben.

Und wenn Du all diese und weitere inhaltliche Probleme formuliert hast kannst Du immer noch sagen, dass 102 Kinder vielleicht ein bisschen wenig sind um eine ganze Schulform zu beurteilen.

Gruß,
Bernhard
----
`Oh, you can't help that,' said the Cat: `we're all mad here. I'm mad. You're mad.'
`How do you know I'm mad?' said Alice.
`You must be,' said the Cat, `or you wouldn't have come here.'
(Lewis Carol, Alice in Wonderland)
bele
Schlaflos in Seattle
Schlaflos in Seattle
 
Beiträge: 5927
Registriert: Do 2. Jun 2011, 23:16
Danke gegeben: 16
Danke bekommen: 1403 mal in 1389 Posts

Re: Stichprobengröße und andere allgemeine Fragen

Beitragvon Andrea.B » Do 14. Jul 2011, 13:33

Hallo Bernhard!
Auch dir erstmal vielen Dank! Wahrscheinlich hast du Recht und es geht ihm eher um die Themen an sich, ich hatte nur gehofft, dass es vllt. einige Grundbegriffe gibt,durch die die ganzen thematischen Aspekte "wissenschaftlicher" beschrieben werden können!

Und da ich (wie man ja auch merkt) wirklich gar keine Ahnung von Statistik habe, gestaltet sich das recht schwierig und meine Diskussion klingt sehr "laienhaft" und oberflächlich (was sie ja wahrscheinlich auch ist und nur sein kann)!
Liebe Grüße,
Andrea
Andrea.B
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 8
Registriert: Do 14. Jul 2011, 09:52
Danke gegeben: 3
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Stichprobengröße und andere allgemeine Fragen

Beitragvon bele » Do 14. Jul 2011, 16:32

Such' Er den redlichen Gewinn!
Sey Er kein schellenlauter Thor!

Es trägt Verstand und rechter Sinn
Mit wenig Kunst sich selber vor;
Und wenn's euch Ernst ist, was zu sagen,
Ist's nöthig, Worten nachzujagen?

:roll:
Faust - der Tragödie erster Teil
J. W. Goethe
----
`Oh, you can't help that,' said the Cat: `we're all mad here. I'm mad. You're mad.'
`How do you know I'm mad?' said Alice.
`You must be,' said the Cat, `or you wouldn't have come here.'
(Lewis Carol, Alice in Wonderland)
bele
Schlaflos in Seattle
Schlaflos in Seattle
 
Beiträge: 5927
Registriert: Do 2. Jun 2011, 23:16
Danke gegeben: 16
Danke bekommen: 1403 mal in 1389 Posts

Re: Stichprobengröße und andere allgemeine Fragen

Beitragvon Andrea.B » Do 14. Jul 2011, 17:59

Passendes Zitat :-)

Ich traue mich trotzdem nochmal, etwas grundsätzliches zu fragen
Und zwar geht es um (negative) Effektgrößen! Ich weiß, dass eine Effektgröße (in Anlehnung an Cohen) von .20 als kleiner Effekt bewertet wird, .50 als mittlerer und .80 als großer Effekt!
Bedeutet dies, dass ab .20 bis .50 ein kleiner Effekt vorherrscht und darunter von keinem Effekt gesprochen werden kann, weil hier die Effektgröße zu nah an 0 liegt??

Meine Hauptfrage bezieht sich aber auf negative Effektgrößen!
Wenn ich eine Effektgröße von beispielsweise -.03 und -.18 erhalte kann ich dann beide Effekte interpretieren? (negativer Aspekt bedeutet, dass Jahrgangsklassen besser abschneiden). Oder müsste man bei -.03 davon sprechen, dass eigentlich so gut wie kein Effekt (geht ja in Richtung 0) vorliegt? Also es wäre halt schön, solche Vorgaben wie du von Cohen auch im negativen Bereich zu haben oder ist es da genauso, das man -.20 als keinen Effekt bewertet?

Danke schonmal
Andrea.B
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 8
Registriert: Do 14. Jul 2011, 09:52
Danke gegeben: 3
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Stichprobengröße und andere allgemeine Fragen

Beitragvon Andrea.B » Fr 15. Jul 2011, 00:09

Ohhh da ich gerade im anderen Forum etwas gelesen habe, was mir nicht bewusst war: Es tut mir leid, ich habe diese Frage in mehreren Foren gestellt, wollte damit aber wirklich niemandem zu nahe treten! Ich war nur etwas verzweifelt, weil die Abgabe meiner Arbeit naht und ich diesbezüglich keine Ahnung habe und meine Diskussion nicht beenden kann, ohne diese Frage beantwortet zu bekommen! Jetzt sind wahrscheinlich alle verschreckt und denken, ich würd mich für was besseres halten, was ganz sicherlich nicht so ist! Ich wäre auch bereit die anderen Foreneinträge zu löschen, nur bitte jetzt nicht böse sein! :-(
Andrea.B
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 8
Registriert: Do 14. Jul 2011, 09:52
Danke gegeben: 3
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Stichprobengröße und andere allgemeine Fragen

Beitragvon Andrea.B » Fr 15. Jul 2011, 00:13

So, habe die Frage jetzt überall anders gelöscht, ich wollte keinen Streit oder so! Sorry
Andrea.B
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 8
Registriert: Do 14. Jul 2011, 09:52
Danke gegeben: 3
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Stichprobengröße und andere allgemeine Fragen

Beitragvon PonderStibbons » Fr 15. Jul 2011, 08:29

Das Minus einer Effektstärke zeigt lediglich die Richtung an. "A ist größer als B (d=0,2)". "A ist kleiner als B (d=0,2)" oder "A ist kleiner als B (d=-0,2)". "Beim Vergleich von A mit B ergab sich ein Effekt d= -0,2". Was die Größen angeht, ist es dementsprechend gleich, ob da steht d=-0,2 oder d= +0,2 .

Gruß

P.
PonderStibbons
Foren-Unterstützer
Foren-Unterstützer
 
Beiträge: 11368
Registriert: Sa 4. Jun 2011, 15:04
Wohnort: Ruhrgebiet
Danke gegeben: 51
Danke bekommen: 2504 mal in 2488 Posts

folgende User möchten sich bei PonderStibbons bedanken:
Andrea.B

Nächste

Zurück zu Allgemeine Fragen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 11 Gäste