Insignifikanter t-Test trotz signifikanter Korrelation

Insignifikanter t-Test trotz signifikanter Korrelation

Beitragvon Alicia_96 » Sa 12. Sep 2020, 02:50

Hallo, ich schreibe gerade meine Masterarbeit und bin für jede Hilfe dankbar.
Thema meiner Arbeit: Die Relevanz der Konzentrationsfähigkeit bezüglich des Zusammenhangs von Leistungsangst und Leistung
Folgendes Problem habe ich:
Leistungsangst lässt sich in zwei Komponenten einteilen. Zum einen in eine Besorgtheitskomponente und zum anderen in eine Aufgeregtheitskomponente. Dabei habe ich signifikante Korrelationen zwischen den beiden Komponenten und meiner Konzentration erfassen können. Dies lässt sich somit wie folgt interpretieren: je höher meine Leistungsangstkomponenten desto schlechter meine Konzentrationsfähigkeit. Zudem konnte mithilfe einer Mediatoranalyse gezeigt werden, dass die Konzentration bei beiden Leistungsangstkomponente den Zusammenhang mit Leistung zum Teil erklären kann. Nun wollte ich nochmal auf die Unterschiede von Hoch- und Niedrigleistungsängstlichen bezüglich ihrer Konzentrationsfähigkeit genauer eingehen und habe hierfür einen t-Test verwendet. Dabei zeigt sich nun lediglich bei der Besorgtheitskomponente eine signifikanter Unterschied. Ich weiß, dass t-Tests und Korrelationen nicht dasselbe sind, aber ich tue mich gerade unheimlich schwer, dieses Ergebnis sinnvoll zu interpretieren. Denn wenn ich durch meine signifikante Korrelation sagen kann, dass ein höherer Aufgeregtheitswert zu schlechteren Leistungen führt, müsste ich dann nicht auch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen "Hohe Aufgeregtheit" und "Niedrige Aufgeregtheit" bezüglich ihrer Konzentrationsfähigkeit erhalten?
Ich wäre sehr dankbar, wenn mir jemand helfen könnte und mir die Aussagekraft eines einsignifikanten t-Tests bezüglich einer signifikanten Korrelation näher bringen könnte.

Liebe Grüße
Alicia
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Re: Insignifikanter t-Test trotz signifikanter Korrelation

Beitragvon PonderStibbons » Sa 12. Sep 2020, 15:40

Signifikant und nichtsignifikant sind uninformative Angaben. War es eine Änderung von 0,049 auf 0,050? Von 0,00001 auf 0,99? Gib bei bei den zu interpretierenden Ergebnisse die Stichprobengröße, die Korrelationskoeffizienten, die Mittelwerte und Standardabweichungen des Test, sowie die die genauen p-Werte an.

Außerdem ist die statistische Testung nach einer Unterteilung in Hoch- und Niedrigängstliche sowohl statistisch als auch inhaltlich absurd, zumindest wenn es keine Zwischengruppe "Mittelängstliche" gibt. Wie wurde das konkret bewerkstelligt, und was soll das im Kontext Deiner Studie für einen Sinn ergeben, wenn bereits die Korrelationsanalyse die Hypothesen geprüft hat?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Insignifikanter t-Test trotz signifikanter Korrelation

Beitragvon Alicia_96 » Sa 12. Sep 2020, 19:58

Okay, danke erstmal für die Antwort!
Folgende Daten habe ich:
Ich untersuche Männer und Frauen in meiner Arbeit getrennt. Dabei ergeben sich lediglich bei den Frauen (N= 129) signifikante Korrelationen:

Leistungsangst und Konzentrationsfähigkeit r= -.19 (p= .034) (Aufgeregtheit und Konzentration) bzw. r= -.18 (p= .047) (Besorgtheit und Konzentration)

In der Theorie wird davon ausgegangen, dass vor allem die Besorgtheit mit der Konzentration zusammenhängt und die Aufgeregtheit diesbezüglich eher eine untergeordnete Rolle spielt. In meiner Arbeit habe ich nun herausgefunden, dass dem nicht so ist. Das ist auch in Ordnung und sehr interessant. Nun wird weiter in der Theorie gesagt, dass sich Hochleistungsängstliche vor allem durch ihre geringere Konzentration auf die zu bearbeitenden Aufgaben in einer Leistungssituation von Niedrigleistungsängstlichen unterscheiden und dadurch letztendlich schlechtere Leistungen erzielen. Daher die Idee mit den Betrachtung des Mittelwerts von Hoch- und Niedrigleistungsängstlichen.

