STATISTIK-FORUM.de

[Lisa.Beckmann]

Hallo Zusammen,
ich habe ein Modell mit einer kategorialen UV und einem Moderaor. Mein Haupteffekt mit der kategorialen UV und der Interaktionseffekt sind nicht signifikant. Allerdings habe ich einen direkten signifikanten Effekt des Moderators auf die AV.
Ich habe mich jetzt allerdings gefragt wie das zu interpretieren ist.
Ich habe ein Experiment durchgeführt, daher ist mein eigentliche UV eine kategoriale Variable. Wenn ich mir jetzt aber den direkten Moderatoreffekt auf die AV allein anschaue, bezieht sich dieser ja auf mein komplettes N. D.h. die beiden Gruppen die ich hab (also UV=1 und UV=0) bleiben unberücksichtigt.
Dies ist aber nicht interpretierbar.

ZB: die UV ist Nachhaltigkeit, d.h. die Hälfte der Befragten hat eine nachhaltige Werbung gesehen, die andere Hälfte keine nachhaltige Werbng. Die AV ist Kundenloyalität und der Moderator Umweltbewusstssein. Wenn jetzt nur Umweltbewusstsein auf Kundenloyalität signifikant ist, ist es für alle N so oder? d.h. es wäre egal, ob der Befragte nun eine nachhaltige Werbung gesehen hat oder nicht, wenn er umweltbewusst ist, hat dies einen positiven Einfluss auf die Kundenloyalität.

Wenn ich jetzt meine normale Regression rechne: reg AV UV##Moderator, und schaue mir den einzelnen Effekt des Moderators an, dann bezieht sich dieser ja nicht nur auf die Ausprägung UV=1?
Wäre es hier eher sinnvoller, die Regression mit einer if Bedingung zu rechnen?
also reg Kundenloyalität Umweltbewusstsein if Nachhaltigkeit==1? Oder wie löse ich das Problem?

Danke!!

[Holgonaut]

Hallo Lisa,

teil mal zur Anschauung Deinen Datensatz in zwei Hälften--einer mit UV=0, der andere mit UV=1 und mach einen Scatterplot (inkl. Regressionsgerade), der die Beziehung zwischen Umweltbewusstsein und Kundenloyalität anzeigt. Das zeigt dir auch nebenbei, wie es mit den Annahmen aussieht und der Linearität des Zusammenhangs. Was du sehen wirst, sind zwei relativ ähnliche Geraden--zumindest sind sie nicht signifikant in ihrer Steigung verschieden. Der Effekt des Umweltbewusstseins in Deiner Regression ist der Mittelwert beiden Geraden. Wären sie unterschiedlich, würde sich das in einem sign. Produktterm wiederspiegeln.

Hoffe, das beantwortet Deine Fragen.

Grüße
--Holger

[Lisa.Beckmann]

Hallo Holger,

vielen Dank für deine hilfreiche Antwort!
Ich verstehe allerdings dann noch nicht, wie ich dies zu interpretieren habe. Wenn Umweltbewusstsein als eigene Variable der Mittelwert aus beiden Gruppen ist, dann liefert mir das doch nicht wirklich einen "Mehrwert". Die Hälfte der Gruppe war ja nur die Kontrollgruppe. Falls ich also alles zusammennehme und den Mittelwert von beiden, dann gilt der Einfluss von Umweltbewusstsein auf Kundenloyalität ja in beiden Gruppen irgendwie. Und das macht den Sinn von meinem Experiment doch kaputt?

Vielleicht nochmal zur genaueren Erklärung: im Fragebogen wurde der Hälfte der Probanden ein Unternehmen als nachhaltig vorgestellt und der anderen Hälfte ein Unternehmen nur allgemein. Dies ist meine Haupt-UV und gleichzeitig die Manipulation (d.h. Nachhaltigkeit=1, keine Nachhaltigkeit=0). Dies hatte ja keinen signifikanten Einfluss auf die Kundenloyalität. Wenn jetzt aber ein Proband sehr umweltbewusst war, dann hatte das ja einen Einfluss auf die Kundenloyalität. Wie ist hier aber der Bezug zu meinem Experiment? Wenn ein Proband in der Kontrollgruppe war und damit kein nachhaltiges Unternehmen vorgestellt bekam, hätte bei ihm Umweltbewusstsein ja genauso einen Einfluss wie bei jemanden, der den Fragebogen mit dem nachhaltigen Unternehmen hatte.

[Holgonaut]

Hi,

ich gehe davon aus, dass du Umweltbewusstsein "allgemein" gemessen hast? Also quasi als trait oder Einstellung / Werthaltung?

Dann hat dein treatment nun mal keinen Effekt gehabt und das sowieso vorhandene Umweltbewusst sein hat einen Effekt und zwar in beiden Gruppen.

Grüße
Holger

[Lisa.Beckmann]

alles klar, vielen Dank!
Würde es denn dann Sinn machen, bei der Variable Umweltbewusstsein eine Regression mit einer if Bedingung anzuschauen? Also ich habe dann Umweltbewusstsein mit der AV gerechnet wenn in der einen Gruppe, und einmal in der Kontrollgruppe.
Dabei kam auch heraus, dass nur in der Nachhaltigkeitsgruppe Umweltbewusstsein einen signifikanten Einfluss hat. In der Kontrollgruppe nicht. Allerdings habe ich bei beiden auch ein unterschiedliches N (Nachhaltigkeit N=64 Personen, Kontroll N=34), sodass die fehlende Signifikanz ja auch wegen dem geringeren N in der Kontrollgruppe vorliegen kann oder?

[PonderStibbons]

Würde es denn dann Sinn machen, bei der Variable Umweltbewusstsein eine Regression mit einer if Bedingung anzuschauen?

Der Vergleich signifikant/nicht signifikant zwischen Bedingungen/Gruppen ist einer der verbreiteten
und (IMHO) ärgerlichsten Fehler in der angewandten Statistik.
http://www.stat.columbia.edu/~gelman/re ... ignif4.pdf
Wie Du richtig sagst, allein schon die unterechiedlichen Teilstichprobengrößen können die Ursache für
Diskrepanzen sein.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons

[Lisa.Beckmann]

Danke dir. Gibt es denn eine andere Möglichkeit, Umweltbewusststein zwischen den Gruppen zu vergleichen? Wenn ich es auf die gesamte Gruppe anwende macht es hinsichtlich der Interpretation einfach keinen Sinn..