Liebe Gemeinde,
ich stehe vor einem Rätsel, auf dessen Lösung ich nicht komme. Es handelt sich um die Auswertung für meine Masterarbeit, die ich kurz schildern möchte.
Ausgangslage:
Ich habe in meiner Stichprobe 117 Kinder ohne Migrationshintergrund und 300 Kinder mit Migrationshintergrund. Ich untersuche, ob sich das Selbstkonzept im Lesen (also, wie gut sich ein Kind selbst im Lesen einschätzt) durch drei Vergleichsprozesse vorhersagen lassen. Zusätzlich interessiert mich, ob es bei den drei Vergleichsprozessen jeweils eine Interaktion mit dem Migrationsstatus gibt
Variablen:
AV:
* Selbstkonzept im Lesen
UV:
* schulische Vergleiche (ein Kind vergleicht seine Leseleistung mit anderen Klassenkameraden)
* temporale Vergleiche (ein Kind vergleich seine Leseleistung mit seiner eigenen früheren Leistung)
* familären Vergleiche (ein Kind vergleicht seine Leseleistung mit denen seiner Eltern, Geschwister usw.)
Interaktionsvariable:
* Migrationshintergrund (ja/nein)
Ursprünglich wollte ich separate Regressionen jeweils für die Gruppe der Migrantenkinder und der Nicht-Migrantenkinder rechnen, um zu sehen, ob die Prädiktoren in den jeweiligen Gruppen das Selbstkonzept im Lesen unterschiedlich vorhersagen.
Meine Betreuerin meinte jedoch dass ich das in einer Regression mit Interaktionen lösen soll. Ich habe also eine Regressionsanalyse gerechnet, wobei im ersten Block (mit theoretischer Begründung) die Deutschnote aufgenommen wurde, weil mich interessierte, ob die o.g. Variablen eine Erklärungswert haben, die über die der Fachnote hinausgehen. Im zweiten Block nahm ich dann die dichotome Variable "Migrationshintergrund", die drei kontinuierlichen Variablen "schulische", "temporale" und "familiäre Vergleichsprozesse" auf, sowie die drei Interaktionsterme "schulische Vergleiche * Migration", "temporale Vergleiche * Migration" und "familiäre Vergleiche * MIgration"
Die beiden Varianten kamen jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen, die ich nun versuche zu schildern.
Problem:
1. Wenn ich im zweiten Block der Regression den Migrationsstatus sowie die drei Vergleichsprozesse aufnehme, werden alle Variablen signifikant (alle p < .05)
2. Wenn ich zusätzlich die Interaktionsterme mit aufnehme, sind nicht nur nicht die Interaktionen nicht-signifikant, sondern auch alle Haupteffekte verlieren ihre Signifikanz
3. Wenn ich nur die Interaktionsterme aufnehme, werden alle drei Interaktionsterme signifikanz (alle p < .01)
Wie kann das nun sein, dass die Haupteffekte - wenn sie alleine im Modell sind - signifikant werden und dass auch auch die Interaktionen - wenn sie alleine im Modell sind - signifikant werden, sobald aber sowohl Haupt- als auch Interaktionsvariablen im Modell sind, alle Variablen ihre Signifikanz verlieren.
Ich bin schon am verzweifeln und statistisch nicht so fest im Sattel, dass ich diese Effekte erklären könnte. Ich hoffe ich habe mir hier halbwegs verständlich ausgedrückt und einer der Profis hier kann mir helfen.
Danke
Christoph