Ich habe meine Gruppe demnach in hoch- und niedrigleistungsängstliche Frauen eingeteilt und wollte diese bezüglich ihrer Konzentrationsfähigkeit untersuchen: Konzentrationsfähigkeit hochleistungsängstliche (Besorgtheit) Frauen (N= 24): M= 162,708333 SD 31,567015
Konzentrationsfähigkeit niedrigleistungsängstliche (Besorgtheit) Frauen (N= 26): M= 182,692308 SD 26,621449
T / df / Sig. (2-seitig) / Mittlere Differenz / Standardfehler der Differenz
2,426 / 48 / ,019 / 19,98397 / 8,23626

Konzentrationsfähigkeit hochleistungsängstliche (Aufgeregtheit) Frauen (N= 29): M= 163,724138 SD 33,197350
Konzentrationsfähigkeit niedrigleistungsängstliche (Aufgeregtheit) Frauen (N= 24): M= 174,625000 SD 26,648782
T / df / Sig. (2-seitig) / Mittlere Differenz / Standardfehler der Differenz
1,299 / 51 / ,200 / 10,90086 / 8,39421


Ich habe gelesen, dass man wohl einen T-Test durchführen kann, um die Signifikanz der erfassten Korrelationen zu ermitteln und diese entsprechend auf die Grundgesamtheit zu übertragen. Wohlmöglich sagen mir diese Ergebnisse, dass die Korrelation zwischen Aufgeregtheit und Konzentration zwar in dieser Stichprobe signifikant ist, aber nicht in Bezug auf die Grundgesamtheit. Dies würde dann auch mit der Theorie übereinstimmen. Allerdings weiß ich nicht, ob man die Werte so interpretieren kann.

Ich habe auch schon darüber nachgedacht eine weitere Gruppe, also mäßigleistungsängstliche Schülerinnen, mit aufzunehmen. Wenn ich diesbezüglich eine Univariate Analyse berechne, ergibt sich erneut, dass nur bezüglich der Besorgtheit unterschiede in der Konzentration signifikant feststellbar sind. Auch hierfür nochmal die genauen Daten bezüglich der Konzentrationsfähigkeit:
Mittelwert / Std.-Abweichung / N
niedrig: M= 182,6923 / Std= 26,62145 / N= 26
mittel: M= 162,8101 / Std= 28,69650 / N= 79
hoch: M= 162,7083 / Std= 31,56702 / N= 24

(I)Besorgtheit / (J) Besorgtheit / Mittlere Differenz (I-J) / Standard Fehler / Sig.

(I)Besorgtheit= niedrig:
(J) Besorgtheit= mittel / Mittlere Differenz (I-J)= 19,8822 / Standard-Fehler= 6,52277 / Sig = ,008
(J) Besorgtheit= hoch / Mittlere Differenz (I-J)= 19,9840 / Standard Fehler= 8,16639 / Sig = , 047

(I)Besorgtheit= mittel
(J) Besorgtheit= niedrig / Mittlere Differenz (I-J)= -19,8822 / Standard-Fehler= 6,52277 / Sig = , 008
(J) Besorgtheit= hoch / Mittlere Differenz (I-J)= , 1018/ Standard-Fehler= 6,72414 / Sig = 1,000

(I)Besorgtheit= hoch
(J) Besorgtheit= niedrig / Mittlere Differenz (I-J)= -19,9840 / Standard-Fehler= 8,16639 / Sig = , 047
(J) Besorgtheit= mittel / Mittlere Differenz (I-J)= -,1018 / Standard-Fehler= 6,72414 / Sig =1,000

Ich habe zur Post Hoc Analyse den Bonferroni verwendet, da es sich hierbei um gleiche Varianzen handelt.

