von bele » Mi 30. Aug 2017, 11:08
Sollen das zwei unterschiedliche Untersuchungen sein, oder gehen wir davon aus, dass Soja und Mais sich im Prinzip gleich verhalten sollten? Ist von einer stetigen Zunahme der Keimfähigkeit mit zunehmender Behandlungsdauer auszugehen, oder sind erheblich nicht-stetige Veränderungen möglich (sowas wie "5 Minuten sind am besten, 10 Minuten am schlechtesten, darüber wird es wieder besser)? Im einen Fall könnte man die Behandlungsdauer als intervallskalierte Größe betrachten, im anderen müsste man sie als nominale betrachten. Die gleiche Frage stellt sich bei der Samenmenge. Zusammen macht das den Unterschied zwischen 2 zu schätzenden Koeffizienten und 8 zu schätzenden Koeffizienten im eifachsten linearen Modell für diese beiden Prädiktoren.
Wenn Du noch eine Poweranalyse machen willst, musst Du abschätzen, welche Keinmungsraten realistisch sind. Wenn alles Saatgut fast immer keimt, dann brauchst Du viel mehr Proben für eine aussagkräftige Statistik, als wenn das im Schnitt immer nur 50% tut. Zuletzt wirst Du Dich fragen müssen, welche Größenordnung von Keimratenunterschieden Dich interessiert. Wenn Dich ein Keimungsratenunterschied von 0,5% interessiert, brauchst Du natürlich viel mehr Experimente als wenn nur einer von 20% interessiert.
Soweit sind das alles erst einmal Fragen an den Botaniker, bevor der Statistiker anfangen kann.
Deine Frage wird am Ende nicht banal zu beantworten sein: Du willst ja am Ende wohl "Prozent Keimungsrate" vergleichen. Da die 20er Gruppen aber immer nur Prozente in 5%-Schritten liefern können, die 100er Gruppen aber in 1%-Schritten, muss man vorsichtig mit Rundungsfehlern sein (was ist die bessere Keimungsrate? 20/20 oder 99/100? Klingt banal:100% erscheint besser als 99%. Ist aber nicht banal, denn die Untergrenze des 95%-KI für die Keimwahrscheinlichkeit ist bei 99/100 mit 95% deutlich größer als bei 20/20 mit nur 83%. 20/20 wäre also gut vereinbar mit einer wahren Keimungsrate von 90%, 99/100 wäre damit kaum vereinbar. 20/20 ist also nicht besser als 99/100). Einfacher wäre es, aber vielleicht nicht praktikabel, von jeder Gruppengröße je 400 Samen pro Behandlungsdauer zu behandeln. Also 20 Päckchen à 20 Samen, 10 Päckchen à 40 Samen, 5 Päckchen à 80 Samen und 5 Päckchen à 100 Samen. Wahrscheinlich ist das aber zu teuer (und deckt auch die 60er Größe nicht ab, weil 60 eine 3 als Primfaktor hat und damit das kleinste gemeinsame Vielfache verdreifachen würde...).
Bitte geh noch mal in Dich und beschreibe so gut Du kannst, was das Experiment eigentlich zeigen soll, wozu die Auswertung gut sein soll und vor allem: Welche weiteren Annahmen kann man aus botanischer Sicht vernünftigerweise treffen? Was sind die von Dir erwarteten Werte (Größenordnung) und welche Abweichungen würden Dich interessieren?
LG,
Bernhard
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