frage zur multivariaten regression

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frage zur multivariaten regression

Beitragvon stati87 » Do 16. Jan 2014, 12:14

hey hab ein problem mit der analyse/interpretation von folgendem modell aus der religionssoziologie.

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in der erklärung (siehe weiter unten), steht dass diese regression bestätigt, dass eine erhöhte soziale sicherheit indirekt über das hinzufügen der variable "relgious values" die religiöse partiziation beeinflusst/verringert, weil erhöhte soziale sicherheit die wichtigkeit von religiösen werten verringert. ich verstehe nicht wie das möglich sein kann, wen im modell A noch steht, dass mit steigendem HDI tendenziell eine erhöhte religiöse partizipation verbunden ist. der Beta wert ist 0.28, müsste dieser dann nicht negativ sein, wenn diese hypothese stimmen sollte? wäre echt dankbar um antworten!

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Re: frage zur multivariaten regression

Beitragvon DHA3000 » Do 16. Jan 2014, 19:26

Die ganze Interpretation der "Autoren" ist in meinen Augen totaler Schwachsinn. Sie leiten sich eine Kausalität her, auf die statistisch überhaupt nicht getestet wurde!
Ist das in nem referierten Journal veröffentlich worden?

Die Ergebnisse besagen, soweit präsentiert, nichts weiter als die Signifikanz der Kontrollvariablen: Hier "Religous values". Das ist auch vollkommen logisch. Denn je religiöser ich bin, desto öfter werde ich auch in die Kirche gehen.
Leider hebt dieser Effekt die anfänglich vermuteten Effekte auf. Schlimmer noch: Das R² steigt rasant an. Richtigerweise sprechen sie an diesem Punkt Multikollinearität an, verschweigen aber eine Korrelationsmatrix oder die ganaue Rankfolge der Variablen. Für mich sieht das so aus, also ob man sich die qualitativen Ergebnisse zu Recht gebogen hat, allerdings auf unvollständigen, quantitativen Untersuchungen.
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Re: frage zur multivariaten regression

Beitragvon stati87 » Do 16. Jan 2014, 22:19

vielen dank für deine antwort! das ganze ist ein komplettes buch. hier der link: http://www.amazon.de/Sacred-Secular-Rel ... 0521548721

die grundlegende these von dem buch ist eine umformulierung der säkularisierungsthese und zwar, dass es nicht die rationalierung und differnzierung, sondern die erhöhte ausstattung der existentiellen sicherheit eines landes ist (in diesem werk hauptsächlich durch hdi + einkommensungleichheit [gini] gemessen), die zum bedeutungsverlust der religion führt. viell. habe ich ja auch was falsch dargestellt, aber was sie sonst noch gemacht haben ist, dass sie zuvor eine korrelationsanalyse durchgeführt haben, in der indikatoren wie bildung, wohlstand, gesundheit, hdi, gini in erwarteter weise mit relisiösität korrelieren (aber noch ohne kontrollvariable). außerdem wurde zuvor noch ein ländervergleich (mit varianzanalyse) dargestellt, in denen die postindustriellen gesellschaften (charakterisiert durch hohen hdi + gini) die stärkste abnahme von religion (insbesondere religiösen werten) aufweisen. im weiteren verlauf des buches wird die these u.a. auch damit versucht weiter zu bestätigen, dass die Wertigkeit der Religion z.b. in den USA (trotz postindustriell) nicht auf den dortig hohen religionspluralismus, sondern auf die hohe einkommensungleichheit zurückzuführen ist.

ich kenn mich in statistik nicht gerade gut aus, weiß also nicht, ob durch diese aspekte die oben angeführte regressionsanalyse + deren interpretation eher sinn macht? mir kommt es immer aber noch an den haaren herbeigezogen vor...
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Re: frage zur multivariaten regression

Beitragvon DHA3000 » Do 16. Jan 2014, 23:57

Nun, die These ansich ist interessant und auch nachvollziehbar. Aber die Umsetzung eher "unglücklich". Es geht ja nicht um die Korrelation zwischen den ganzen interessierenden Variablen und der abhängigen, sondern um die Korrelation zwischen der Kontrollvariablen und den interessierenden Variablen. Wenn sie das näher in dem Buch erläutern, dann ists gut.
Ansonsten sagen die Ergebnisse faktisch aus, dass jemand, mit einem hohen Religionsverständnis, oft in die Kirche geht (B).
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Re: frage zur multivariaten regression

Beitragvon stati87 » Fr 17. Jan 2014, 01:08

DHA3000 hat geschrieben:Nun, die These ansich ist interessant und auch nachvollziehbar. Aber die Umsetzung eher "unglücklich". Es geht ja nicht um die Korrelation zwischen den ganzen interessierenden Variablen und der abhängigen, sondern um die Korrelation zwischen der Kontrollvariablen und den interessierenden Variablen. Wenn sie das näher in dem Buch erläutern, dann ists gut.
Ansonsten sagen die Ergebnisse faktisch aus, dass jemand, mit einem hohen Religionsverständnis, oft in die Kirche geht (B).


ok danke! korrelation zwischen der kontrollvariablen und den interessierenden variablen werden an anderer stelle denk ich z.b. gemacht, dass der gini koeffizient im gegensatz zum religionspluralismus signifikant und in der erwarteten richtung mit der religiösen partizipation korreliert. oder dass das "vertrauen in die wissenschaft" z.b. unerwartet positiv mit religiöser teilhabe korreliert (=Vs. Religionsabnahme aufgrund Rationalisierung).

eines was ich auch noch nicht verstehe im regressionsmodell: ist nicht bereits im Modell A bereits die these widerlegt, dass ein steigender HDI indirekt (über die verringerung der religiösen Werte) auch die religiöse partizipation verringert, widerlegt? dann müsste der regressionskoeffizient (0.28) doch eigentlich negativ und nicht positiv sein? so wies hier steht verstehe ich im modell A, je höher HDI, desto höher partizipation. oder liege ich da falsch?
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Re: frage zur multivariaten regression

Beitragvon DHA3000 » Fr 17. Jan 2014, 01:20

Pauschal: Ja, der Zusammenhang ist positiv und ergibt in dem Modell weniger Sinn im Vergleich zur Theorie. Auch die Begründungen für die Modelle B und D sind ziemlich... naja.
Daher auch die Anmerkung zu weiteren Robustness-Checks, die anscheinend unter den Tisch gefallen sind.
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Re: frage zur multivariaten regression

Beitragvon stati87 » Fr 17. Jan 2014, 13:17

sorry, nur noch eine letzte frage, dann lass ich dich in ruhe :)! ich verstehe nämlich nicht einmal den ansatz des sinns der folgenden argumentation: "model B therefore adds the measures of religious values, which proved strongly and significantly related to religious participation, and at this stage the index of the human development index and the GINI coefficient become insignificant in the model. most importantly, this confirms this confirms that human human security operates as expected by reducing the importance of religious values and thereby indirectly influencing religious behavior."

also ich verstehe nicht einmal den sinn seiner methodischen argumentation. also mir ist (trotz deiner angesprochenen fehlenden robstness checks) nicht klar, wo in den daten er nur von seinem gedankengang her erkennen will, dass durch Model B (indem values hinzugefügt werden und hdi + gini unsignifikant werden) gezeigt wird, dass soziale sicherheit die religiösen werte reduziert?
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Re: frage zur multivariaten regression

Beitragvon DHA3000 » Sa 18. Jan 2014, 12:25

Ja, dieser Satz ist auch knallhart falsch. Das ist aus dem aufgezeigten Modell nicht ersichtlich.
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