Ich bin wirklich für jede Hilfe dankbar und würde mich freuen, wenn sie mit weiterhelfen können!

Liebe Grüße

Alicia Garbe
Zuletzt geändert von Alicia_96 am Sa 12. Sep 2020, 21:03, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Insignifikanter t-Test trotz signifikanter Korrelation

Beitragvon Alicia_96 » Sa 12. Sep 2020, 20:07

Achso, dabei sei vielleicht auch noch zu erwähnen, dass Aufgeregtheit und Besorgtheit hoch miteinander korrelieren r= .60 p= .000. Zudem liegen sehr hohe Besorgtheitswerte vor (4 Stufige Likertskala): M= 3,0531 SD= ,83712. In der Literatur wird zudem gesagt, dass Aufgeregtheit nur einen Einfluss auf die Leistung hat, wenn hohe Besorgtheitswerte vorliegen (Hodapp et al., 2011). Man kann den Zusammenhang zwischen Aufgeregtheit und Konzentration möglicherweise also dadurch erklären. Jedoch durch den insignifikanten t-Test sagen, dass diese Ergebnisse nicht auf Die Grundgesamtheit übertragbar sind.

LG
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Re: Insignifikanter t-Test trotz signifikanter Korrelation

Beitragvon PonderStibbons » Sa 12. Sep 2020, 21:12

Ich habe meine Gruppe demnach in hoch- und niedrigleistungsängstliche Frauen eingeteilt

Meine Frage war ausdrücklich, wie eine solche Einteilung erfolgt ist.
"Hochleistungsägstlich" müsste typischerweise irgendwas im Bereich
bis 1. bis 15. Perzentil der Normwerte sein. Sollte zum Beispiel
die Stichprobe am Median in 2 Teile geteilt worden sein, wäre das
statistisch und inhaltlich sehr sinnlos (ich gehe davon aus, es wurde
anders verfahren).
(Besorgtheit) Frauen (N= 24): M= 162,708333 SD 31,567015

Nur nebenbei, ich würde vorschlagen, sowas nicht 6 Stellen hiner dem
Komma anzugeben.
Ich habe gelesen, dass man wohl einen T-Test durchführen kann, um die Signifikanz der erfassten Korrelationen zu ermitteln und diese entsprechend auf die Grundgesamtheit zu übertragen.

Das ist der t-Test des Korrelationskoeffizienten, nicht der t-Test
für Mittelwertvergleiche.
Wohlmöglich sagen mir diese Ergebnisse, dass die Korrelation zwischen Aufgeregtheit und Konzentration zwar in dieser Stichprobe signifikant ist, aber nicht in Bezug auf die Grundgesamtheit.

Ich kann Deinen Vorstellungen leider nicht mehr folgen. Ich würde annehmen,
Du musst das mit Deinem Betreuer besprechen.

Noch gutes Gelingen.

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Re: Insignifikanter t-Test trotz signifikanter Korrelation

Beitragvon Alicia_96 » Sa 12. Sep 2020, 21:37

Ich habe mit meiner Betreuerin abgesprochen die Hoch- und Niedrigleistungsängstlichen einzuteilen, indem ich eine Standardabweichung vom Mittelwert abgezogen, die Niedrigleistungsängstlichen einordne und die Hochleistungsängstlichen habe ich eingeteilt, indem ich eine Standardabweichung auf den Mittelwert drauf addiert habe (ich hoffe das ist verständlich). Meine übrigen Probanden habe ich dann als Mäßigleistungsängstlich eingeteilt.

Zu meiner Interpretation: Ich verstehe nicht so recht, wie ich zwar signifikante Korrelationen zwischen Aufgeregtheit und Konzentration erfassen konnte, meine Stichprobe sich jedoch nicht signifikant voneinander unterscheidet. Vor allem da ich ähnliche Korrelationen für Besorgtheit erfasst habe und diesbezüglich signifikante Unterschiede zwischen den Leistungsangstgruppen erfassen konnte. Wie würdest Du das denn interpretieren, wenn du signifikante Korrelationen, aber keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen hast?
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