Interpretation nicht signifikanter totaler Effekt

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Interpretation nicht signifikanter totaler Effekt

Beitragvon Chrissew » Do 23. Feb 2023, 00:09

Hallo liebes Forum,

In meiner Studie bei der es um das Rollenselbstverständnis von Werbevermarktern in journalistischen Organisationen geht, wollte ich mittels einer Mediationsanalyse erfassen, inwiefern die Rollenausrichtung (negative Werte=journalistisch geprägt; positive Werte= wirtschaftlich geprägt) zu Rollenkonflikten und darüber die Arbeitszufriedenheit beeinflusst.

Ich habe zwar einen signifikanten indirekten Effektiver keinen signifikanten totalen Effekt (siehe Screenshot). Mein Prof meinte, dass man das ganze trotzdem interpretieren darf, weil es wohl so ist, dass es zu dem indirekten Effekt sehr wahrscheinlich einen Gegenspieler mit umgekehrtem Vorzeichen gibt, der diesen in der Gesamtbetrachtung ausgleicht. In meinem Fall ist es denke ich so, dass der direkte Effekt den indirekten ausgelacht (?). Hier tut sich dann auch schon meine Frage auf. ich bin total unsicher mit der Interpretation.

Es wäre super, wenn mir da jemand behilflich sein könnte


P.s: Das Modell entspricht dem 4. Standard Mediationsmodell in PROCESS
Vielen Dank und liebe Grüße

Christian
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Re: Interpretation nicht signifikanter totaler Effekt

Beitragvon Chrissew » Do 23. Feb 2023, 00:18

Da dass mit dem Dateihochladen irgendwie nicht klappt kurz die Effekte:

X auf M: (Rollenausrichtung auf Rollenkonfliktwahrnehmung)

b = .10, p < .05

M auf Y: (Rollenkonfliktwahrnehmung auf Arbeitszufriedenheit)

b = -.25, p < .05

X auf Y: (direkter Effekt: Rollenausrichtung auf Arbeitszufriedenheit)

b = .01, p =.89

Totaler Effekt:

b = -.02, p =.71

Indirekter Effekt:

b = -.02, BootSE = .02, 95% BCBCI [-.05, -.00].
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Re: Interpretation nicht signifikanter totaler Effekt

Beitragvon Holgonaut » Do 23. Feb 2023, 09:41

Hi,

der indirekte Effekt ist hauchdünn und kratzt die Sign.schwelle. Da der negativ ist und der direkte positiv, addiert der direkte genau den Hauch, um den totalen Effekt über die Schwelle zu heben. Ob du daher den indirekten Effekt groß interpretieren solltest, musst du entscheiden. Generell kann es immer vorkommen, dass indirekte und direkte in ihrer Richtung gegenläufig sind. Dann gibt es zwar einen indirekten Effekt, aber insgesamt eliminieren sich beide, so dass ingesamt nichts bewirkt wird.

Ich gebe in meiner Vorlesung dazu immer folgendes Beispiel:
1) Ein Beinbruch (ja/nein) führt positiv zu a) mehr Schmerzen und b) zu mehr sozialer Aufmerksamkeit. "a" hat einen negativen Effekt auf Lebenszufriedenheit, "b" einen positiven. Wenn beide indirekten Effekte gleich stark sind, hat ein Beinbruch insgesamt keinen "netto-Effekt" auf Lebenszufriedenheit, d.h. heißt, "Beingebrochene" und Gesunde haben eine gleich hohe Zufriedenheit--und das, obwohl unter der Oberfläche diese Teileffekte vorliegen.

Grüße
Holger
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Re: Interpretation nicht signifikanter totaler Effekt

Beitragvon bele » Do 23. Feb 2023, 10:37

@Holger Das ist ein schönes, einprägsames Beispiel.
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`Oh, you can't help that,' said the Cat: `we're all mad here. I'm mad. You're mad.'
`How do you know I'm mad?' said Alice.
`You must be,' said the Cat, `or you wouldn't have come here.'
(Lewis Carol, Alice in Wonderland)
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